Spanische Insel

Tausende Menschen nach Vulkanausbruch auf La Palma evakuiert

Auf der Kanareninsel La Palma bricht nach 50 Jahren wieder ein Vulkan aus – 100 Häuser sind zerstört, 10.000 Menschen evakuiert. Die Bewohner waren vorgewarnt, denn der Vulkan kündigte sich an.  

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Die Lavaströme bewegen sich langsam von den Bergen in Richtung Meer. Die Hotels im Ferienort Puerto Naos sind evakuiert worden. Foto: Arturo Jimenez
Was sich keiner zu sagen traute, sagte am Montag die spanische Tourismusministerin Reyes Maroto: Jetzt sei der richtige Moment, sich auf den Weg nach La Palma zu machen, um "dieses wunderbare Spektakel der Natur" zu betrachten und "etwas Außergewöhnliches zu genießen". Die kanarische Politikerin Ana Oramas traute ihren Ohren nicht. "Uns ist nicht nach Scherzen", schrieb sie auf Twitter. Angesichts evakuierter Dörfer und zerstörter Häuser gebe es nur ein Wort, die Lage zu beschreiben: "Tragödie".

Faszination und Entsetzen liegen nah beieinander. Der Höllenschlund hat sich am Sonntagnachmittag im Süden der Kanareninsel La Palma aufgetan, aber wer die Bilder davon sieht, kann kaum seinen Blick abwenden. "Das werden wir bis zum Grab nicht vergessen", sagte ein Polizist, der neugierige Journalisten und andere davon abhielt, sich das Spektakel aus Feuer und Lärm und Gestank aus nächster Nähe anzusehen. Am wenigsten werden es die vergessen, die jetzt ihren Besitz verlieren. Rund hundert Häuser fraß die Lavawalze bis zum Montagnachmittag. Landwirte fürchteten um ihre Bananenplantagen. In Puerto de Naos im Südwesten der Insel wurden für alle Fälle Hotels evakuiert. Das große Glück ist, dass bisher kein Mensch zu Schaden kam.

Der Vulkanausbruch kündigte sich an

Der Vulkanausbruch hatte sich angekündigt. Die Kanarischen Inseln sind Vulkaninseln, im Laufe der Jahrmillionen vor der westafrikanischen Küste aus dem Atlantik emporgeschleudert. Die jüngsten der acht bewohnten Inseln sind La Palma und El Hierro ganz im Westen, und dort brodelt es hin und wieder noch. Zum letzten Mal vor zehn Jahren unter Wasser vor El Hierro. Zu Lande zuletzt vor fünfzig Jahren auf La Palma, nicht weit vom jetzigen Ausbruchsort. Die Natur scheint die Insel noch nicht fertig gestaltet zu haben und fügt alle paar Jahrzehnte neue Pinselstriche hinzu. Das wissen die 85.000 Bewohner. Sie kennen die Gefahr, aber fünfzig Jahre sind lang genug, um sie aus dem Gedächtnis zu verdrängen.

Am 11. September registrierten Seismografen erste Erdstöße. Zunächst in großer Tiefe, dann immer mehr, bis Sonntag um 15.12 Uhr schließlich die Erde in El Paso mit gewaltigem Getöse aufbrach, auf mehr als 1000 Meter Höhe im Bergland namens Cumbre Vieja. Im Laufe der Stunden öffnete sich die Erde an sieben weiteren Stellen und spie Lava bis zu 500 Meter in die Höhe. Aus der Ferne sah es aus, als würde dort eine Kathedrale aus Feuer gebaut. Noch höher in den Himmel stieg schwarzer Rauch auf, kein Wind bewegte ihn.

Noch vor dem Ausbruch waren die ersten Anwohner mit körperlichen Einschränkungen evakuiert worden, danach auch alle anderen, bis zu 10.000 Menschen. Sie waren vorgewarnt worden, dass sie das Wichtigste zusammenpacken sollten. Es gab keine Panik. Aber dann Tränen bei denen, deren Besitz unter der Lava verschwand. Die wälzte sich erst etwas schneller, dann immer gemächlicher bergab Richtung Meer im Westen, ein gar nicht so gefährlich aussehender Streifen, aber ein gefräßiger. Am Montagabend sollte er die Küste erreicht haben.

Eine Insel für Natur- und Wanderfreunde

La Palma ist eine Insel für Natur- und Wanderfreunde, viele kommen aus Deutschland. Im Norden der Insel liegen auf 2400 Metern Höhe die Sternwarten des Roque-de-los-Muchachos-Observatoriums, einem der besten Orte der Welt für den Blick ins All. Zum Glück für das Observatorium ist der Rauch aus dem Vulkan im Süden in eine andere Richtung abgezogen. Ihre Arbeit sei nicht beeinträchtigt, berichtet ein Sprecher. Auch der Flugverkehr auf La Palma oder den anderen Kanareninseln ist bisher nicht von Rauch oder Asche behindert.

Der Vulkanausbruch im Nationalpark Cumbre Vieja vom Sonntag ist der siebte im vergangenen halben Jahrtausend. Nach den Erfahrungen der Vergangenheit dürfte er noch ein paar Wochen oder Monate andauern.

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