Über Heroin wird wenig berichtet: Eine Spurensuche in Berlin
Noch immer ist die Zahl der Heroinabhängigen in Deutschland hoch. Doch seit einigen Jahren ist die Droge aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Warum eigentlich? Eine Spurensuche
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Wie er mit festem Schritt über den Kurfürstendamm geht, hier und da Schultern klopft und den Gastronomen mit einem Lächeln kurz zunickt, ist er ein Chef. Einer, der über sich bestimmt, in seinem Job ganz Souverän. Das karierte Hemd strahlt weiß in der Mittagssonne. Im grellen Licht verlieren sich Hendriks* verengte Pupillen im dunklen Braun warmer Augen. Der strebsame Zeitungsverkäufer, in den Straßenzügen seiner täglichen Route allbekannt, steht ihm ins Gesicht geschrieben. Weniger schimmert durch, dass Hendrik seit 22 Jahren Heroin nimmt, die letzten 15 Jahre auf der Straße verbrachte, seinen Besitz in einer gelben "Netto"-Supermarkttüte trägt, in der anderen Hand einen gebündelten Schlafsack. Dass er von Tag zu Tag lebt, aber nie in ihn hinein.
An einen der gläsernen Schaukästen des Berliner Prachtboulevards gelehnt, zählt Hendrik die Exemplare der Obdachlosenzeitung "Straßenfeger": Zehn hat er schon verkauft, "ich liege überm Soll", sagt er. Zackig ist sein Stil, gerade musste ein Kellner ihm hinterher eilen, den Fünfer eines Kunden für ihn in der Hand. Jetzt drückt er den ...