Zischup-Schreibwettbewerb Herbst 2020

Und dann war erstmal alles dicht

Mara Eckerle aus der Klasse 9b des Marie-Curie-Gymnasiums in Kirchzarten beschreibt in ihrem Text ihre von Corona verursachten Entbehrungen. Und über den ein oder anderen Glücksmoment.  

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Corona macht viele Menschen auch zu Naturbeobachtern.   | Foto: Felix Kästle (dpa)
Corona macht viele Menschen auch zu Naturbeobachtern. Foto: Felix Kästle (dpa)
Ich kann mich noch genau an den Augenblick erinnern, als wir im Februar bei einem Langlaufwettkampf waren und die ersten Corona-Fälle in China aufgetaucht sind. Damals haben wir unsere Freundin noch ausgelacht, als sie sich ihre Hände desinfizierte und Angst hatte, dass das Coronavirus zu uns kommt. Nicht einmal einen Monat später wurde dann unser Spanienschüleraustausch an der Schule abgesagt – und die Schulen auf unvorhersehbare Zeit geschlossen.

Tja und dann war erstmal alles dicht. Man musste sich den Schulstoff selbst beibringen, konnte keine Freunde treffen und das Training war auch auf Eis gelegt. Am Anfang freuten wir uns alle, weil wir nicht mehr in die Schule gehen mussten und länger schlafen konnten. Mit der Zeit war man daran gewöhnt, die Freunde nur über Facetime zu sehen und sich Mathe mit Lehrer Schmitt beizubringen. Allerdings ließ bei mir irgendwann die Motivation nach. Ich hatte keine Lust mehr, zuhause allein am Schreibtisch zu sitzen und schickte die Aufgaben oft erst auf den letzten Drücker ab.

Anderseits bin ich durch Corona auch wieder auf alte Hobbys gestoßen, für die ich vor Corona einfach keine Zeit hatte. So kam es dann, dass ich öfters Mountainbiken und Inlinern ging oder mal das ein oder andere Buch las und mal eine längere Serie gucken konnte.
Den Wechselunterricht fand ich ziemlich entspannt. Man konnte sich in den kleinen Gruppen besser konzentrieren. Und obwohl man sich nicht mehr vor den Fragen der Lehrer drücken konnte, mochte ich das System. Die Lehrer waren viel lockerer drauf und mündlich verbesserte ich mich auch um einiges.

Und dann durften auch endlich wieder die Sportvereine öffnen. Auch wenn wir nur einmal die Woche zusammen trainieren durften, war es schön, endlich mal wieder mit Freunden im Training über sämtlichen Klatsch und Tratsch zu reden, anstatt allein im Wald mit Kopfhörern im Ohr zu joggen. Nach den Sommerferien war dann wieder das alte Schulsystem zurück. Allerdings mussten wir Maskes tragen. Doch schon nach einer Woche in der Schule gab es einen Coronafall in unserer Stufe, und meine ganze Spanisch- und Parallelklasse musste für zwei Wochen in Hausquarantäne.

Ich war genervt. Ich konnte nicht mehr ins Training, konnte bei einem Wettkampf nicht teilnehmen und mich nicht für einen anderen vorbereiten. Und während ich zuhause durchdrehen würde, durfte die andere Klassenhälfte, die nicht in Spanisch war, sich verabreden und rausgehen. Um nicht ganz den Sport zu vernachlässigen, liehen wir uns bei Freunden und Verwandten einen Crosstrainer und einen Hometrainer fürs Fahrradfahren aus. Außerdem spielte ich mit einem Selftrainer Tennis im Garten, boulderte an unserem Campusboard, machte Stabilisationstraining oder Klimmzüge an unserer Klimmzugstange.

Zudem telefonierten meine Trainer und Freunde mit mir oder ich kochte zusammen mit meinem Bruder, der ein paar Tage zuvor ebenfalls in Quarantäne geschickt worden war. Nach der Quarantäne war ich erst einmal froh, wieder raus gehen zu können. Allerdings merkte ich in der Schule, dass der Rest unserer Klasse viel mehr Stoff durchgenommen hatte, als wir bekommen haben. Und auch beim Training merkte ich das wenige Trainieren. Aber ich freute mich trotzdem auf das bevorstehende Trainingslager, an dem ich dieses Mal teilnehmen konnte.

Doch schon eine Woche nach der Quarantäne durfte ich schon wieder zu Hause bleiben. Meine Schwester bekam hohes Fieber, und die Lehrer und Trainer meinten, ich solle zur Sicherheit lieber zuhause bleiben. Während
ich also zuhause auf das Testergebnis meiner Schwester wartete, verpasste ich schon wieder ein Trainingslager. Es war zum Verrücktwerden. Kurz vor den Herbstferien wurde die Maskenpflicht dann erweitert und wir wurden dazu aufgefordert, die Masken nun auch während des Unterrichts zu tragen. Einerseits finde ich ist es
richtig und sinnvoll, anderseits wird man durch die Maske unaufmerksamer, und es ist schwierig, sich
auf den Unterricht zu konzentrieren. Der einzige Vorteil ist, dass man jetzt im Unterricht Kaugummi
kauen kann, und die Lehrer nichts mehr sagen können.

Leider wird nun von Woche zu Woche noch mehr eingeschränkt! Nach den Herbstferien findet kein
Training mehr statt und unsere ganzen Trainingslager in Italien und der Schweiz wurden abgesagt. Für uns ist gerade jetzt die wichtige Vorbereitungszeit, da im Winter die Hauptsaison vom Langlauf stattfindet. Vorerst sind die Regeln nur für den November, und ich hoffe, das bleibt auch so, weil ich jetzt schon das Training vermisse. Ich bin gespannt, wie alles weitergeht und hoffe so sehr, dass Corona bald wieder verschwindet, weil es so langsam echt reicht. Außerdem hoffe ich, dass wir nicht noch einmal einen kompletten Lockdown oder eine Quarantäne durchstehen müssen.

Aber das Wichtigste ist, dass man gesund bleibt und Freunde hat, mit denen man diese schwierige Zeit durchstehen kann. Und auf irgendeine Art zeigte uns Corona, wie wichtig es ist, die kleinen Dinge
wertzuschätzen: Zeit zu haben, mit der Familie viel zu unternehmen, außerdem waren die Termine weniger
geworden und unser Alltag war dadurch ruhiger. Es wurde auch ruhiger auf den Straßen. Die verschiedensten Vögel nisteten in unserem Garten. Die Ruhe war doch irgendwie einzigartig, zumindest da, wo ich wohne. Was für ein Glück.

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