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Vater, Sohn und ein Stück Geschichte

  • Fr, 05. Juli 2024
    Laufenburg

     

Nicht nur eine schöne Stadtansicht: Hinter einem Gemälde von Erwin Emerich verbirgt sich auch ein Stück Laufenburger Stadtgeschichte.

Die Codmananlage in Laufenburg, gemalt von Erwin Emerich  | Foto: Martin Blümcke
Die Codmananlage in Laufenburg, gemalt von Erwin Emerich Foto: Martin Blümcke
So wie auf diesem Gemälde zeigt sich seit jeher von der Codmananlage in Laufenburg her die Häuserfront auf der Schweizer Seite vom Laufenplatz rheinabwärts. Dahinter sind das Dach mit Glockentürmchen des Rathauses und die Pfarrkirche St. Johann zu sehen. Wer hat diesen Blick mit dem bewegten Wasser vor dem trichterförmigen Einschnitt der Totenwoog mit Ölfarben auf Leinwand festgehalten? Links unten hat der Künstler sein Werk signiert: Erwin Emerich im Jahr 1957. Für das Spiel von Licht und Schatten hat er die Abendsonne gewählt.

Es ist mehr als ein Zufall, dass Vater und Sohn Erwin Emerich in Laufenburg Werke hinterlassen haben. Der in Karlsruhe akademisch ausgebildete Senior hat die Ansicht auf beide Laufenburg im Ratssaal im Jahr 1943 im Auftrag des damaligen Bürgermeisters Alois Häffner gemalt. Mitte der 1950er-Jahre hat er das werbewirksame Plakat gestaltet, in dessen Mitte eine Königskerze aufragt und rechts und links die beiden Stadthälften ihren baulichen Charme vermitteln.

Der Sohn wurde am 16. Juli 1904 in München geboren, zog mit der Familie nach Markdorf und bald nach Lörrach, wo er vom Vater im Zeichnen und Malen eingewiesen wurde. Zur weiteren Ausbildung begab sich der Junior nach dem Abitur nach Berlin, London und Essen (Folkwangschule). In rheinischen Ateliers und Zirkeln vervollkommnete er seine Landschaftsmalerei. Den 21-Jährigen zog es zur Fliegerei und der gelehrige Schüler wurde bald Fluglehrer und Einflieger. Im Zweiten Weltkrieg war der Leutnant in einem Nachtgeschwader als Kurierflieger in Mitteleuropa unterwegs.

Nach Kriegsende zog er mit seiner Frau Charlotte, einer Tänzerin, nach Laufenburg in eine Wohnung in der Grunholzer Straße. Ein Jahr später übernahm sie das städtische Verkehrsamt und baute den Tourismus auf und aus. Seit 1956 half ihr ihr Mann, der als Maler von Laufenburger Motiven in Öl und in Aquarell sein Auskommen suchte. Drei Monate vor seinem 60. Geburtstag starb der Kettenraucher Erwin Emerich junior 1964 an einem Herzinfarkt – nur vier Jahre nach seinem Vater.

Und wie ist dieses Bild ins Stadtarchiv gekommen? Heinz Thomann aus Wallbach suchte als Ortshistoriker Rat beim Autor. Dabei erzählte der pensionierte Gewerbelehrer an der Rheinfelder Schule – gelernter Maschinenschlosser und Ingenieur – von einem großen Ölgemälde mit einer Laufenburger Ansicht, das er mit nach Hause nehmen durfte, als in seiner Schule eine Wand mit Schränken ausgestattet wurde. Vermutlich hat Landrat Otto Bischoff – bis zur Kreisreform gehörte Rheinfelden zum Kreis Säckingen – Emerich junior dieses Gemälde abgekauft und in das Gebäude bringen lassen.

Ressort: Laufenburg

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