Breisach

So schlug sich der Chef des Badischen Winzerkellers als "Undercover Boss"

Als Arbeitsloser "Stefan" hat André Weltz, der Chef des Badischen Winzerkellers in Breisach, in der Doku-Soap "Undercover Boss" mitgespielt. Und durfte sich als Zuhörer und Sanierer präsentieren.  

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André Weltz als „Stefan“  | Foto: RTL
André Weltz als „Stefan“ Foto: RTL
"Wir müssen uns radikal verändern", hat André Weltz kürzlich im BZ-Interview gesagt. Der 52-Jährige leitet seit gut einem Jahr den Badischen Winzerkeller in Breisach. Badens größte Erzeugerkellerei mit rund 4000 angeschlossenen Winzern ist in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Im Interview sprach der Vorstandsvorsitzende von Vertrauensverlust bei den Winzern. Die Kellerei müsse die Komfortzone verlassen.

Umso gespannter durfte man auf seinen Auftritt in der RTL-Sendung "Undercover Boss" sein. Das Konzept der Doku-Soap: Getarnt als Hilfsarbeiter lernen Führungskräfte ihr eigenes Unternehmen kennen. Dafür gibt es für die Chefs neue Einblicke, für die Zuschauer möglichst viel Unterhaltung und für die Unternehmen kostenlose Werbung.

Am Anfang steht für den Manager Weltz die Verwandlung in den Arbeitslosen "Stefan" aus Berlin. Weltz bekommt eine Zahnprothese – inklusive undeutlicher Aussprache – und eine Blondierung verpasst. Das lässt wenig Gutes erwarten: Werden die Zuschauer die nächsten zwei Stunden mit peinlichem Klamauk im Trash-Format traktiert? Wird sich der Vorstandsvorsitzende zur besten Sendezeit im Fernsehen vorführen lassen? Wider Erwarten folgt dann ein zumindest phasenweise informativer Einblick in die Probleme der badischen Weinwirtschaft.

Beim Herbsten geht "Stefan" motiviert, aber langsam zu Werke

Die Winzer im Freiburger Umland berichten dem vermeintlichen Hilfsarbeiter von Ernteausfällen und vom Klimawandel, von sinkenden Erlösen und steigenden Kosten, vom geringen Traubengeld, das der Winzerkeller an sie auszahlt. "Die Weine zu verkaufen für 1,99 Euro im Edeka – das tut uns Winzern weh", klagt ein Weinbauer. Beim Herbsten geht "Stefan" motiviert, aber auch langsam zu Werke. "Eine riesige Entlastung war er nicht, aber er hat sich bemüht", fällt das Urteil einer Winzerin aus. Zwischendurch darf Weltz aus seiner Rolle springen und das Erlebte vor der Kamera reflektieren: "Das ist meine Aufgabe: Einen Weg zu finden, wie wir diese Handwerkskunst anfassbar machen, damit der Verbraucher sagt: Das kostet ein bisschen was, dafür muss ich ein bisschen mehr ausgeben." Beim Reinigen der Weinfässer im Winzerkeller und beim Kellnern in der Alten Wache in Freiburg gibt es dann weitere Erkenntnisgewinne. Weltz: "Auf der Karte sind unsere Weine nicht vertreten."

Als der Chef am Schluss ohne Verkleidung auf die Mitwirkenden trifft, gibt es viele Umarmungen und weichgespülte Musik. "Ich habe mir ganz fest vorgenommen, dass ich alles, was ich in Zukunft entscheide, euch so erkläre, dass ihr das mittragt", verspricht er einem Winzer. Was bleibt am Ende? Der Winzerkeller-Chef durfte sich als guter Zuhörer und zupackender Sanierer präsentieren. Das Fernsehpublikum hat etwas über den Wert und die Arbeit gelernt, die im badischen Wein stecken. Das Zuschauerinteresse fällt mit einem Marktanteil von 7,6 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe für RTL allerdings sehr dürftig aus.
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