Anschläge von Paris

Schüler am Deutsch-Französischen-Gymnasium trauern gemeinsam

Schülerinnen und Schüler am Deutsch-Französischen-Gymnasium trauern gemeinsam / Fast alle haben Kontakte nach Paris.  

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Aufschreiben, was berührt: Im DFG habe... Orte und Gelegenheiten fürs Trauern.   | Foto: Ingo Schneider
Aufschreiben, was berührt: Im DFG haben die Kinder Orte und Gelegenheiten fürs Trauern. Foto: Ingo Schneider

Pause im DFG, dem Deutsch-Französischen Gymnasium. Ohne das Gejuchze und Getöne einer Schulpause. Vielmehr stehen jüngere und ältere Schülerinnen und Schüler nach der ersten Schulstunde an diesem Montagmorgen dicht gedrängt im Foyer, lesen, welche Gedanken andere in blau oder rot auf der weißen Wandzeitung notiert haben, und schreiben selbst: "Paris, on pense à vous! Wir denken an euch!" John Lennons "Imagine" füllt den hohen hellen Raum in Endlosschleife mit traurigen Tönen. Es ist der erste Schul-Morgen nach den Anschlägen von Paris.

Am Freitagabend hatten die beiden DFG-Schulleiter Annik Bermond und Johannes Remmer von den Anschlägen erfahren und am Samstag gleich beratschlagt, wie man in der Schule darauf reagieren sollte. Da meldete sich auch schon einer der Schulsprecher bei ihnen und bat darum, für den Montag eine Schweigeminute in der Schule anzusetzen. Ähnliches stand dann auch in den Direktiven des französischen Bildungsministeriums, das seine Schulen umgehend mit Material und Ratschlägen ausgestattet hatte. Viele Impulse am DFG kämen aus der Schülerschaft, berichten die Schulleiter, die am Sonntag dann eine Gedenkstelle im Eingangsbereich der Schule einrichteten mit der blau-weiß-roten Trikolore und mit Kerzen und Rosen. Gleich daneben die weiße Papierwand samt dicken Stiften und mit der Einladung: "Eure Gedanken".

Viele Gedanken kreisten tatsächlich in den Köpfen der Kinder und Jugendlichen nach diesem Wochenende voll der Schreckensmeldungen aus Paris – das stellten die Lehrerinnen und Lehrer im Laufe dieses ersten Unterrichtstages fest. "Ich hatte natürlich damit gerechnet, dass da viel Redebedarf sein würde", sagt Kunstlehrer Gilles Dupas, "aber die Betroffenheit ist noch viel größer, das Ganze rückt den Kindern viel näher, als wir uns das vielleicht vorgestellt hatten."

Hass oder Angst sollen nicht die Oberhand bekommen

Ein Junge etwa sei in großer Sorge, weil seine Großmutter in Paris seit Freitagabend nicht zu erreichen sei. Ein anderer wartet darauf, dass sich sein Fußball-Kumpel endlich meldet. Der war zum Länderspiel nach Paris gefahren und ist bislang nicht zu erreichen. "Wir haben im Unterricht darüber geredet, dass wir uns nicht von dem Hass und der Trauer überwältigen lassen sollen", erklärt die zwölfjährige Sophie Hell, ihre Freundinnen nicken: "Auch die Angst sollte nicht die Oberhand bekommen!" Eine Pariser Freundin hat auf Facebook geschrieben, dass sie vorläufig nicht aus dem Haus gehen werde. "Wir waren ja alle schon in Paris, alle haben da Freunde, viele haben Familie dort", erklärt ein 17-Jähriger, "und wir werden sicher wieder hingehen, aber immer mit einem mulmigeren Gefühl als bislang." An diesem Tag, erzählen die Schülerinnen und Schüler, gibt es eigentlich nur dieses eine Thema: Paris. "Das trifft uns alle sehr", sagt Katharina Frowein, "dass die Stadt der Liebe so viel Hass erleiden musste." Was sie hier speziell hart treffe, ergänzt Inès Guiellemat, sei der Angriff auf das deutsch-französische Fußballspiel: "Wir lernen an unserer Schule von klein auf Toleranz und Respekt – und sind als Franzosen und Deutsche so eng verbunden." Eine Schule sei der Ort des Wortes, also müsse hier in so schockierend schweren Situationen die Gelegenheit gegeben werden, über all das zu reden. So beschreibt Gilles Dupas die Rolle der Schule speziell in diesen Tagen.

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