Tanzprojekt in St.Georgen
Tanzen, träumen, Raum erobern
Die Mädchen mit und ohne Fluchterfahrung, die beim Projekt "Tanz(t)raum" mitmachen, zeigen am Samstag ihre Choreographien.
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ST. GEORGEN. Montagabends sind sie fest verplant: mit Tanzen. Seit einem Jahr ist das Projekt "Tanz(t)raum" für 18 Mädchen etwas ganz Besonderes. Sie sind eine feste Gemeinschaft geworden. Ihre Hintergründe sind sehr unterschiedlich: Die Kleinsten sind erst 7, die Ältesten schon 18 Jahre alt. Die Hälfte von ihnen hat Fluchterfahrung, die anderen nicht. Am kommenden Samstag haben sie ihren ersten großen Auftritt. Da wird auch eine kleine Jungs-Gruppe beteiligt sein, die ebenfalls zu dem Projekt gehört, das die Jugendzentren St. Georgen und Vauban organisieren.
Als die Szene fertig geprobt ist, enttarnen sie sich: Zahraa (9) steckt unter dem gelben Tuch, sie ist eine der Jüngsten. Jessica Pfister ist ihre blaue Kollegin – sie arbeitet als Sozialpädagogin im Juks St. Georgen und ist eine der drei Leiterinnen der Mädchengruppe des "Tanz(t)raums". Sie tanzt schon lange, auch in einer Tanzgruppe mit Christiane Klein, die in Erziehungswissenschaften promoviert, Anne Frenk, die Theologie studiert hat, und Nora Anders, die ebenfalls Erziehungswissenschaftlerin ist. Alle vier sind zwischen 27 und 30 Jahre alt und kannten sich aus ihrem Studium. Irgendwann wollten sie nicht mehr "nur" zusammen tanzen, sondern ein Projekt machen, erzählt Christiane Klein. So kam’s, dass die vier eines Tages mit viel Musik und Flyern dort auftauchten, wo Zahraa lebt: In der Flüchtlingsunterkunft an der Wiesentalstraße.
Zahraa hatte sofort Lust, mitzutanzen. "Vorher habe ich auch schon manchmal getanzt – mit Mama", erzählt sie. Auch ihre Schwester Fatima (13) ist mit dabei. Die Familie ist aus dem Irak geflüchtet. Anfangs konnten viele derjenigen neun Mädchen, die aus dem Irak oder aus Syrien stammen, noch kein Deutsch, erinnert sich Christiane Klein. Die meisten waren zu Beginn des Projekts vor einem Jahr noch nicht lange in Freiburg. Doch die Organisatorinnen kannten Übersetzer, die ehrenamtlich einsprangen, vor allem, wenn es um Informationsgespräche mit den Eltern ging. Und dann haben Zahraa und die anderen in ihren Schulen so schnell Deutsch gelernt, dass das Problem längst gelöst ist.
Auch Lelan (11) und ihre Schwestern Hilaz (13) und Vian (9) sind dabei, sie mussten aus Syrien fliehen. Lelan ist ein bisschen nervös wegen der Aufführung am Samstag. Ihre Eltern werden kommen, Freunde und auch Lehrer – sie geht ins Evangelische Montessori-Schulhaus. Die Hälfte der Mädchen ist in Freiburg aufgewachsen, einige waren vorher in anderen Tanzgruppen. Thalia (9) hat schon lange im Hort in Haslach getanzt und irgendwann vom "Tanz(t)raum" erfahren. Amaya (12) ist montags immer im Juks und hat so das Projekt kennengelernt. "Hier sind alle nett zueinander", schwärmt sie. Dank der guten Atmosphäre stehen alle prima fünf oder sechs Stunden lange Workshops wie am Wochenende durch – nicht nur mühelos, sondern sogar mit Begeisterung.
Bei den Jungs, die immer im Juks Vauban mit dem Juks-Mitarbeiter Philipp Delfosse proben, gibt’s weniger Konstanz. Zurzeit seien vier dabei, erzählt Christiane Klein, zwei mit und zwei ohne Fluchthintergrund. Bei der Aufführung am Samstag werden die Jungs dabei sein, unter anderem bei einer Einlage mit Standardtanz. Anfangs waren die Tänzerinnen unter sich, beim ersten kleinen Auftritt wurden nur Mütter und Freundinnen eingeladen. Doch dann stellte sich heraus, dass niemand ein Problem damit hatte, vor gemischtgeschlechtlichem Publikum zu tanzen – und auch mal zusammen mit Jungs. Das Programm ist sehr gemischt: Von Ballett bis zu orientalischem Tanz ist alles dabei. Bei den Mädchen kommen Hiphop und die vielen selbstentwickelten Choreographien am besten an.
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