Kleinnaundorf
Samstag beginnt die Deutsche Meisterschaft der Seifenkistenwagen
Heutige Seifenkisten sind hochgezüchtete Renngeräte / Samstag beginnt die Deutsche Meisterschaft.
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KLEINNAUNDORF (dpa). Holzkiste und Kinderwagenräder waren gestern. Der moderne Seifenkistenwagen hat Glasfaser- oder Carbonverkleidung, Einzelradaufhängung, Scheibenbremse sowie Rennsitz und Überrollbügel. Bei der Europameisterschaft in Belgien lag die Durchschnittsgeschwindigkeit der Gefährte bei 87 Stundenkilometern, auf Teilabschnitten wurde sogar Tempo 140 erreicht. Auch bei den bevorstehenden Deutschen Meisterschaften am Wochenende werden hohe Geschwindigkeiten erwartet.
Helm, Handschuhe und geschlossene Kleidung sind Pflicht. Seifenkisten-Profis tragen sowieso Rennanzüge. Bevor es auf die Piste geht, gibt es eine technische Abnahme der Fahrzeuge. Ein Wagen muss mindestens drei Räder, Bremse und Lenkung haben.
Schon seit mehr als 100 Jahren werden in Deutschland entsprechende Rennen ausgetragen. Im internationalen Maßstab hat Italien die Nase vorn. Daneben gehören aber auch Belgien, Frankreich, die Schweiz, Schweden, Spanien und Tschechien zu den europäischen Seifenkistennationen.
Seidler hält das Wort Seifenkiste heute für irreführend. "Damit kann man niemand mehr hinter dem Ofen hervorlocken", sagt der 49-Jährige, der erst als Erwachsener zu diesem Hobby kam. Als Serviceleiter einer Firma für Autoteile bringt Seidler auch das nötige Fachwissen mit. Denn ein richtiger Seifenkistenrennfahrer schraubt eifrig an seinem Gefährt.
Thomas Käfer, der als Organisator der Meisterschaften am Wochenende auch selbst in die Kiste steigt, hat sich für seinen Wagen extra Felgen drehen lassen und verwendet Naben aus Italien. Inzwischen gibt es zwar Bausätze für Seifenkistenwagen. Wer aber etwas auf sich hält, rüstet mit Hightech nach. Geld lässt sich mit den Rennen nicht verdienen, ganz im Gegenteil. In Seifenkistenwagen wird ordentlich Geld reingesteckt. Käfer beziffert die Ausgaben für sein Gefährt auf 3500 bis 4000 Euro. Als er vor 13 Jahren mit Rennen begann, habe mehr der Spaß im Vordergrund gestanden, berichtet Seidler. Heute sei das für viele ein ziemlich ernsthaftes Hobby geworden.
Für die meisten mache wohl die Geschwindigkeit die Faszination aus, sagt Seidler. Wer falsch bremst, hat verloren – zumindest bei den Speed-Rennen. Ist die kinetische Energie verloren, kann kein Turbo die Kiste wieder beschleunigen. Für einen Mann wie Seidler besteht der Reiz nicht zuletzt darin, technische Feinheiten auf die Straße zu bringen: "Das ist wie Motorsport ohne Motor."
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