Naturschutz in Baden-Württemberg

So soll Konflikten zwischen Wolf und Mensch vorgebeugt werden

Noch sind in Baden-Württemberg nur drei einzelne Rüden sesshaft, doch was geschieht, wenn Weibchen zuwandern? Das Land Baden-Württemberg hat nun den "Managementplan Wolf" vorgestellt.  

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Umweltstaatssekretär André Baumann (li...rt-Termin mit Schäfer Herbert Schaible  | Foto: Bernd Weißbrod (dpa)
Umweltstaatssekretär André Baumann (links) beim Vor-Ort-Termin mit Schäfer Herbert Schaible Foto: Bernd Weißbrod (dpa)
Um auf Rudel vorbereitet zu sein, hat das Umweltministerium am Donnerstag einen gemeinsam mit unterschiedlichsten Akteuren erarbeiteten "Managementplan Wolf" vorgestellt. Umwelt-Staatssekretär André Baumann (Grüne) konkretisierte auf Wunsch von Schafzüchtern die "rote Karte" für Problemwölfe.

Das Ministerium hatte zu einer "praxisnahen" Veranstaltung geladen. Die Raubtiere selbst machten sich aber dann doch rar, als Baumann zwischen den 950 Schafen der Brüder Bernd und Herbert Schaible bei Böblingen den gut 60-seitigen "Managementplan Wolf" präsentierte. 31 Behörden, Einrichtungen und Verbände waren an der Entstehung beteiligt, vom Naturschutz über die Landwirtschaft bis hin zu Jagd und Tourismus.

Ein mit allen Akteuren abgestimmter Kompromiss

Der Plan soll das Land auf eine Zukunft vorbereiten, in der sich im Südwesten mehr Wölfe dauerhaft aufhalten als derzeit. Deren Zahl ist laut Umweltministerium zuletzt von vier auf drei gesunken; ein bislang im Odenwald residenter Wolf ist demnach vermisst und vermutlich tot. Irgendwann werde ein Weibchen einwandern, sagte Baumann. Baden-Württemberg müsse auf Rudelbildungen vorbereitet sein. Der Plan sei ein mit allen Akteuren abgestimmter Kompromiss für diese nächste Stufe.

Das Dokument bündelt Informationen zur Art, ihrem Monitoring und den Schutzvorschriften. Es macht auch Empfehlungen zur Kommunikation über das emotional aufgeladene Thema. Das größte Einzelkapitel befasst sich aber mit den Konfliktfeldern zwischen Mensch, Weidetierhaltung, Jagd und Wölfen einerseits sowie mit Problemtieren andrerseits. Das umfasst entlaufene Gehege-Bewohner und Hybriden genauso wie verhaltensauffällige Exemplare und Wölfe, die mehrfach Nutztiere reißen.

"Wir müssen vermeiden, dass der Wolf sich daran gewöhnt, sich statt des Rehs, des Wildschweins, des Hirsches an Nutztieren zu vergreifen." André Baumann
"Prävention ist immer besser als Kompensation", umschrieb Baumann das Grundprinzip. "Wir müssen vermeiden, dass der Wolf sich daran gewöhnt, sich statt des Rehs, des Wildschweins, des Hirsches an Nutztieren zu vergreifen." Die meisten Regelungen haben bisher schon existiert. Der Plan soll aber laufend weiterentwickelt werden. Der Leitfaden definiert, welche Herdenschutzmaßnahmen das Land fördert und wie im Fall von Wolfsrissen Ausgleichszahlungen abgewickelt werden. Zusammen mit Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland hat Baden-Württemberg zudem "Fang- und Entnahmeteams" aufgebaut, die die streng geschützten Tiere unter bestimmten Umständen töten dürfen. "Wir versuchen das zu vermeiden, aber wir sind handlungsfähig", sagte Baumann.

Sorge vor Willkür der Naturschutzbehörden

Anette Wohlfarth, Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbands, sagte, der Management-Plan enthalte viele wichtige Punkte, schreibe aber nicht genau genug vor, wann ein problematischer Wolf zu töten sei. "Wie oft muss der Wolf in welchem Zeitraum den Herdenschutz überwunden haben, bis er als böser Wolf gilt?" Sie fürchtete, dass die Naturschutzbehörden in solchen Fällen willkürlich entscheiden könnten.

Baumanns Naturschutz-Abteilungsleiter verwies darauf, dass etwa in steilem Gelände keine pauschale Angabe zur nötigen Höhe von Zäunen möglich sei. Baumann legte sich ansonsten aber fest: Man werde an ordnungsgemäß aufgestellten Zäunen nicht mit dem Zollstock nach einer Zwei-Zentimeter-Abweichung suchen. Wenn ein Wolf "innerhalb von sechs Monaten zweimal einen ordnungsgemäß aufgestellten Zaun überwindet, dann werden wir dieses Tier entsprechend auch entnehmen".

Für den Naturschutzbund (Nabu) lobte Markus Pagel, dass man "stolz sein" könne auf das Ergebnis. Der Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV), Bernhard Bolkart, sagte, es sei wichtig, dass die gemachten Zusagen funktionierten. "Sonst ist jegliche Akzeptanz innerhalb kürzester Zeit weg."
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