Übung
Besucherbergwerk Schauinsland: Bergwacht probt den Ernstfall
Er liegt in einem nasskalten Gang, wartet auf Rettung aus dem Besucherbergwerk Schauinsland: Tobias Lehr aus Todtnau spielt einen Schlaganfallpatienten bei einer Übung der Bergwacht Schwarzwald.
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"Unheimlich", so beschreibt Tobias Lehr aus Todtnau die Minuten, bis die Einsatzkräfte ihn erreicht haben. Bis dahin liegt er in einem nasskalten und nach Erde riechenden Gang . Um ihn herum ist es totenstill. Lehr ist Feuerwehrmann und spielt einen Schlaganfallpatienten bei einer Übung der Bergwacht Schwarzwald im Besucherbergwerk Schauinsland. Seine Bergung ist für die Retter Schwerstarbeit.
Im Besucherbergwerk ist es bisher nur einmal zu einem echten Unfall gekommen. Eine junge Frau erlitt einen epileptischen Anfall. Bestmöglich versucht man sich bei solchen Fällen zu rüsten, sagt Aufsichtsperson Markus Kiefer. Im Schauinslandbergwerk, wo Silber, Zink und Blei abgebaut worden sind, gibt es 100 Kilometer an Tunneln und Gängen. Ein Drittel ist für Profis begehbar. Für Besucher ist ein Prozent zugänglich. Doch auch dieser Bereich ist steil und einen Herzstillstand unter Tage möchte dort keiner erleben.
"Retten, am Leben erhalten, abtransportieren: Das ist unser Job. Und dabei sichern wir uns immer doppelt", sagt Gerhart Römer von der Bergwacht Freiburg. Er blickt in ein 50 Meter tiefes Loch, zu dessen Rand sich die Füße vorsichtig tasten müssen. Durch diesen Felsschlauch müssen die Verletzten geborgen werden. Über das Leitersystem hätten die Retter keine Chance. Christian Göttel macht sich zum Abseilen bereit. Doch von unten kommt kein Signal. Funk funktioniert nicht, ebenso wenig das Handy. Einzig über die Grubentelefone können sich die Helfer verständigen.
An der Sohle des Schachtes flackert ein Licht auf. Langsam wird Göttel an einer Seilwinde empor gezogen. Es dauert einige Meter bis sein Lächeln erkennbar wird. Stolz umklammert er die Rettungsschale mit der Patientin, die im Rettungsszenario einen Oberschenkelbruch erlitten hatte. Als er aus dem Loch steigt, wirkt Göttel wie ein Schatzsucher, der gerade einen Sarkophag aus einem Pharaonengrab gehoben hat. Mit dem Unterschied, dass der Mensch unter der Rettungsfolie sich munter bewegt.
Statt der geplanten zwei dauert die Rettung drei Stunden. Zeit, die dem Schlaganfallpatienten beim Flug in die Klinik gefehlt hätte. "Wir mussten improvisieren. Im Berg gelten andere Gesetze als beim Unfall an der Straße", sagt Adrian Probst von der Bergwacht. Lehren sind gezogen: Statt 20 sollen künftig 30 Einsatzkräfte ausrücken. Da die Verständigung das Hauptproblem war, wird eine Gruppe künftig nur die Grubentelefone besetzen, eine weitere den Materialnachschub sicher stellen. So sollen die entscheidenden Minuten gewonnen werden, die im Ernstfall Leben retten.
Die Bergwacht kommt zum Einsatz, wenn andere Rettungskräfte an ihre Grenzen stoßen: Im Gebirge, auf schmalen Wanderwegen, an Seilbahnen oder im Bergwerk. Die Bergwacht Schwarzwald hat 1425 Mitglieder, die allesamt ehrenamtlich arbeiten. Im vergangenen Jahr waren die 25 Ortsgruppen zirka 1400 Mal im Einsatz. Im Winter wird die Bergwacht vor allem bei Ski- und Snowboardunfällen alarmiert. Es verunglücken auch zunehmend Mountainbiker. Ein Trend sei auch, dass immer mehr ältere Menschen gerettet werden müssen. Deshalb hat die Bergwacht ihre Ausbildung geändert und legt jetzt einen Schwerpunkt auf die medizinische Vor-Ort-Versorgung.
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