Shakespeare ist gegen den Krieg
400 Jahre alt und äußerst brisant ist "Troilus und Cressida" - das von der Theater-AG des Berthold Gymnasiums aufgeführt wird.
Eva M. Müller
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Kriegsgegner Shakespeare? 400 Jahre vor dem drohenden Irakkrieg hat der englische Dramatiker die Tragikomödie "Troilus und Cressida" geschrieben, ein äußerst schwieriges und elitäres Stück, das den Krieg, den "Terrorismus der Reichen", sehr plastisch darstellt. In der aktuellen Krisensituation einer drohenden Konfrontation zwischen der Supermacht USA und dem Golfstaat Irak ist "Troilus und Cressida" bedrückend brisant. Die Theater-AG des Berthold-Gymnasiums bringt das Stück auf die Bühne.
Als die Entscheidung für diese Tragikomödie fiel, zeichnete sich ein Krieg im Irak erst vage ab. Dass aber nach einigen Monaten der Vorbereitung und der Proben das Thema "Krieg" so beklemmend aktuell geworden ist, lässt die Schauspieler das Stück nun verstärkt aus einer anderen Perspektive betrachten. "Troilus und Cressida bietet Raum für Identifikation und ist nun unser Beitrag zur Antikriegsdebatte", erzählt Ralph Müller-Eiselt, der in den vergangenen Wochen das sehr informative Programmheft gestaltete.
Die Handlung von "Troilus und Cressida" ist angelehnt an die griechische Mythologie: Paris raubt Helena. Darauf-hin wollen die Griechen in Troja einmarschieren. Tölpelhafte Krieger und starke Kampfszenen, irgendwo zwischen Aikido und Break Dance, dann wieder romantische Liebesszenen zwischen dem markigen trojanischen Krieger Troilus und der zierlichen Cressida. Hinter der satirischen Darstellung von überzeichneter Kriegsführung ist klar erkennbar die Botschaft: Krieg zerstört Menschen, Gefühle, Beziehungen und Bindungen an Werte - exakt das also, was menschliches Dasein lebenswert macht.
"Würde Shakespeare heute leben, er würde garantiert an Friedensdemos teilnehmen." Anne Siegele
War Shakespeare also ein Pazifist? "Die Aussage von Troilus und Cressida ist eindeutig - no war", sind sich die Schülerinnen und Schüler einig. Und, sagt: "Würde Shakespeare heute leben, er würde garantiert an Friedensdemonstrationen teilnehmen." Und genau diese Botschaft wollen die jungen Artisten auf der Bühne dem Zuschauer vermitteln. Gerade das Theater eignet sich bestens dazu, die Problematik sichtbar und greifbar zu gestalten. Eine hervorragende Alternative zu den oft unergiebigen Irak-Talk-Shows im Fernsehen. Es ist nämlich die Verdichtung der Problematik, aber auch die Distanz zu den historischen Ereignissen der Handlung, die einen neuen Zugang zum Thema öffnet.
Für Anne Siegele genügen zwei Wörter, um auszudrücken was dieses Stück für sie ist: "Pure Leidenschaft" - und ihre Augen strahlen, während sie ihr Kostüm zurechtrückt. Als Jonathan Weber in der Figur des Achilles den ermordeten Hektor am Schweife seines Rosses um die Mauern von Troja schleift, wird nochmals in krasser Deutlichkeit der moralische Verfall der Menschheit vorgeführt. Erstaunlich, dass bei aller Ernsthaftigkeit und Drastik, auch Komik und Witz in diesem Stück immer wieder ihren Platz finden. Und dass der alte Shakespeare und sein altes Stück wieder so hoch aktuell sind, hätte zumindest den Meister selbst kaum überrascht. Von dem nämlich stammt der Ausspruch: "Unzucht, Unzucht, lauter Krieg und Liederlichkeit, die bleiben immer in der Mode." Leider.
Troilus und Cressida: vom 13. bis zum 16. März jeweils um 19.30 Uhr in der Sporthalle des Berthold Gymnasiums.
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