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ZDF-Serie

"Sløborn" wurde von der Realität eingeholt – ein Freiburger war dabei

Eine Virus-Pandemie auf einer Insel – darum geht es in "Sløborn". Gedreht wurde die Serie 2019 – und Andreas Warmbrunn war dabei. Dann kam Corona. "Das Filmteam war völlig perplex."  

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Szene aus der TV-Serie Sløborn: die Beerdigung von Ole, dargestellt vom Freiburger Schauspieler Andreas Warmbrunn. Gedreht wurde knapp ein Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie. Im Film geht es um eine „Taubengrippe“. Die Menschen tragen Mund-Nasen-Schutz. Foto: Krzysztof Wiktor (ZDF)
In diesen Tagen lief je in Viererpacks die achtteilige Serie "Sløborn" auf ZDF-neo und ist dort nun in der Mediathek verfügbar. Einer, der sie mit besonders großem Interesse anschauen wird, ist Andreas Warmbrunn. Der 21-jährige Freiburger Schauspieler ist als Ole Bager in der lange vor Corona gedrehten Serie dabei, die von einer todbringenden Epidemie erzählt.

BZ: Vor gut einem Jahr wurde die Serie Sløborn gedreht – und nun mit der Viruserkrankung Covid-19 von der Wirklichkeit eingeholt. Wie war das fürs Team?
Andreas Warmbrunn: Wir alle aus dem Filmteam waren völlig perplex, als sich Monate nach dem Dreh eine reale Situation zu entwickeln begann, die viele Parallelen zu unserer Filmgeschichte hatte. Ich gehöre im Film zu einer Clique Jugendlicher in einer Schulklasse. Wir haben für Sløborn im Frühjahr 2019 auf Norderney viel zusammen gedreht und sind in recht engem Kontakt geblieben. Als Corona zum Thema wurde, war natürlich auch zwischen uns ein Thema, wie krass sich da etliches ähnelt.

BZ: Im Film haben die Darsteller ein Jahr vor Corona mit der ebenfalls erdachten "Taubengrippe" als todbringender Pandemie zu tun. Welche Parallelen haben Sie besonders verblüfft?
Warmbrunn: Beeindruckend sind die Recherche und das Antizipieren des Autors, der im Kleinen und Alltäglichen den Kontrollverlust beschreibt, der in dieser völlig neuen und undurchschaubaren Situation begründet ist. Und zwar beispielhaft in einem begrenzten Setting. Nicht als riesig angelegtes Ding, sondern gut durchdekliniert und ausgeleuchtet in diesem Mikrokosmos Insel.

Man darf diese Fiktion der Taubengrippe auf keinen Fall mit unserer realen Corona-Pandemie gleichsetzen. Aber wie da nach und nach immer mehr erkannt und verstanden wird, wie das in die Systeme wirkt, in Familien, Schule, Verwaltung, Polizei, Krankenversorgung... das ist da schon irre klug in Bilder gesetzt, die heute – mit Corona im Bewusstsein – ziemlich treffend aussehen.

BZ: War man also als Mitwirkender mit diesem Vorlauf an Erfahrung irgendwie schon besser vorbereitet auf Covid -19?
Warmbrunn: Nein. Außer, dass wir schon vor einem Jahr die Erfahrung gemacht hatten, Mund-Nasen-Schutz im Film getragen zu haben, war Sløborn für uns alle am Set ein Film, zu dem wir immer die professionelle Distanz gewahrt haben, die wir immer in unserer Arbeit brauchen. Das war eine Geschichte. Corona ist Realität. Im Abgleich von Film und Wirklichkeit würde ich sagen, dass in unserer Corona-Realität die Information, die notgedrungen erst parallel zu den vielen Prozessen und Phänomenen erkennbar wird, sehr viel besser kommuniziert wird als in der Sløborn-Welt. Dadurch sind die Maßnahmen in Sachen Corona verstehbarer und vertretbarer. Das ist ein ganz entscheidender Unterschied.
Andreas Warmbrunn, geboren 1999 in Freiburg, hat mit elf Jahren angefangen, in Filmen mitzuspielen – fürs Fernsehen, fürs Kino, in Serien, zum Beispiel in "Tom Sawyer", "Die schwarzen Brüder", "Die Freibadclique", "In aller Freundschaft". Er hat im Kolleg St. Sebastian in Stegen Abitur gemacht und studiert im 4. Semester die ungewöhnliche Fächerkombination Katholische Theologie und Politikwissenschaften.

BZ: Warum ist Sløborn eigentlich als Serie konzipiert und wird doch für lange Nonstop-Fernsehabende angepriesen?
Warmbrunn: Das hat vermutlich mit der Sehkultur meiner Generation zu tun. Für die kurzen Formate muss man sich nicht so festlegen. Aber natürlich haben auch die großen "Blöcke" ihren Reiz, wenn man auf eine Serie richtig eingestiegen ist. Ich selber habe die acht Teile so komplett noch nicht gesehen und werde sie mir in den nächsten Tagen anschauen. Beim Dreh siehst du selber ja nur immer einen kleinen Teil vom Ganzen – und das große Ganze ist dann auch für mich zwar nicht völlig überraschend, aber eben neu.

BZ: Wie reagieren Freunde und Mitstudierende auf Ihre Filmerei?
Warmbrunn: Sie interessieren sich, aber null übertrieben. Wir haben aber vor allem unsere eigenen Themen. Mir ist auch wichtig, dass es in meinem Leben diese sehr unterschiedlichen Bereiche gibt. Jetzt gerade gibt es diese kuriose Überschneidung, dass wir auch an der Uni das Pandemie-Thema haben. Man verliert quasi den routinierten Alltag und alles Selbstverständliche. Alles hat eine neue andere Qualität. Zum Beispiel, wie man sich trifft.

BZ: Auch wie man dreht?
Warmbrunn: O ja! In diesen Tagen drehe ich in Hamburg fürs "Großstadtrevier". Da wurde alles so umgeschrieben, dass es corona-verträglich ist. Zum Beispiel tragen wir alle am Set Mundschutz bis zu dem Moment, wo gedreht wird. Und gedreht wird natürlich so, dass immer 1,50 Meter Mindestabstand zueinander sind.

BZ: Wie viel von diesem "Doppelleben" Film und Ausbildung schafft man?
Warmbrunn: Seit ich als Kind angefangen habe, in Filmen mitzuspielen, zieht sich das durch. Neben dem Studium gibt es immer zwei, drei Filmprojekte im Jahr, an denen ich arbeite. Etliche junge Kollegen beim Film erlernen parallel zum Drehen einen Beruf, der als Alternative tragfähig wäre, falls die Filmangebote eines Tages nachlassen. Nach dem Abitur hatte ich in Freiburg Psychologie studiert. Das hat nicht gut zu den Abwesenheiten wegen Filmdrehs gepasst. Ich bin dann nach Berlin gegangen, wo ich an der Freien Universität Politikwissenschaften und Katholische Theologie auf Lehramt studiere. Das lässt sich gut mit dem Schauspielen und Drehen vereinbaren – nicht nur, wenn ein Semester wie das aktuelle so ein Online-Semester ist: Vieles kann ich während eines normalen Semesters von unterwegs aus machen.

BZ: Und wie sortiert man das im Kopf?
Warmbrunn: Am Set hat man als Schauspieler viele Pausen, weil man auf irgendwelche Umbauten wartet, oder weil eine andere Szene gedreht wird, an der man nicht beteiligt ist. Deshalb gibt es beim Dreh auch freie Tage – solche Zeiten kann ich für mich nutzen, etwa für eine Hausarbeit. Spannend finde ich natürlich, wie sich das alles weiterentwickelt mit der Pandemie. Wie das Studium künftig aussieht. Ob wir in der Gesellschaft wirklich langfristig Verhaltensänderungen haben werden, wie wir uns künftig Routinen aufbauen können. Und dieses eine war schon beim Filmdreh für Sløborn für uns spürbar und findet eine Entsprechung in Corona-Zeiten: eine diffuse Angst und Sorge. Also Respekt vor der Situation schwingt da immer mit.
Die Serie Sløborn (Staffel 1, Folgen 1 bis 8) ist komplett auf ZDF-neo zu sehen: zdf.de/serien/sloborn

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 27. Juli 2020: PDF-Version herunterladen

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