"Unser Land bleibt ein Experiment"
BZ-INTERVIEW: 60 Jahre Israel – der Historiker Tom Segev über sein Leben am Fuß des Vulkans.
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in paar Stunden noch, dann beginnt der Sabbat. Der sonst so dröhnende Verkehr in Jerusalem lässt merklich nach. Von Tom Segevs Wohnzimmer geht der Blick hinaus in die Judäische Wüste. Durch die Hügel schlängelt sich ein Betonband – die neue Mauer, was den 63-Jährigen nicht nur wegen der Aussicht stört. Wir nehmen Platz in zwei alten Sesseln, die einst im Fotogeschäft der Mutter standen. Segev ist einer der bekanntesten Geschichtswissenschaftler seines Landes. Er und andere "New Historians" haben sich erstmals an eine kritische Neubewertung des Zionismus und damit des Gründungsmythos des Staates Israel gemacht. Mit ihm sprach unsere Korrespondentin Inge Günther.
EBZ: Herr Segev, Israel wird sechzig Jahre alt. Worauf ist man in diesem Land heute stolz?
Segev: Zum Beispiel darauf, dass die Israelis heute besser leben als die meisten anderen Menschen dieser Welt. In internationalen Vergleichstabellen von Unesco, Weltbank und Weltgesundheitsbehörde sind wir immer mindestens auf Platz 15. In vielen Dingen werden wir sogar fortschrittlicher als europäische Länder eingestuft.
BZ: Sicher nicht in sozialer Hinsicht. Die Einkommensschere zwischen Reich und Arm klafft gewaltig auseinander.
Segev: Das stimmt. Die Zahl der Armen wie der schwerreichen Milliardäre hat in den letzten zehn Jahren stark zugenommen. Dennoch, Israel ist schon ein Land, das seinen Bürgern hohe Lebensqualität bietet.
BZ: Was ist ...