In Wolfach
Spaßiges Steineklopfen
Steineklopfen auf der Mineralienhalde Grube Clara in Wolfach.
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Gelenkschmerzen vom vielen Kopfdrehen und Gucken, das ist das eine in der Mineraliengrube Clara in Wolfach. Und Muskelschmerzen vom vielen Steineklopfen, weil es immer noch einen schöneren, vielversprechenderen Stein gibt, das ist das andere.
Dabei ist die Grube eigentlich selbst schon ein Schatz, denn sie zählt zu den mineralreichsten der Erde. Das hat sich herumgesprochen: Als wir parken, stehen schon jede Menge Autos mit ausländischen Kennzeichen in Reih und Glied. Die Sammler kommen aus Frankreich, den Niederlanden, aus den östlichen Ländern und aus allen Teilen Deutschlands. "Manche verbringen hier ihren Urlaub, rücken frühmorgens an und gehen erst abends wieder", sagt Gabi Haas, die uns am Eingang empfängt. Die Kinder bekommen große Augen: "Ist dann überhaupt noch was für uns übrig?" Haas beruhigt, jeden Abend Punkt 17 Uhr sei Schicht im Schacht. Dann käme der große Radlader und schütte neues Material hin: Auf den ersten Hügel Silberspat, den zweiten Schwerspat und auf den dritten Hügel Flussspat.
Doch woher kommt das Material, wollen wir wissen, eine Grube ist nicht in Sicht. Das eigentliche Mundloch der Grube liegt im 13 Kilometer entfernten Rankachtal, erklärt Haas. Das Bergwerk Grube Clara gehört der Firma Sachtleben Bergbau in Wolfach und ist zurzeit das letzte, noch aktive Bergwerk im Schwarzwald. Unter Tage werden die Industrieminerale Schwerspat und Flussspat gewonnen und zur Aufbereitung nach Oberwolfach transportiert. Dort, auf den Werkshalden, durften früher Sammler gegen Eintritt an Werktagen buddeln. Das war aber sicherheitstechnisch nicht ganz unbedenklich, und so verpachtete die Firma Sachtleben ein Teil des Betriebsgeländes an eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, erzählt Haas. Deshalb betreibe ihre Chefin Kordula Kovac samt Team nun die Mineralienhalde Clara, auf der gegen Eintritt gesammelt werden darf. Und das Beste: Die leicht zugänglichen Hügel sind ganz ungefährlich auch für Kinder zu erklettern und zu beklopfen.
Doch genug geredet, unsere drei jungen Schatzsucher wollen endlich an die Hügel. Dazu braucht’s gute Schuhe, Hammer, Eimer und eine Art Schwimmbrille, mit der wir aussehen wie Insekten – "wegen der wegspritzenden Steinsplitter", sagt Haas. Wir erklimmen Hügel eins, den Silberspatberg, und klopfen sofort auf einige der großen, weißgrauen Brocken ein. Die Sonne brennt im Nacken, der Schweiß rinnt, die Brille klebt, während wir Schlag auf Schlag aus großen Steinen kleinere handliche herausschlagen.
"Guck mal: Goooold!", ruft unsere Jüngste lauthals. Hämmer fallen, Schuhe scharren, Staub wirbelt auf. "Zeig mal!" Stolz hält die Schatzsucherin einen kleinen, dunkelgrauen Stein in die Höhe, darauf glitzern kleine, goldene Pünktchen im Sonnenlicht. Auch Haas bestätigt: "Ja, das ist Gold – Katzengold, Pyrit", sagt sie lachend und erklärt dem Trio, dass Katzengold wohl deswegen so heißt, weil es zwar aussieht wie Gold, aber für die Katz ist. Das mag so sein, allerdings nicht für die Fünfjährige, die ihren Fund stolz und vorsichtig in den Eimer legt. Dort tummeln sich einige Zeit später noch viele andere Steine, denn in der Grube wurden schon um die 400 verschiedene Arten Mineralien gefunden.
Um ihre ganze Schönheit entfalten zu können, brauchen die Steine erst eine Waschung. Ächzend schleppen die Kinder ihre Beute zu den großen Wasserwannen und fördern unter Schrubben viele bunte Äderchen zutage, die sich mal schmal, mal breiter oder auch großflächig über die Steine verteilen. Unter den fachmännischen Augen von Haas machen die Kinder die verschiedensten Mineralsorten aus: Grün ist Malachit, Lila Fluorit, Quarz kommt durchsichtig-weiß daher. Der ebenfalls weiße, aber schwere ist ein Baryt und ein anderes lilafarbenes Steinchen ein seltener Amethyst.
"Sind wir jetzt reich?", fragen die Kinder. Wohl kaum. Zwar seien die Steine auf Sammlerbörsen beliebt, aber Geld verdienen lasse sich damit nicht wirklich, sagt Haas. Ein Buch auf einer Ausruhbank am Rande der Grube gibt einen weiteren Tipp, zu was die Steinchen noch gut sind: "Heilsteine" steht drauf und drin, dass zum Beispiel ein Baryt wegen seiner hohen Dichte ein wichtiger Schutzstein gegen Strahlung sei. Außerdem sorge er im Pferdestall dafür, dass die Tiere ruhiger würden.
Mittlerweile haben die Kinder fertiggeputzt und haben immer noch nicht genug. Gut, dass Haas noch mit ihnen Gold waschen geht. Wir Erwachsene sitzen nur völlig platt im Schatten. Kurz darauf hat das Trio noch mehr Schätze im Gepäck: Katzengoldkiesel und Zaubersteine. Letztere sehen erst nur grau aus, schillern aber ins Wasser gelegt in vielen verschiedenen Farben, machen unsere Kinder glücklich und steinreich.
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