"Förderkulisse Wolf"
Schutzzaun gegen den Wolf wird immer realistischer – Bauern hegen Zweifel
Womöglich müssen die Viehzüchter im Südschwarzwald bald – vom Land bezahlte – wolfssichere Zäune errichten, um bei einem Riss noch Schadensersatz zu bekommen. Das wollen viele Bauern nicht.
So, 10. Mai 2020, 9:42 Uhr
Südwest
Thema: Wolf Schwarzwald
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GW1129m wurde der Rüde getauft, als er am 27. November bei Grafenhausen aufgrund des Fundes seiner Losung (seines Kots) erstmals nachgewiesen wurde. Vor wenigen Wochen tappte GW1129m bei Schluchsee in eine Fotofalle, wieder wurde Losung gefunden. So wird die "Förderkulisse Wolf" wie sie im Nordschwarzwald aufgrund des Rüden GW852m existiert, wahrscheinlich. Ein neuer Nachweis ab Ende Mai, und der Wolf gilt als sesshaft.
Schaf-, Ziegen- und Gehegewildhalter bekommen in der 30 Kilometer durchmessenden Förderkulisse ab dann nur ihre Schäden durch Risse ersetzt, wenn die Tiere fachgerecht gesichert waren. Im Gegenzug finanziert das Land einen Großteil der Schutzmaßnahmen. Gerade hat das Umweltministerium eine Erhöhung der Förderung der "Materialkosten" (Zäune und Herdenschutzhunde) auf 100 Prozent und eine Beteiligung an den Erstellungskosten in Aussicht gestellt.
"Für die Schäfer ist das eine Win-win-Situation", wirbt Matthias Schmid, Pressesprecher im baden-württembergischen Umweltministerium. "Und es ist in unserem Zuständigkeitsbereich seit des Einsatzes der ’Förderkulisse Wolf’ noch nie passiert, dass ein Wolf ein nach den Richtlinien geschütztes Tier gerissen hätte." Allerdings wurde bei den Rissen während des Bestands der "Förderkulisse Wolf" im Nordschwarzwald auch kein Schadensersatz mehr für einen Riss bezahlt, weil die Viehzüchter erst gar nicht ihre Zäune aufgerüstet hatten.
Die Schafzüchter, gerade die im Nebenerwerb, die es in den Höhenlagen schon schwer haben, seien wegen der hohen Anforderungen an die Zäune überfordert, meint Volker Haselbacher von der Hochschwarzwald Tourismus GmbH. Haselbacher sieht den Tourismus mitbetroffen, weil dann die von Ziegen und Schafen freigehaltene Kulturlandschaft wegfällt.
Fridolin Saier vom Pfändlerhansenhof bei St. Märgen ist einer dieser Landwirte. "Es geht einfach nicht", sagt Saier, "wir haben Steilhänge, unwegsames Gelände, harte Böden. Es ist ja nicht damit getan, so einen Zaun anzulegen. Man muss ständig mit der Sense durch, um ihn vor Verbuschung zu schützen." Er werde im Zweifel lieber seine Herde abschaffen, auch wenn das wehtue. "Ich würde gerne mit dem Wolf leben, wenn es machbar wäre", sagt Saier. Weil er wisse, dass viele Nebenerwerbslandwirte so denken, werde sich das Landschaftsbild dramatisch verändern, wenn Wölfe im Schwarzwald sesshaft sind.
"Nicht alles Geld der Welt" werde viele Landwirte dazu bringen, die Schutzmaßnahmen einer Förderkulisse zu realisieren, ist sich Michael Nödl vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) sicher. Nödl, der einer Förderkulisse positive Seiten abgewinnt, meint, eine Lösung ausgemacht zu haben: "Freiwillige Helfer, Bufdis oder FSJler, könnten den Landwirten beim Zaunaufbau und Zaunerhalt zur Hand gehen."
Baden-Württemberg ein Wolfsland? Peter Lutz, Naturschutzreferent beim Schwarzwaldverein, sieht dann auch auf Wanderer harte Zeiten zukommen. Nicht, weil der Wolf eine Gefahr für den Menschen darstelle. Aber auch nicht nur wegen der Offenhaltung. "Die Umzäunungen einer Förderkulisse würden Weiden durchschneiden und den Zugang zur Landschaft erheblich schwerer machen."
Verlauf der Wolf-Berichterstattung:
- Rückblick I: Wolf tappt in Fotofalle im Staatswald am Schluchsee
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