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UNTERM STRICH: Riskanter Umweltschutz

In Rom gibt es für Pfandflaschen Tickets für Bus und Bahn / Von Julius Müller-Meiningen.  

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Die Idee, Flaschen der Umwelt zu Liebe zu sammeln und dafür Geld zu bekommen, hat sich in Italien bislang nicht durchgesetzt. Das Pfand ist dem Durchschnittsitaliener fremd, wie auch sonst die Sorge um die Schöpfung insbesondere südlich der Toskana zu wünschen übrig lässt. In Rom gibt es nun allerdings einen Feldversuch – ausgerechnet in der Stadt, die mal wieder im Hausmüll untergeht und in der keine der vorangegangenen drei Stadtverwaltungen das Müllproblem in den Griff bekommen hat. Benutzer der öffentlichen Verkehrsmittel können Plastikflaschen in einen Automaten einwerfen und bekommen Vergünstigungen bei Fahrscheinen und Monatskarten. Das Guthaben wird per App auf dem Mobiltelefon gutgeschrieben.

Wer nun in Vatikannähe unterwegs ist, kann zuweilen Menschenschlangen beobachten, die am U-Bahnhof Cipro Plastikflaschen in den entsprechenden Automaten einwerfen. Einen Monat nach Einführung der neuen Methode seien bereits 100 000 Plastikflaschen auf diese Weise entsorgt worden, teilte die Stadtverwaltung mit. Ein Problem aber ist, dass in der knapp Drei-Millionen-Metropole gerade einmal drei Sammelautomaten aufgestellt wurden. Auch die Belohnung ist eher spärlich. Pro Plastikflasche werden den Nutzern auf der App MyCicero gerade einmal fünf Cent gut geschrieben, man braucht also 30 Flaschen für eine Einzelfahrt zum Preis von 1,50 Euro.

Ob der Schriftsteller und Politiker Marcus Tullius Cicero, nach dem die App benannt wurde, das wohl als öffentlichen Geiz bezeichnet hätte? Der letzte Haken dieser eigentlich schönen Geschichte sind die öffentlichen Verkehrsmittel in Rom, deren Nutzung mit nicht geringen Risiken für Leib und Leben verbunden ist. Zwei Rolltreppen stürzten im vergangenen Jahr in sich zusammen, mehrere Menschen wurden verletzt. Zudem gingen in den letzten drei Jahren insgesamt 67 Linienbusse in Flammen auf. Ob das die fleißigen römischen Pfandsammler vergessen haben?

Ressort: Kolumnen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 11. Oktober 2019: PDF-Version herunterladen

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