Streit um "Dürre-Erdbeeren" aus Spanien spitzt sich zu
Die Protestbewegung Campact fordert vom deutschen Handel einen Verkaufsstopp für Erdbeeren aus Huelva in Andalusien. Der Aufruf bringt Landwirte in Rage – und führte nun zur Absage einer Reise von Bundestagsabgeordneten.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Die Protestbewegung Campact richtet sich an die Ketten Edeka, Lidl, Rewe und Aldi und fordert: "Stoppen Sie den Verkauf von Dürre-Erdbeeren." Bis Dienstagnachmittag zählte die Petition rund 165.000 Unterzeichner. Sie richtet sich gegen Gesetzespläne der rechtsgerichteten Regionalregierung in Andalusien zur Regulierung illegal betriebener Beerenfarmen nahe des Doñana, dem größten Feuchtgebiet Europas. Gehen die Pläne durch, könnten Umweltschützern zufolge 1500 Hektar Anbaufläche legitimiert werden, die größtenteils über illegale Brunnen bewässert werden.
Die spanische Bauerngewerkschaft Asaja kritisiert die Petition als eine "harte und ungerechtfertigte Attacke auf unseren Agrarsektor". Der Boykottaufruf sei ein "Angriff auf tausende Produzenten und deren Familien, die das ganze Jahr über hart arbeiten". Der Branchenverband Interfresa bezeichnet die Campact-Kampagne als "hinterhältig und schädlich" für die Beerenindustrie und deren Beschäftigte. Rund 100.000 Jobs hängen in der Region an der Erdbeere.
Die konservative Volkspartei (PP), die in Andalusien regiert, springt den Landwirten bei. Die Erdbeere aus Huelva sei "unfairen Attacken aus ideologischen Gründen" ausgesetzt, sagt Landwirtschaftsministerin Carmen Crespo. Der sozialdemokratischen Nationalregierung von Pedro Sánchez wirft sie vor, Campact zu unterstützen. Das geplante Regionalgesetz verteidigt die PP damit, dass ein Gesetz von 2014 reformiert werden müsse, das 9000 Hektar illegaler Anbaufläche reguliert, jedoch dabei hunderte Landwirte vergessen habe. Am Montag hat sich der Streit zugespitzt.
Eine Gruppe von neun Abgeordneten aller Parteien des Deutschen Bundestags traf in Spanien ein. Die Delegation des Umweltausschusses beschäftigt sich mehrere Tage lang in verschiedenen Teilen des Landes mit den Themen "Wasserknappheit und Verbraucherschutz". Bei einem Besuch in Andalusien sollte es um die "illegale Wasserentnahme" am Doñana gehen. Die rechtsextreme Partei Vox kritisierte den Besuch als "vollkommen inakzeptabel". Das sei eine "Einmischung, die keine anständige Regierung tolerieren sollte". Volkspartei und Vox wird immer wieder vorgeworfen, den Klimawandel zu leugnen.
Die deutsche Delegation strich schließlich ihren Trip nach Andalusien – und zwar auch "in Anbetracht der hohen politischen Bedeutung, die die Themen der Reise in den vergangenen Tagen in den bevorstehenden spanischen Nationalwahlen gewonnen haben", wie die Gruppe mitteilte. Ende Juli finden in Spanien vorgezogene Parlamentswahlen statt. Die Delegation sei einer "Bitte der Regionalregierung nachgekommen, Andalusien nicht zu besuchen", hieß es aus dem Büro eines mitreisenden Abgeordneten.