Account/Login

Hilfe für Menschen mit Blutkrebs

So funktioniert eine Stammzellenspende

Eine Stammzellspende kann Blutkrebskranken das Leben retten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Typisierung und Spende.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Blick auf Proben der Deutschen Knochenmarkspenderdatei   | Foto: dpa
Blick auf Proben der Deutschen Knochenmarkspenderdatei Foto: dpa

Die Hilfsbereitschaft ist groß. 25 000 Menschen haben in der vergangenen Woche bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) ihr Interesse bekundet, als Spender für Blutkrebskranke bereitzustehen. Es ist der Westerwelle-Effekt: Nachdem der ehemalige Bundesaußenminister im Fernsehen über seine Krankheit berichtet hat, haben sich die Anfragen bei der DKMS verdreifacht. Nicht nur dort kann man sich registrieren lassen, auch in Freiburg gibt es eine Stammzelldatei. Eine Übersicht über die wichtigsten Fragen.

Wer profitiert von einer Spende?
Alle 16 Minuten wird in Deutschland jemand mit der Diagnose "Blutkrebs" konfrontiert, rechnet die DKMS, die größte deutsche Spenderdatei mit Sitz in Tübingen vor. Für manche dieser Patienten bietet eine Stammzell- oder Knochenmarkspende die beste Überlebenschance. Nur knapp ein Drittel der Kranken finden innerhalb der Verwandtschaft einen Spender, für die anderen wird international nach einem passenden Spender gesucht.

Wie werde ich Spender?
Um als Spender in Frage zu kommen, müssen sich Interessierte typisieren lassen. Das heißt: Eine Gewebeprobe von ihnen wird auf zehn Merkmale hin untersucht und mit diesen katalogisiert. In Südbaden geht das am Tumorzentrum der Freiburger Uniklinik, wo die Freiburger Stammzelldatei angesiedelt ist. Für die Typisierung wird Blut abgenommen oder mit einem Wattestäbchen ein Abstrich gemacht. Wer den Weg nach Freiburg nicht auf sich nehmen will, kann sich von dort auch ein Wattestäbchenset schicken lassen. Auch die DKMS verschickt solche Sets. Die Leiterin der Freiburger Stammzelldatei, Elisabeth Lenartz, wirbt allerdings für wohnortnahe Registrierung, des persönlichen Kontaktes wegen. Und sie bevorzugt die Blutabnahme: Zum einen könne dabei Material für Folgeuntersuchungen eingelagert werden, zum anderen ist ihr der persönliche Kontakt zu den Spendern wichtig. Die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich als Spender angefragt zu werden, ist gering – sie betrage etwa ein Prozent im ersten Jahr, so die DKMS.

Wie funktioniert eine

Stammzellspende?

In 80 Prozent der Fälle werden heute Stammzellen gespendet, da der Aufwand für den Spender geringer ist. Nur in 20 Prozent der Fälle wird Knochenmark entnommen. Bei der Stammzellspende bekommt der Spender über vier bis fünf Tage einen hormonähnlichen Stoff gespritzt, den der Körper bei Infektionen selbst ausschüttet. Dieser sorgt dafür, dass mehr Stammzellen produziert werden und ins Blut gelangen. Der Spender wird schließlich, ähnlich wie bei einer Dialyse, für mehrere Stunden an ein Gerät angeschlossen, das die Stammzellen aus dem Blut filtert. Es ist ein ambulanter Eingriff mit geringem Risiko. Während der Einnahme des Medikamentes kommt es oft zu grippeähnlichen Symptomen, Langzeitwirkungen sind nicht bekannt.

Was sind die Risiken bei

einer Knochenmarkspende?

Das größte Risiko birgt die Vollnarkose, die für die Entnahme des Knochenmarks notwendig ist. Über zwei kleine Einschnitte wird das Material aus dem Beckenknochen entnommen. Innerhalb von zwei Wochen bildet sich das Knochenmark wieder vollständig nach, so die DKMS. Für den Eingriff muss allerdings mit einem dreitägigen Krankenhausaufenthalt gerechnet werden.

Wer organisiert die
Spenden in Deutschland?

Die Dateien informieren über die Spende, kümmern sich um Typisierungen und betreuen die Spender. Außerdem werben sie Spenden ein, um die Typisierungen zu finanzieren. Ihren Auftrag erledigen sie mit großem Erfolg: In Deutschland sind 6,3 Millionen Menschen als potenzielle Spender registriert – von weltweit 27 Millionen. Die medizinisch relevanten Daten melden die Dateien an das Zentrale Knochenmarkspenderregister (ZKRD) in Ulm weiter – es ist die größte derartige Datenbank in Europa, die zweitgrößte weltweit. "In keinem anderen Land weltweit spenden tatsächlich so viele Menschen", sagt Sonja Schlegel, Sprecherin des ZKRD. Das liege nicht nur an der hohen Spendenbereitschaft in Deutschland, sondern auch an den hiesigen Melderegistern: Die Dateien können Spendewillige auch nach einem Umzug wiederfinden. Trotz dieser Zahlen ist der Bedarf an neuen Spendern groß: Denn mit 61 Jahren wird jeder Registrierte gelöscht. "Wir verlieren pro Monat 100 Spender aus Altersgründen", sagt Lenartz. In der Freiburger Datei werden insgesamt 66 000 Spender verwaltet. Zwar wird laut Lenartz für 80 Prozent der deutschen Patienten innerhalb von drei Monaten ein Spender gefunden. "Für die restlichen 20 ist es aber schwieriger." Sie haben seltenere Gewebemerkmale. "Und diesen können Typisierungsaktionen helfen", so Lenartz.

Das sagen Menschen,

die kürzlich gespendet haben

Jonas Kater, in Freiburger lebender Medizinstudent, hat erst vor einem Monat Stammzellen gespendet. "Angenehm war es sicher nicht", sagt er beim Treffen in der Uniklinik – das Medikament, das er vier Tage lang nehmen musste, habe bei ihm Knochenschmerzen verursacht. Trotzdem würde er wieder spenden, versichert er: "Es ist schon toll, jemandem so konkret helfen zu können. Das gibt einem einfach ein gutes Gefühl."

Die 28-jährige Jennifer läuft noch etwas wackelig den Klinikflur entlang. Ihr ist erst am Morgen Knochenmark entnommen worden, unter Vollnarkose. Trotzdem ist sie sofort zum Gespräch bereit – für die Spende zu werben ist ihr ein Anliegen. War es eine schwierige Entscheidung, Knochenmark zu spenden? "Absolut nicht", sagt sie lächelnd. Auch ihr Arbeitgeber sei sofort einverstanden gewesen, ihr freizugeben. Direkt vor der OP sei sie schon nervös gewesen. "Aber jetzt fühlt es sich sehr gut an."

So KANN MAN Helfen

Wer sich typisieren lassen möchte, kann die Freiburger Stammzelldatei kontaktieren: Per Mail an [email protected] oder unter Tel. 0761/270-74640. Infos gibt es auch im Internet unter www. cccf-stammzelldatei.de. Auch die DKMS organisiert Typisierungen (http://www.dkms.de Die Dateien sind auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen, denn jede Typisierung kostet 50 Euro. Das Spendenkonto der Freiburger Datei lautet: Uniklinik Freiburg,IBAN: DE 046 8050 101 001 500 0150, BIC FRSPDE66, Verwendungszweck: Freiburger Stammzelldatei 34 000 000 01.

Ressort: Gesundheit & Ernährung

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel