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UNTERM STRICH: Die Grenzen von Klatsch und Tratsch

In einer philippinischen Stadt sollen Gerüchte bald verboten werden / Von Michael Saurer.  

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Unternehmen sind Biotope wie jedes andere auch. Ganz unterschiedliche Arten der Spezies Mensch tummeln sich da. Ökologen würden von einer hohen Biodiversität sprechen. Und überall dort, wo unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen, herrscht auch Neugier aber auch Skepsis gegenüber dem Einzelnen. Da wird dann interessant, was der Meier aus der Buchhaltung wieder für ein neues Auto hat, warum das Mauerblümchen aus dem Vertrieb in den letzten Wochen so auffällig oft mit dem Müller aus dem Marketing zusammensitzt. Läuft da was?

Tratsch halt. Und der ist für das soziale Gefüge überaus wichtig, wie US-Forscher nun herausgefunden haben. Im Fachmagazin Social Psychological and Personality Science schreiben die Psychologen der University of California, dass Tratsch nur selten bösartig sei und außerdem helfe, Freundschaften und Vertrauen aufzubauen. Manche Forscher, so schreibt es die Süddeutsche Zeitung, würden sogar von "sozialem Kitt" sprechen und darauf verweisen, dass die Evolution der Sprache ohne Klatsch und Tratsch gar nicht möglich gewesen sei. Somit – so könnte man es hineininterpretieren – handelt es sich beim Entstehen der Gerüchteküche wohl um einen Meilenstein der menschlichen Entwicklung, fast wie die Erfindung des Feuers – schlussendlich also um etwas zutiefst menschliches.

Diese Erkenntnisse haben die Philippinen noch nicht erreicht. Zumindest nicht das Büro von Ramon Guico, dem Bürgermeister der Stadt Binalonan. Guico will in seiner Stadt künftig den Tratsch und die Verbreitung von Gerüchten unter Strafe stellen. Insbesondere in der Nachbarschaft. "Wir wollen die Leute daran erinnern, dass sie gute Nachbarn sein sollen", sagte seine Assistentin Donabel Sabado der Deutschen Presse-Agentur. Noch müsse aber der Stadtrat zustimmen.

Dass das Gremium sich mit der Entscheidung Zeit lasse, um eigene Verfehlungen zu kaschieren, ist aber nur ein Gerücht. Vielleicht sogar eines, mit dem man sich schon strafbar machen würde.

Ressort: Kolumnen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 20. Mai 2019: PDF-Version herunterladen

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