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BZ-Serie

Servatius soll die Winzer vor Unheil verschonen

Sie sind Andachtsort und Kulturgut, und sie haben oft eine wechselvolle Geschichte: die Kapellen im Südlichen Breisgau. In einer Serie stellt die BZ einige vor. Heute: Servatiuskapelle in Pfaffenweiler.  

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Auf einem kleinen Hügel im Wald bei Pfaffenweiler – umgeben von riesigen, alten Sommerlinden – steht die Waldkapelle St. Servatius. Foto: Sara-Lena Möllenkamp
Ein Eisheiliger, ein Glöckchen mit einem zweigestrichenen h und eine Geschichte von Abriss und Wiederaufbau: Die Geschichte der Waldkapelle St. Servatius in Pfaffenweiler reicht zurück ins 16. Jahrhundert und verbindet Vergangenheit und Gegenwart wie eine stille Brücke der Tradition.

Auf einem kleinen Hügel im Wald bei Pfaffenweiler – umgeben von riesigen, alten Sommerlinden – steht die Waldkapelle St. Servatius. Das Gebäude selbst scheint auf den ersten Blick schlicht, doch die Kapelle steht seit rund 500 Jahren in enger Verbindung mit dem Dorfleben der Menschen in Pfaffenweiler. Jedes Jahr am 13. Mai gibt es hier einen Gottesdienst, um den Heiligen Servatius, einen der berühmten Eisheiligen, zu ehren. Beim Steinhauerfest am letzten Wochenende im Juni gibt es eine feierliche Prozession, und von Juni bis September wird in der Kapelle sonntags der Rosenkranz gebetet.

Servatius: Schutzpatron der Winzer

Der Heilige Servatius lebte im vierten Jahrhundert und war Bischof von Tongern in Belgien. Er machte sich einen Namen durch seinen Einsatz gegen den Arianismus, aber in hiesigen Breiten ist er vor allem als einer der Eisheiligen bekannt. Zusammen mit Mamertus, Pankratius, Bonifatius und Sophia warnt er Mitte Mai vor den letzten kalten Nächten, die Landwirte und Winzer besonders fürchten. Da liegt es nahe, dass sich die Gläubigen von Pfaffenweiler – einer Region, die vom Weinanbau geprägt ist – von Servatius Schutz vor den frostigen Tagen, die den zarten Reben zum Verhängnis werden könnten, erhoffen.

So gibt es nicht nur im Inneren der ansonsten schlicht gehaltenen Kapelle eine Statue des Servatius mit Weintrauben in der Hand, sondern am Fuße des Hügels vor der Kapelle auch einen Bildstock, eine kleine Steinstatue, datiert auf das Jahr 1597. Sie schaut auf einen Platz mit 28 Holzbänken – Zeichen dafür, wie viel Platz die Schneckentäler der Waldkapelle auch heute noch einräumen.

Von der alten Kapelle zum Neubau

Das war nicht immer so, denn die Kapelle hat eine im wahrsten Sinne des Wortes bewegte Geschichte. Diese reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert – ein genaues Baudatum ist zwar nicht zu ermitteln, doch aus dieser Zeit finden sich erste schriftliche Nennungen, wie Archivar Edmund Weeger in der Ortschronik informiert. So soll schon damals am 13. Mai "in Festo St. Servati" eine Messe zu Ehren von St. Servatius gelesen worden sein. Die erste Kapelle im Wald bei Pfaffenweiler wurde einige hundert Meter tiefer im Wald errichtet. Dort stand sie mit einem kleinen Bruderhäuschen und einem Garten. Im Zuge der kirchlichen Reformen des späten 18. Jahrhunderts verlor die Kapelle an Bedeutung, Gottesdienste und Prozessionen wurden eingestellt, Mesner und Glöckchen verstummten. 1807 versuchte die Gemeinde, das Bruderhäuschen "für 3 Gulden und 20 Kreuzer" zu vermieten, zumal "ein Gärtle dabey sey". 1810 wurde das Bruderhäuschen versteigert, bis kurz vorm Abriss 1838/39 waren hier "arme Ortsbewohner" untergebracht.

Dank privater Spender wurde die Kapelle 1892/93 neu aufgebaut – auf dem Hügel etwas näher am Waldrand oberhalb der Wohnhäuser im Gewann "Kritt". Der Bildstock unterhalb der Kapelle wurde ebenfalls versetzt und erinnert noch an die ursprüngliche Anlage.

Ebenfalls weit in die Geschichte hinein reicht der Klang des Servatius-Glöckchens: Die heutige Glocke der Servatiuskapelle wurde zwar erst 1961 gegossen, zusammen mit den Glocken der Pfarrkirche St. Columba und der Öhlinsweilerkapelle, sie hat aber eine lange Geschichte von Vorgängern. Schon 1660 wurde eine Glocke erwähnt, von der jede Spur fehlt. Eine weitere, 1738 gegossene Glocke diente nach dem Kapellenabbruch als Rathausglocke und entging 1917 knapp der Einschmelzung im Ersten Weltkrieg. Sie wurde bis Ende der 80er Jahre als Friedhofsglocke genutzt. Heute lässt Hyazinth Schuble das zweigestrichene h des 40 Kilogramm leichten Glöckchen traditionell per Hand und Seilzug zu den Rosenkranz- und Gottesdienstzeiten erklingen. Mit seiner Frau Rita Schuble betreut er die Kapelle seit 2005.

Ressort: Pfaffenweiler

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 19. November 2024: PDF-Version herunterladen

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