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Heimisches Reptil

Schlingnattern suchen ihr Winterquartier – auch im Hochschwarzwald

Dominik Bloedner
  • Di, 08. Oktober 2024, 06:31 Uhr
    Titisee-Neustadt

     

Kaum einer bekommt sie zu Gesicht, obwohl sie weit verbreitet ist: Die Schlingnatter. Nun sucht die kleine Würgeschlangenart ihr Winterquartier. Was aber tun, wenn man auf eine trifft?

Die Schlingnatter unterscheidet sich v... Nacken und durch die runden Pupillen.  | Foto: Wolfgang Zengler
Die Schlingnatter unterscheidet sich von der giftigen Kreuzotter durch den Fleck am Nacken und durch die runden Pupillen. Foto: Wolfgang Zengler
Es ist Herbst. Die Menschen ziehen sich in ihr Heim zurück, auch viele Tiere suchen nach warmen Plätzen. Unlängst hat es einen überraschenden Besuch in einem Haus am Bildstöckle in Titisee-Neustadt gegeben: Im Vorbau schlängelte sich eine Schlingnatter – ein Reptil, das der giftigen Kreuzotter ähnlich sieht, aber harmlos ist.

Dabei hat die Schlingnatter, die 2013 in Deutschland Reptil des Jahres war, den gleichen Reflex wie Giftschlangen, wenn sie sich bedroht fühlt: Sie rollt sich zusammen, richtet ihren Vorderkörper s-förmig auf und beißt sehr schnell zu. Unterschiede zur bekannten Kreuzotter sind etwa der charakteristische herz- oder hufeisenförmige Nackenfleck und die runden Pupillen der Schlingnatter – die Augen der Kreuzotter sind senkrecht schlitzförmig.

Trotz ihres Namens ist die Schlange harmlos

Warum aber hat dieses kleine Reptil, das in der Regel 60 bis 75 Zentimetern lang wird und ein durchschnittliches Gewicht von nur 50 bis 60 Gramm hat, diesen gefährlichen Namen? Der Naturschutzbund Baden-Württemberg (Nabu) informiert: "Es liegt an der Jagdmethode: Die Schlingnatter ergreift ihre Beutetiere blitzschnell und umschlingt sie mehrfach, um sie zu ersticken. Meist mit dem Kopf voran verschlingt sie Eidechsen, Blindschleichen, Kleinsäuger, vereinzelt auch andere Schlangen, Eidechseneier, Jungvögel und Vogeleier, größere Insekten oder Regenwürmer." Selbst gefressen wird die Natter von Iltissen, Füchsen, Hauskatzen, Wildschweinen, Störchen oder Mäusebussarden. Auch der Mensch meint es nicht immer gut mir ihr.

Der Nabu teilt mit: "Schlingnattern gehören – wie alle europäische Reptilienarten – zu den gefährdeten und streng geschützten Arten. Auf der nationalen Roten Liste wird sie mit Stufe 3 als gefährdet geführt." Natürliche Lebensräume – trockenwarme Biotope wie lichte Laubwälder mit natürlichen Geröllhalden und Gebiete wie Trocken- und Magerrasen, Heiden und Moore – würden großflächig vernichtet, beklagt der Nabu.

Ab Oktober sucht das wärmeliebende Reptil, das in weiten Teilen des Schwarzwaldes vorkommt, sein Winterquartier. Beliebt sind frostfreie Verstecke wie Erdlöcher, Kleinsäugerbauen oder Felsspalten. Die Winterruhe dauert vier bis fünf Monate.

"Das Tier einfach in Ruhe und ihm eine Fluchtmöglichkeit lassen" Hubert Laufer
Was aber tun, wenn man beim Spaziergang auf eine eine Schlange trifft? Hubert Laufer, Fachbeauftragter für Reptilien beim Nabu, rät: "Das Tier einfach in Ruhe und ihm eine Fluchtmöglichkeit lassen." Im eigenen Garten könne man den Tieren entgegenkommen: Ein Steinhaufen, der mehr als einen Meter tief und damit frostfrei sei oder ein Reisighaufen könnten als Winterquartier dienen, sagt Laufer.

BZ-Leser Wolfgang Zengler gelang in Neustadt, das Reptil einzufangen – und es in die Freiheit zu entlassen. Die Suche nach dem Quartier setzt die Schlingnatter also an einer anderen Stelle fort.

Ressort: Titisee-Neustadt

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 08. Oktober 2024: PDF-Version herunterladen

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