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Talkshow am Kreisgymnasium

Sophie Passmann zu Gast bei "Nachgefragt" in Neuenburg

Von Feminismus bis Flutschfinger: Autorin und Moderatorin Sophie Passmann plauderte bei der Talkshow "Nachgefragt" am Kreisgymnasium Neuenburg mit den Schüler-Moderatorinnen.  

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Fühlten Sophie Passmann (Mitte) gewaltig auf den Zahn: Johanna Lehmann (l.) und Melanie Klonek. Foto: Jutta Geiger
Sie sei ein Promi mit mehr Followern bei Instagram als alle Gäste, die bisher da waren, zusammen genommen, und außerdem lustiger als die gesamte Lehrerschaft: So wurde die Autorin und Moderatorin Sophie Passmann am Dienstagabend in der Talkshow "Nachgefragt" am Kreisgymnasium Neuenburg vorgestellt.

In legerem Outfit betrat Passmann die Bühne. Die beiden 17-jährigen Schülermoderatorinnen Johanna Lehmann und Melanie Klonek, anfangs mit einem Pappschild mit der Aufschrift "Free Hugs" (Gratisumarmungen) um den Hals, entlockten der aus Berlin angereisten Passmann, die in Ettenheim aufwuchs und in Freiburg Politikwissenschaft studierte, unter anderem, dass sie eigentlich gar kein Knuddeltyp sei und beim Anblick solcher Schilder die Straßenseite wechsle. Beide Moderatorinnen überzeugten während des rund zweistündigen Gesprächs mit einer unglaublich guten Vorbereitung, und vor allem Johanna Lehmann wirkte im Gespräch so souverän und bohrte so hartnäckig nach, dass sie von Passmann mehrmals als ideale Interviewpartnerin gelobt wurde.

"Mein Leben nehme ich ernst, meinen Job nehme ich nicht ernst, da es sich dabei um eine Aneinanderreihung von Privilegien handelt". Sophia Passmann
Wie drei Freundinnen standen die jungen Frauen völlig entspannt auf der Bühne und unterhielten sich ungezwungen über die Songwriterin Billie Eilish, die Passmann einmal interviewen durfte, über Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, mit dem sie gemeinsam Geburtstag hat und von dem sie mehr Geburtstagskarten erhalten hat als je von ihren Eltern, über ihren Eintritt in die SPD, dass die 26-Jährige Saskia Esken gut findet, und über den Ernst des Lebens. "Mein Leben nehme ich ernst, meinen Job nehme ich nicht ernst, da es sich dabei um eine Aneinanderreihung von Privilegien handelt", so die Influencerin. Zu diesen Privilegien zähle sie das Schreiben von Büchern, auf der Bühne zu stehen, was "ein großer nihilistischer Witz" sei, und das stundenlange Ansehen von Serien, über die sie im Anschluss reden dürfe, ging Passmann ins Detail. Sie schreibt unter anderem eine Kolumne für das Zeitmagazin, moderiert beim Radiosender 1 Live und arbeitet als Autorin für das "Neo Magazin Royale" mit Jan Böhmermann.

Beim folgenden Spiel, bei dem Passmann verschiedene Schlagworte, die auf Schachteln klebten, chronologisch ordnen sollte, ließ sie sich ergänzend dazu über Profilneurosen aus, die jeder habe, der auf einer Bühne stehe – die Moderatorinnen eingeschlossen. Und dass jeder, der mit Medien zu tun habe, automatisch unter Depressionen leide, nur spreche nicht jeder so offen darüber, wie sie.

Mit einem Glas Riesling am Tisch sitzend wechselten die Moderatorinnen anschließend thematisch zu Passmanns Spiegel-Bestseller "Alte weiße Männer". Ein alter weißer Mann sei einer, egal welchen Alters, der in der Gesellschaft nicht eine einzige Benachteiligung habe, aber meine, die Welt sei ihm etwas schuldig, so Passmanns Definition. Die Prominenz dieser Männer habe sie zugunsten des Feminismus ausgenutzt, so Passmann weiter. Wobei das Interview mit Rainer Langhans das anstrengendste gewesen sei, denn "er erzählte nur frauenfeindlichen Kram".

"Ich habe die Prominenz ’alter weißer Männer’ zugunsten des Feminismus ausgenutzt." Sophie Passmann

Die drei Frauen sprachen auch über Feminismus an sich, Passmanns Wunsch, dass Europa zu einem Land zusammenwachse, da es für sie "keinen Kontext, in dem ich mich mit Schwarz, Rot, Gold wohl fühle" gebe, über den Titel "Umweltsau", gesungen von einem Kinderchor, der beim WDR für Wirbel sorgte, Beschimpfungen im Internet und die Sorgfaltspflicht der Eltern. Sie erwarte von Eltern, sich mit Snapchat und Instagram auseinanderzusetzen, schließlich schicke auch keiner sein Kind auf eine Schule, ohne sich diese zuvor angesehen zu haben, so Passmann.

Fotos müssen "immer heller und geiler als die Wirklichkeit sein"

Dann wollten die Moderatorinnen wissen, wonach sie Bilder zum Posten in sozialen Medien auswähle, und reichten ihr eine kurz zuvor entstandene Bühnen-Aufnahme. Kriterien für das Foto seien, dass es "ein bissel witzig" sein müsse, außerdem erhöhe sie die Helligkeit, denn "es muss immer heller und geiler als die Wirklichkeit sein". Filter verkneife sie sich inzwischen, da sie sonst verfälscht rüberkomme, verriet die Influencerin.

Da Sophie Passmann gerne Flutschfinger isst, musste sie im fünfminütigen Wettstreit gegen die Schülerinnen aus einem Eisblock mithilfe von Säge, Feile und Meißel, unter Zuhilfenahme von Farbstoff, eben einen solchen nachbilden, was aber Melanie Klonek deutlich besser gelang. Im abschließenden Spiel mit Fühlsäckchen erfuhr das Publikum, dass Passmann rauche, weil es ihr "unfassbar viel Spaß" mache, dass sie beim Anblick eines Handballs an Harz denke, dass sie zu 90 Prozent Veganerin und dass es keine schlechte Idee sei, sie als Vorbild zu haben.

Ressort: Neuenburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 23. Januar 2020: PDF-Version herunterladen

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