"Schätze aus dem Müll"
BZ-INTERVIEW mit Karl Thomann vom Müllmuseum Wallbach übers Wegwerfen und Wiederfinden.
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BZ: So viele Spielsachen, Instrumente, daneben Bücher, Briefe, Uhren und Radios, Kleider, witzige Hüte und komische Geräte! Das haben Sie und Ihr Vater alles auf der Deponie gefunden?
BZ: Sind da auch richtig wertvolle Sachen dabei?
Thomann: Wir haben eine Bibel von 1743, die war nur ein Klumpen Dreck und ist bestimmt sehr kostbar. Einmal haben wir sogar ein Messgewand in einer Bauschuttwanne gefunden. Und einen Staubsauger, den man zum Föhn umbauen kann. Sowas gibt es heute gar nicht mehr. Der ist mittlerweile eine Rarität und für Sammler interessant. Aber wir haben eine Regel: Wir kaufen und verkaufen nichts.
BZ: Warum haben die Leute denn das alles weggeworfen?
Thomann: Weil sie neue, schicke Sachen wollten. Vor 20 Jahren flogen ganze Tante-Emma-Läden auf den Müll, heute würde man die Sachen im Internet oder auf dem Flohmarkt verkaufen. Oder Tante Trude ist gestorben – und ihre ganze Wohnungseinrichtung ist im Container gelandet. Da hat keiner mehr geguckt, was noch in ihren Koffern und Schränken ist. Es gab auch schon Besucher, die hier zufällig ihre weggeworfenen Sachen wieder entdeckten …
BZ: Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, ein Müllmuseum zu eröffnen?
Thomann: Wir wollten unsere Schätze gerne auch anderen Leuten zeigen. Irgendwann hatten wir zu viele Sachen, da verkauften wir unsere Kühe und bauten in die Scheune Zimmer und Etagen ein. Für den Umbau haben wir nicht einen Nagel gekauft: Werkzeug, Holz, Fenster und Treppen – alles war aus dem Müll.
BZ: Was sind Ihre Lieblingsstücke?
Thomann: Ich mag die alten Radios und Tonbandgeräte, die sammle und repariere ich schon lange. Und die große Modelleisenbahn, die vom Tal bis zum beschneiten Berggipfel fährt. Mein Bruder sammelt Fotoapparate und meine Schwester macht unsere Sonderausstellungen, die sich immer um ein spezielles Thema drehen.
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