Sektdusche, Freudentränen und Mallorca-Mucke
Nach der Rückkehr aus Paderborn feiert der SC Freiburg mit 3000 Fans am Stadion den Aufstieg, danach wird die Nacht zum Tag gemacht /.
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Ganz vorn am Absperrgitter steht Andreas Hoffmann mit seiner Frau Grit und seiner Tochter Nancy. Seit 22 Uhr warten die drei Fans aus Horben geduldig auf ihre Aufstiegshelden. Zu Hause haben sie ein ganzes Zimmer voller SC-Devotionalien, erzählt Hoffmann und zeigt ein Foto. Er hatte vor der Saison nicht damit gerechnet, dass der Sportclub nach nur einem Jahr wieder in die Bundesliga zurückkehrt – "vielleicht nach zwei Jahren". Viele erinnern sich an diesem Abend an die Rückkehr der Mannschaft vor einem Jahr nach der Niederlage in Hannover. Auch da standen einige treue Anhänger Spalier, klatschten und sprachen Spielern und Verantwortlichen Mut zu. Keine Selbstverständlichkeit, wie SC-Präsident Fritz Keller betont: "Es ist einfach ein geiler Klub mit grandiosen Fans, die haben uns getragen."
Auch auswärts. Rund 1500 waren in Paderborn mit dabei. Etwa doppelt so viele jubeln in Freiburg, als der Bus um kurz vor eins endlich aufs Stadiongelände rollt. Eigentlich hätte er schon viel früher da sein sollen, aber die feiernden Spieler wollten in Paderborn die Kabine gar nicht verlassen. "You’ll never walk alone" soll dort gesungen worden sein, was bei einigen im Funktionsteam für Gänsehautstimmung gesorgt hat. Und dann standen auch schon am Lahrer Flugplatz Fans, die mit den Aufsteigern feiern wollten und ihre Rückkehr nach Freiburg weiter verzögerten.
Als Erster steigt Trainer Christian Streich aus dem Bus, lässt sich umarmen und beglückwünschen. Die Spieler haben die Aufstiegsshirts an. "Eins hoch. Auf uns!", ist darauf zu lesen. "Ich hab ein Bier in der Hand und da werden noch einige folgen", kündigt Florian Niederlechner gegenüber einer Fernsehreporterin an. Mike Frantz will einfach nur alles genießen und aufsaugen, es gebe schließlich genügend Spieler, die so etwas nie erleben.
Von einem Sicherheitsbeauftragten werden Mannschaft und Trainerteam auf eine Plattform oberhalb der Fans geleitet, wo sie sich von ihnen feiern und besingen lassen. Die Spieler verteilen untereinander Sektduschen, vor denen natürlich auch Christian Streich nicht verschont bleibt. "Wir wollen den Trainer sehen", skandieren die Fans, doch der Geforderte lässt seinen Jungs den Vortritt. Erst ganz zum Schluss, als sich die Mannschaft nach einer guten halben Stunde wieder zurückzieht, kommt Streich allein vor ans Gitter. Bescheiden wirkt sein Auftritt. Auch das ist der SC.
Davor hat Nils Petersen noch die Humba angestimmt, mit einem "A wie Aufsteiger". Für den Stürmer ist es der erste Aufstieg, den er sichtlich genießt. Trotzdem hat er noch Ziele in dieser Saison, er will Meister und möglichst auch Torschützenkönig werden. Schließlich hat er mit seinem Treffer in Paderborn wieder die Führung in der Liste der treffsichersten Stürmer übernommen – vor dem Bochumer Simon Terodde.
"Wir wollen die Radkappe wieder nach Freiburg holen und dann möglichst für lange Zeit nicht mehr", sagt Fritz Keller, der gar nicht aufhören kann zu strahlen. Sportdirektor Klemens Hartenbach verdrückt nebendran Freudentränen: "Wer hätte das vor einem Jahr gedacht?" Alle Verantwortlichen nehmen sich immer wieder in die Arme, können ihr Glück noch gar nicht so richtig fassen, auch wenn es letztlich nicht unverhofft kam. Dass nachts so viele Fans zum Stadion gekommen sind, hat Streich aber fast erwartet: "Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich gar nicht so überrascht. Ich habe ja gesehen, was hier bei den Spielen los war – auch das ist ein Stück weit einzigartig."
Alle betonen den Anteil, den die SC-Anhänger am Aufstieg haben. "Der Nährboden war ihre Begleitung nach dem Abstieg", betont Sportvorstand Jochen Saier, der glücklich und stolz ist darüber, "was Mannschaft und Trainerstab geleistet haben". Dass der Sportclub in Paderborn die glücklichere Mannschaft war und die Gegner drei Mal die Latte trafen, empfindet Streich als ausgleichende Gerechtigkeit. "Was wir letztes Jahr an Pech hatten, hatten wir jetzt an Glück, aber wir haben auch ein paar Sachen richtig gut gemacht."
Finanzvorstand Oliver Leki erzählt, dass er nie das Gefühl hatte, der SC könne das Spiel verlieren. Leki hat das Spiel zu Hause mit Freunden angeguckt, ist danach essen gegangen und freut sich beim Empfang der Mannschaft darüber, dass er zwei Spieltage vor Schluss Planungssicherheit hat. "Wir können jetzt fokussiert an die Verträge mit Sponsoren gehen."
Die Spieler machen sich unterdessen schon auf den Weg in die Innenstadt. Im Barbereich des Karma wird zunächst intern gefeiert, dann geht es runter in den Club. "Uns reicht ein normaler DJ, der Mallorca-Mucke für Mike macht", hatte Nils Petersen nach dem Spiel in Paderborn angekündigt. Früh am Morgen bestückt dann kurzfristig auch mal Linksverteidiger Christian Günter die Plattenteller. Die Spieler tanzen. Streich bleibt auch in der Disco lieber der Beobachter im Hintergrund, vielleicht auch, weil die Musik nicht so ganz nach seinem Geschmack ist. Stadionatmosphäre kommt auf, als der DJ den SC-Song spielt und als die Spieler den auf der Treppe stehenden Karim Guédé mit Sprechchören feiern. Kurz darauf geht das Licht an und auch draußen ist es inzwischen hell. Die Spieler haben aber genügend Zeit auszuschlafen. Das eigentlich für 10 Uhr angesetzte Training ist abgesagt. Erst am Montag geht es für die Aufsteiger zurück auf den Platz.
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