IT-Experte
Seniorin lässt sich nicht täuschen
Monika Schacherer aus Umkirch erhielt wiederholt vermeintliche Betrugs-Mails und Anrufe. Sie ging nicht darauf ein und blieb skeptisch. Ein IT-Experte erklärt, woran sich Betrugsversuche erkennen lassen.
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Florian Schillinger kennt sich mit solchen vermeintlichen Betrugsmaschen gut aus. Als sogenannter IT-Security-Consultant bei der Freiburger IT-Firma CAB. Er berät vor allem Unternehmen im Umgang mit Computer-Sicherheit. "Im Firmenumfeld wird in der Hinsicht viel getan – natürlich auch, weil sie eine beliebte Angriffsfläche sind", so Schillinger. Für Privatpersonen sei es wiederum deutlich schwerer, sich im Umgang mit Betrugsmaschen schulen zu lassen. Wie Betrügerinnen und Betrüger ihr Ziel erreichen wollen, sei aber im Firmenkontext genau gleich, wie im privaten: "Sie nutzen vermeintlich menschliche Schwächen wie Gutgläubigkeit und Mitgefühl aus." Eine beliebte Masche sei zum Beispiel der Anruf der eigenen Chefin oder eines Verwandten. Die Person sei in Schwierigkeiten und brauche ganz schnell eine ordentliche Summe Geld überwiesen. Wer darauf eingeht, überweist dann aber direkt an die Betrüger – und hört nie wieder von ihnen.
Im Fall von Schacherer wurde ihr aber ja zunächst Geld versprochen. Schillinger vermutet, dass sie irgendwann die Aufforderung bekommen hätte, beispielsweise eine 1000 Euro Kaution zu überweisen, um an das passive Einkommen zu kommen. "Da denkt man dann natürlich: Jetzt habe ich schon die Zeit investiert und im Vergleich zu dem was ich dann bekomme sind 1000 Euro ja kaum Geld", erklärt Schillinger, wieso diese Masche durchaus Erfolg haben könnte. Auch Verbundenheit sei oft ein Faktor. Betrüger können es durchaus schaffen, dass ihre Opfern ihnen irgendwann vertraut.
Schacherer ahnte bereits früh, dass es sich um einen Betrug handeln müsse: "Wer will mir denn so viel Geld einfach so überweisen?" Genau dieser Gedankengang ist laut Schillinger jener, der einen vor dem Betrug schütze. "Wenn etwas zu gut ist, um wahr zu sein, dann ist es meistens eben auch nicht wahr", erklärt er. Es helfe auch, einen Schritt zurückzutreten, mit anderen über die Mail zu sprechen, und so an Perspektive zu gewinnen. Auch ein Anruf bei IT-Firmen wie CAB sei eine Möglichkeit. "Angreifer wollen aber einen Zustand erzeugen, in dem diese Mechanismen nicht mehr greifen. Dann reagieren wir unklug", sagt der IT-Experte. Besonders Angst und Scham eignen sich gut, um unüberlegte Entscheidungen herbeizuführen.
Vor kurzem erhielt Schacherer dann, nachdem die Mails endlich weniger geworden waren, einen Anruf: Am anderen Ende der Leitung sei jemand von Microsoft. Ihr Computer sei von Viren befallen. Im ersten Moment schreckte sie auf, doch nach kurzem Innehalten legte sie auf. Sie lasse sich davon nicht einschüchtern, sagt sie. Schillinger bestätigt, dass es zur Zeit viele Fake-Anrufe gäbe. Auch hier gelte es, innezuhalten und zu überlegen, ob das plausibel sei. Durch Hilfe von KIs würden Anrufe, genau wie E-Mails, jedoch immer "besser" werden. Ohnehin geht er davon aus, dass die meisten solcher betrügerischen E-Mails automatisiert seien. Betrüger finden die Adressaten meist in Datenlecks. Schacherer hatte auch vermutet, dass sie durch ihre vielen Rezensionen, die sie bei Google geschrieben hat, gefunden wurde. "Das kann natürlich schon sein, aber für Betrüger ist es an sich einfacher eine Liste aus einem Datenleck zu nehmen, als manuell nach E-Mail Adressen zu suchen", sagt Schillinger. Auch diese Vermutung hat Schacherer mittlerweile. Schillinger sagt: "Die Betrüger werfen dann ihr Fischernetz aus und es reicht letzten Endes, wenn ein paar von den unzähligen Betrugsversuchen gelingen."
Verhindern ließe es sich nicht, solche Mails oder Anrufe zu erhalten. Doch ganz ohne Handhabe sind Betroffene nicht: "Zunächst einmal gilt die Faustregel: Keinen Link in Mails anklicken, außer Sie wissen ganz genau was das für ein Link ist." Wenn beispielsweise die Mail angeblich von einem Verwandten kommt, solle man diesen zunächst fragen, ob die Mail wirklich von ihm oder ihr kam. Wenn dann erkannt wurde, dass es sich um einen Betrug handeln müsse, empfiehlt der IT-Experte, der Polizei Bescheid zu geben: "Es ist zwar wahrscheinlich, dass das ins Leere läuft, aber so können vielleicht zumindest andere gewarnt werden." Darum geht es auch Schacherer, die selbst vor einigen Jahren mal auf einen Betrug hereinfiel: "Ich möchte andere Menschen warnen, damit ihnen nicht das gleiche passiert." Sie fürchtet, dass besonders Menschen mit älteren Namen Opfer solchen Maschen werden. "Doch nicht alle sind so skeptisch wie ich."
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