Sprechendes Tableau
Der Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler mit einem Auftritt der Company TippingPoint im Freiburger Münster.
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Und es scheint ja wirklich die Sehnsucht nach einem solchen Schulterschluss zwischen Kirche und Kunst zu herrschen, nach Spiritualität und weniger Hektik im Alltag. Das Münster jedenfalls war an diesem Aschermittwoch gut gefüllt. Mit Menschen, denen die Kunst, so Erzbischof Stephan Burger, Lebensmittel ist. Dass in diesem Jahr nicht das Wort, sondern der Tanz in den Gottesdienst integriert wurde, muss man nicht als Zugeständnis an den Körper lesen an einem Tag, der absurder-, aber eben auch lustigerweise mit dem Valentinstag zusammengefallen ist. Eine gewisse Dialektik ist jedoch prägend und auch die Vorstellung, dass Bewegung so lesbar wie das Wort sei, sobald tanzende Körper in einer Kirche zu sehen sind.
Die Maihinger Choreografin Barbara J. Lins und die Company TippingPoint haben Erfahrungen mit Auftritten im Kirchenraum, konzentrieren sie sich doch auf gesellschaftliche Themen und den Glauben. Das Stück "Continuum" ist eine Auftragsarbeit der Erzdiözese und war als Freiburger Beitrag in Wittenberg erstmals während des Lutherjahrs zu sehen. Dennoch dürften viele mit zeitgenössischem Tanz fremdeln.
Während des Kyrie schufen einfache Gesten eine Verbindung zwischen der Compagnie, der Gemeinde und den Geistlichen. In ihrer Einführung deutete Lins diese als ein Zuwenden, eine Reaktion auf die derzeitige Weltlage und die Kritik am Konsum. Das lässt sich als Vermittlungsarbeit verstehen, aber auch als ein Festlegen auf Bedeutungen. Später fanden sich das Öffnen der Hände und das Schließen der Augen mit diesen in den Bewegungen der fünf Tänzerinnen (Maike Bez, Carmen Krämer, Barbara J. Lins, Claudia Ungericht, Linda Waldhoff).
"Continuum" ist ein sprechendes Stück, das neben harmonischen Symmetrien Situationen der Überforderungen zeigt, wenn eine der Tanzenden sich zusammenzieht, mit den Füßen auf dem Boden trappelt, während sie von einer zweiten gehalten wird: ein anschauliches Tableau der Fürsorge. Kunst muss anders als die Religion nicht alles deuten. Dieser Widerspruch wurde auch an diesem Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler nicht aufgelöst.
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