Törööööö!
Benjamin Blümchen wird 40 – und ist immer noch beliebt
Einer der größten und gutmütigsten Kinderzimmerhelden wird 40 – doch Benjamin Blümchen ist von einer Midlife-Crisis weit entfernt. 2018 kommt der Kult-Elefant ins Kino.
Fr, 7. Jul 2017, 9:35 Uhr
Panorama
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Ein sprechender Elefant? Den zwar eine latente Zuckerstückchensucht plagt, der ansonsten aber gemütlich und gutmütig ist, wenn nicht gar ein bisschen links? Das fand der Sender Freies Berlin in den 70er Jahren "zu trivial", wie sich Benjamin-Blümchen-Erfinderin Elfie Donnelly erinnert. Sie hatte kurz zuvor irgendwo im Allgäu gesessen und einen Kirchturm betrachtet, auf dem der Wetterhahn fehlte: "Was wäre, wenn dort oben ein Elefant stünde?", dachte sie. "Sozusagen als Wetterelefant? Ich glaube, außer mir fand das niemand lustig."
Heute ist die erste Generation an Blümchen-Fans teils selbst Eltern – und medial schnell überfordert. Will man heute nämlich als Erziehungsberechtigter mal kurz in Ruhe duschen, ohne dass das entzückende Kind in der Zwischenzeit ein Sonnencreme-Spülmittel-Experiment durchführt, braucht es erstmal Geduld: Das Kindergartenkind kann sich vorm iPad nämlich nicht zwischen dem Indianerjungen Yakari, Benjamin Blümchen, Freundin Conni, Feuerwehrmann Sam oder irgendwelchen saublöden sprechenden Autos ("Gibt’s nicht!") entscheiden.
Vor 30 oder 40 Jahren dagegen war das ganz einfach. Es gab Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg und einen Kassettenrecorder – und viele verregnete Nachmittage, in denen die lieben Kleinen die MCs rauf und runter hörten. Sie bauten Türme oder kneteten Zuckerstückchen, während Benjamin Blümchen als Bademeister arbeitete, nach Indien reiste, sich verliebte und Pirat war. Ob die Hörspiele pädagogisch wertvoll waren? War damals irgendwie noch nicht ganz so wichtig ...
"Der große graue Berg" aus dem Neustädter Zoo ist schließlich kein verstaubtes Hörspielrelikt aus den 80er Jahren – auch wenn viele der ersten Sprecherriege bereits verstorben sind – , sondern noch immer äußerst erfolgreich. Im März erst sind Dreharbeiten angelaufen mit Heike Makatsch, Didi Hallervorden und Uwe Ochsenknecht – und einem animierten Benjamin Blümchen. Kinostart ist 2018. Laut den beteiligten Studios ist der freundliche Rüsselträger mit 65 Millionen verkauften Hörspielen einer der populärsten Charaktere überhaupt, die TV-Serie wurde in 80 Länder verkauft. Mittlerweile sind nach Angaben von Kiddinx Studios – so heißt der Hör-lies-Verlag heute – 135 Folgen erschienen. Jährlich kommen drei bis vier neue raus.
Und Elfie Donnelly, die Erfinderin, liegt irgendwo in der Karibik auf einem vergoldeten Liegestuhl und beobachtet, wie ihr Konto explodiert? Nein. 1988 verkaufte die Autorin die Rechte an die Kiddinx-Studios. Sie wolle sich die neuen Folgen nicht anhören, sagte die heute 67-jährige Donnelly der dpa. "Ich weiß, dass sie von dem untergründigen Witz, den meine immer hatten, weit entfernt sind. Ich will damit nicht sagen, dass sie schlecht sind. Sie sind nur so anders."
Es gibt eine frühe Folge, "Benjamin Blümchen träumt", die weniger witzig als hintergründig ist. Darin träumt er, dass er plötzlich nicht mehr der einzige sprechende Elefant ist, sondern die Menschen die Exoten in einer Elefantenwelt. Das geht so weit, dass sich sein kleiner Menschenfreund Otto verstecken und Ottos Mathelehrer im Zirkus auftreten muss – und die Elefanten die Menschendressur bejubeln. Das ist die einzige Folge, die Kinder in der Regel nur unheimlich finden. Erwachsene Blümchen-Fans können sie sich zur Feier des Tages mal wieder anhören. Denn jetzt verstehen sie sie.
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