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Biederbach

Schwarzwälder Tüftler wird zum Jugend-forscht-Sieger

Es gibt sie noch, die Erfinder und Tüftler, die das Leben in ihrem unmittelbaren Umfeld ein wenig einfacher zu gestalten versuchen. Hoch über dem Elztal in einem Ortsteil von Biederbach steht Kilian Rebmann in der väterlichen Schlosserei und lässt Revue passieren, wie 2010 alles anfing.  

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Clevere Mechanik: Blick auf die Vollernter-Technik Foto: Anita Rüffer
In dem früheren Schweinestall der Nebenerwerbslandwirtschaft seiner Vorfahren riecht es nur noch nach Metallbearbeitung. Auf zwei Stahlträgern lagert ein Hoftor und wartet auf seine Fertigstellung. Nichts im Vergleich zu dem 3,15 Meter hohen Ungetüm, das der 21-jährige Mechatroniker in dem Raum in den vergangenen Jahren zusammengebaut hat. Der in den Farben Grün und Rot pulverbeschichtete Vollholzernter, der an einen Traktor gehängt wird, hat zurzeit Pause und wartet auf seinen nächsten Einsatz im kommenden Winter. Seine Bewährungsprobe hat er längst bestanden: "Mindestens 300 000 Bäume haben wir damit schon geerntet", berichtet der junge Industriemeister.

Er meint damit nicht die riesigen Fichten im familieneigenen Wald, sondern die Pappeln und Weiden, die sich auf Kurzumtriebsplantagen (KUP) in dessen Nachbarschaft im Wind wiegen. Ihre acht Hektar Land haben die Rebmanns seit 2009 damit bepflanzt, zeitversetzt, damit es jedes Jahr was zu ernten gibt. Sie sind Pioniere: Nur 5000 Hektar dieser Art von Nutzholzproduktion gibt es in Deutschland, weiß Sohn Kilian. Der Anbau von Getreide oder Mais hatte sich in dieser Höhenlage als nicht rentabel erwiesen.

Die Rebmanns haben sich seit Generationen an den sich verändernden Markt angepasst: Milchwirtschaft, Schweinezucht, Eierproduktion und zuletzt die Bullenmast. "Zu aufwendig, zu viel Arbeit und zu wenig Ertrag", resümiert Kilian Rebmann – zumal für einen Nebenerwerbsbetrieb. Tiere gibt es auf dem Mehrgenerationenhof gar keine mehr. Nachdem die Vorgängerregierung des Landes ein Modellprojekt zur Nutzholzproduktion aufgelegt hatte, habe die Familienkonferenz (Eltern und zwei Söhne) beschlossen, mitzumachen. Sie experimentieren mit unterschiedlichen Sorten. Jedes Jahr bekommen sie Besuch von angehenden Forstwissenschaftlern der Freiburger Uni, die das Projekt begleitet.

Von Anfang an war Kilian Rebmanns Erfindungsreichtum gefragt: 50 000 aus Weiden- und Pappelruten geschnittene zwanzig Zentimeter lange Stecklinge mussten eingebracht werden, aber für die kleinen Flächen in Hanglagen gab es keine Setzmaschine. Also hat er kurzerhand eine gebaut. Schon nach vier Jahren können die 15 Meter hohen Bäume geerntet werden, deren Stümpfe sofort neu austreiben. Nach 20 Jahren muss die Plantage neu angelegt werden. Auch für die Ernte hatte es keine geeignete Technik gegeben. Viele Wochenenden, Urlaubswochen und Feierabende nach seiner Arbeit bei einem Freiburger Pharmaunternehmen investierte der junge Mann, der sich schon als Kind immer in die väterliche Schmiede geschlichen hatte, in den Bau eines Prototyps. Jede Menge Kinderkrankheiten offenbarten sich: "Ich hatte es mit einem Naturprodukt zu tun. Jeder Stamm wächst anders." In einem reibungslosen Fluss sollten sie oben gefasst, unten gesägt, in der Mitte gebündelt werden. Der junge Tüftler zeigt auf die Sägen, Ketten, Drehteller und Schnecken, die das alles bewerkstelligen sollten. Er hat es hingekriegt. Das hat sich im 16 Betriebe zählenden KUP-Netzwerk des Landes herumgesprochen. In Gengenbach und im Elsass war er schon für Fremdeinsätze engagiert. Eine Firma in Österreich ist an einer Serienfertigung des Vollernters interessiert.

Beim Wettbewerb "Jugend forscht" hat Kilian Rebmann schon viele erste Preise gewonnen. Jetzt ist der Tüftler auch Bundessieger. Am Sonntag wurde seine Erntemaschine zu einem von zehn Siegerprojekten beim Bundeswettbewerb in Künzelsau gekürt.

Die Ernte des vergangenen Winters lagert, in Stämmen gebündelt und gestapelt, am Waldrand unter den Fichten. Erst nach einem halben Jahr wird sie zu Hackschnitzeln gehäckselt. Je trockener das Holz, desto besser der Brennwert. 1100 Kubikmeter haben die Rebmanns schon produziert. Je Kubikmeter werden derzeit 16 Euro netto erzielt. Absatzsorgen haben sie keine. 200 Kubikmeter brauchen sie ohnehin für den Eigenbedarf. Vor sechs Jahren haben sie eine neue Heizung mit einem gigantischen Heizungsraum in den Hang gebaut. Damit werden nun die drei Häuser des Anwesens einheitlich mit Wärme aus Holzhackschnitzeln versorgt. Kilian Rebmann beobachtet genau, wie sich der Markt entwickelt. Die Stromgewinnung mit Holz könnte eine neue Nische sein, die sich für seine Familie auftut.

Ressort: Wirtschaft

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