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"Ölfte Ölfte"

Statthalter Mike us de Bergstrooß regiert Schopfheims Narren

Mike Markstahler ist als "Mike us de Bergstrooß" neuer Schopfheimer Statthalter und führt die Narren in die Fasnachtszeit. Und zwar unter dem Motto "Egal wie’s chunnt – d’Fasnacht bliibt bunt".  

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Zwei, die sich gut kennen, vor allem aus der Langenauer Feuerwehr: Bürgermeister Dirk Harscher muss den Rathausschlüssel an seinen langjährigen Freund und Kommandanten Mike Markstahler aushändigen. Foto: Nicolai Kapitz
Ben schaffte es als Erster: Der 13-Jährige im Wiesewaggis-Häs hatte beinahe Tränen in den Augen, als er seinem Papa im Rathaussaal in die Arme fiel, als erster Gratulant aus der Narrenschar. Die Überraschung war also gelungen, hatte doch der neue Statthalter Mike us de Bergstrooß – besser bekannt als Langenaus Feuerwehrkommandant unter seinem bürgerlichen Namen Mike Markstahler – seine Familie ein bisschen veräppeln müssen, damit seine Mission an diesem Montag, dem "Ölfte Ölfte", geheim blieb. Er sei krank, hatte er seinem Nachwuchs ausrichten lassen. Denn der wäre garantiert misstrauisch geworden, wenn der Papa nicht ohne anständige Begründung wie gewohnt im Häs der "Fäger" vom Städtlizinken unter dem Rathausbalkon auf die Verkündung des neuen Schopfheimer Fasnachtsregenten gewartet hätte.

"Frauenquote" findet erneut keine Berücksichtigung

Nun stand Mike Markstahler selbst da oben auf dem Balkon, frisch zum Statthalter gekürt und – schöne Geschichte am Rande – aus den Händen seines Freundes, Langenauer Mitbürgers und vor allem Feuerwehr-Kameraden (und ganz nebenbei Bürgermeisters) Dirk Harscher mit dem Rathausschlüssel ausgestattet. Zwar hatte die Narrenzunft um Oberzunftmeister Frank Pfeiffer – wieder einmal – damit kokettiert, ob nicht mal wieder eine "angemessene Berücksichtigung der Frauenquote" angebracht wäre. Aber die Alt-Statthalter Marc us de Altstadt, der noch im vergangenen Februar das Zepter schwang, sowie dessen Vorgänger Michi vom Eiemer See präsentieren dem hästragenden und närrischen Volk an diesem Montag "e junge, hübsche, kräftige, charmante Narre-Ma" – zum Jubel auch der Damen in der Schar vor dem Rathaus.

Ozume lässt sich nicht hereinlegen

Minuten zuvor hatte diese noch das neue Motto der Schopfheimer Fasnacht vernommen: "Egal wie’s chunnt – d’Fasnacht bliibt bunt" – diese Zeilen hatte Frank Pfeifer zum Glück noch im Kopf. Denn wer auch immer den entsprechenden Zettel, den Städtlizinkenvogt Markus Weiß vor der Verkündung der aus dem Kronenbrunnen gehievten Kiste entnahm, präpariert hatte – er wollte den Oberzunftmeister kräftig reinlegen, indem er das Motto aus dem Vorjahr dort platziert hatte. In diese Falle tappte der Ozume nicht – mit breitem Grinsen.

Prolog erstmals seit Jahrzehnten mit neuen Autoren

Der närrische Geist, er war also erwacht in Schopfheim. Und irgendwie lag auch der Geist von Klaus "Müsli" Strauß noch in der Luft, als nach dem Einmarsch zu Musik der "Namelose"-Gugge und der Aruba-Band im Fackelschein am Kronenbrunnen der Prolog verlesen wurde. Der erst im September verstorbene Strauß war es schließlich, der diese Spezialität der Schopfheimer Fasnachtseröffnung in den letzten fünf Jahrzehnten zu dem machte, was sie heute ist: Ein giftspritziger Rundumschlag auf alles, bei dem Schopfheims Lokalpolitik Angriffsfläche bietet. Und das war auch in diesem Jahr nicht anders, als Markus Weiß den Prolog vortrug, verfasst erstmals von Andreas Gsell und Klaus Ziegler.

Schweigmatt-Bad als "Bauernopfer"

So nahmen Weiß und seine beiden Autoren zum Beispiel den notgedrungenen "Immobilie-Schlussverchauf" der Stadt aufs Korn, in dessen Rahmen bekanntlich zum Beispiel – bisher vergeblich – die Hebelschule veräußert werden soll. "Gar nit so eifach, chönnt me schriebe, bis jetzt isch d’ Stadt druff hogge bliebe. Und de Burgi wird ganz bleich – keine chauft de alde Seich." Sofort schlugen die Narren den Bogen zum Schweigmatter Schwimmbad, das als "Buurebad" praktisch Bauernopfer der städtischen Sanierungsversuche werde: "Doch bi dem Schwimmbad z’Schweigmatt obe, muesch halt au di Buuchgfuehl froge. Un des seit uns doch ganz klar, dass me des Schwimmbad palde cha."

"Spargelfeld" am Viehmarkt

Der geplante Mini-Kreisel bei der Sparkasse ist natürlich auch ein dankbares Opfer: "So e Minikreisel, des isch ä Seich, me chönnt au sage: Es isch e Schildbürgerstreich. Wenn dört duure fahrsch, um’s Villringer-Eck, isch di Kofferraum no Höchi Heizmann-Bäck." Und natürlich, wie soll’s auch anders sein, erwischte es auch wieder einmal die birkenbepflanzten "Chübelchischde" in der Hauptstraße, durch die am Viehmarkt immerhin ein "Spargelfeld" entstanden sei. Zinkenvogt Weiß schloss seinen Rundumschlag dann versöhnlich: Man sei schließlich "uff de neue Statthalter g’spannt".

Erster Befehl: Narrenbaum-Stellen in Langenau

Der frisch gekürte Statthalter Mike wünschte jedenfalls mit einem mehrfachen "Schopfe Aruba" allen eine glückselige Fasnacht und kündigte mit einem Augenzwinkern an seinen Kumpel Dirk Harscher an: "In de Langenauer Füürwehr, des isch bekannt, bin ich im em Burgi sii Chef, als Kommandant. Un au im Roothus chunnt’s jetz zum Trage: Bis Aschermittwuch hät de Dirk nüt meh zum sage." Der erste "Befehl" des neuen an den alten Rathauschef lautete: Der Bürgermeister darf im Januar in seinem Heimatdorf den Narrenbaum stellen.

Ressort: Schopfheim

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 12. November 2024: PDF-Version herunterladen

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Kommentare (1)

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Helmut Pordzik

297 seit 29. Apr 2021

Des Stadtparlament hät dis Johr so viel vr' broche,
wo ma sich frogt: sin di nur no b'soffe?.

Ob Kübelpflanze hii, dann wieda weg,
es hät jo doch kei richtige Zweck.

Dä Verkehr müas flüssig fliese,
D' Lüt biem Ikauf düd's vermiese.

Flüsterasphalt, Minikreisel,
Toilettegeld brusch zum saiche.

Ma glaubt di henn dä Überblick verlore,
Knecht Rubrecht macht euch langi Ohre.


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