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Schüler-Talkshow

Sportlerin Verena Bentele sprach bei "Nachgefragt" in Freiburg auch über Politik

Die blinde Sportlerin Verena Bentele fand am Freiburger Rotteck-Gymnasium kritische Worte für die AfD. Außerdem eröffnete sie, welches politische Amt sie gerne begleiten würde.  

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Harriet Jacob (rechts) und Mitschüler Justus Silomon (links) mit Verena Bentele.  | Foto: Rita Eggstein
Harriet Jacob (rechts) und Mitschüler Justus Silomon (links) mit Verena Bentele. Foto: Rita Eggstein
Welcher Spruch über Sehbehinderte geht gar nicht? Das wollen die Schülerin Harriet Jacob (17) und Mitschüler Justus Silomon (16) zum Start ihrer zweistündigen Show von Verena Bentele wissen. Generell dürfe man schon Sprüche und Witze machen, es komme immer auf den Kontext sowie die Art und Weise an, sagt die Präsidentin des größten deutschen Sozialverbandes VdK, ehemalige, blinde Spitzen-Biathletin und Behindertenbeauftragte des Bundestags.

Mit "Tomaten auf den Augen" könne sie gut leben, "Blind vor Liebe" hält sie hingegen für albern – egal ob mit oder ohne Handicap. Viele Menschen seien gegenüber Behinderten jedoch übertrieben vorsichtig, weiß Bentele aus Erfahrung: "Zwischen Bewunderung, Respekt und Übergriffigkeit ist es ein schmaler Grat." Ihr gefalle es nicht, dass Leute ständig helfen wollen, ihr etwa die Jacke ausziehen. "Das mag ich nur, wenn es der passende Kerl ist", sagt sie und lacht. Sich verloren fühlen: das kenne sie gut und im Alltag könne das schon nervig – genauso, wenn Menschen über sie in ihrer Anwesenheit in der dritten Person sprechen.

"Ich will eben Grenzen erforschen und immer was Neues erleben." Verena Bentele
Bentele, die wegen eines Gendefekts von klein auf bind ist, geht gerne auf die Leute zu. Der aktive Part, sagt die heute in München und Berlin lebende Schwäbin selbst, sei ihr viel lieber. Angst habe sie in ihrem Leben fast nie gehabt. Die Rückkehr auf die Loipe nach ihrem schweren Unfall 2009, als sie einige Meter in die Tiefe stürzte, habe jedoch viel Mut abverlangt. "Das hat mich schon überrumpelt", erinnert sich die mehrfache Goldmedaillengewinnerin im Biathlon bei Paralympics. "Wieso brauchen sie immer den Kick?", fragen die top vorbereiteten Nachwuchsmoderatoren. "Ich will eben Grenzen erforschen und immer was Neues erleben", antwortet Bentele. 20 Jahre hintereinander an denselben Urlaubsort zu fahren: für Bentele undenkbar. Im Training sei sie früher wie heute nicht die allerfleißigste gewesen. "Aber ich bin die, die sich am besten quälen kann." Dieses Jahr möchte sie einen Marathon laufen, ein Radrennen fahren und Wellenreiten.

Anfragen der AfD im Bundestag zu Kindern mit Behinderung findet sie schwer erträglich

Schon als Kind war die auf einem Hopfen-Bauernhof aufgewachsene Bentele sportlich. Ihre Freizeit verbrachte das später an einer Klosterschule lernende Mädchen beim Reiten und Radfahren. "Ich fand Schule dann ok, wenn sie mich nicht belästigst hat beim Sport", sagt sie und in der Rotteck-Aula wird gelacht, wie oft an diesem gelungenen Talkshow-Abend. Das liegt an der wortgewandten Bentele und an den beiden Kursstufen-Schülern, die ihren Gast freimütig erzählen lassen und ernst nachfragen. Dabei geht es auch um Politik. Wie sie die aktuellen Vorgänge im Thüringer Landtag bezeichnen würden, wollen sie von der studierten Literaturwissenschaftlerin wissen. Eine "groteske Tragödie" findet sie und hofft, dass am Ende die Demokratie doch als Gewinner hervorgeht.

"Ich bin das Argument leid, dass die Leute nur aus Protest die AfD wählen", sagt das SPD-Mitglied. Mit der AfD wolle sie jedenfalls nichts zu tun haben, allein deren Anfragen im Bundestag zu Kindern mit Behinderung seien kaum zu ertragen, betont die frühere Behindertenbeauftragte des Bundes, die heute als Präsidentin des Sozialverbandes VdK die Grundrente ohne Einkommensprüfung fordert und für eine Vermögenssteuer ist. Dass Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble neulich von einer "Überförderung" gesprochen hat, die den Menschen die Motivation nehme, zu arbeiten und Leistung zu bringen, sei völlig unverständlich. "Er hat was nicht gerafft", sagt sie und betont: Es gehe nicht darum, dass Menschen keinen Bock haben zu arbeiten; für viele sei das eben sehr schwierig oder gar unmöglich.

Und welches politische Amt strebt sie persönlich an? Das Kanzleramt nicht, aber das Schloss Bellevue würde sie reizen. "Doch leider bin ich noch nicht 40." Das ist das Mindestalter, um Bundespräsidentin zu werden.

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Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 10. Februar 2020: PDF-Version herunterladen

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