UNTERM STRICH: Die Klügste im Ameisenstaat

Warum afrikanische Ameisen manchmal einen Umweg laufen / von Manuel Fritsch.  

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"Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran, als eine Pause." Dieser Spruch prangt auf einem Lesezeichen, das der Autor mal geschenkt bekam. Gemeinsam mit einem gemütlichen Bild des Buddhas scheint sich hier fernöstliche Weisheit in Reinform darzubieten: Um seine Ziele zu erreichen, kann es effizienter sein, einen Umweg einzuschlagen, innezuhalten. Diese Erkenntnis ist aber keine rein fernöstliche. Der Spruch auf dem Lesezeichen stammt von einer englischen Dichterin, Lobpreisungen des produktiven Nichtstuns finden sich in der europäischen Kulturgeschichte zuhauf. Der spanische Philosoph Miguel de Unamuno, schrieb gar ein "Plädoyer des Müßiggangs".

Dass das tumbe Seinen-Zielen-Hinterherrennen nicht der klügste Weg ist, seine Ziele auch zu erreichen, ist aber keineswegs eine Erkenntnis, die kultivierten Menschen (wie Lesezeichenbedruckern) vorbehalten wäre. Sie findet sich auch im Tierreich. Die afrikanische Matabele-Ameise zum Beispiel läuft zuweilen Umwege, um schneller wieder nach Hause zu kommen. Das haben Forscher aus München herausgefunden. Die Tierchen wählen den schnellsten, nicht den kürzesten Weg. Wer ein GPS mit Live-Verkehrsdaten besitzt, wird sich das vorstellen können – und die Ameisen bewundern, die dafür keine Satelliten brauchen. Bemerkenswert ist dabei, dass die Ameisen sich um Schwarmintelligenz nicht scheren. Die Entscheidung zum klugen Umweg wird von einem einzelnen Tier getroffen. Vom Intellektuellen der Ameisenkolonie.

Der Hang zu Umwegen und Pausen ist gerade bei Intellektuellen weit verbreitet. Und da schlagen wir unsere tierischen Konkurrenten um Längen. Während die Ameise noch an Weglängen arbeitet, haben wir Sonderforschungsbereiche eingerichtet, die sich mit der Muße beschäftigen (so in Freiburg). Am effektivsten aber sind die zitierten Forscher selbst. Wer seinen Arbeitstag damit verbringt, Ameisen zu beobachten, dem kann beim Thema Entschleunigung so schnell niemand etwas vormachen.
Schlagworte: Miguel de Unamuno, Manuel Fritsch
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