Sierra Leone
Breisgauer Helfer reist ins Ebola-Krisengebiet
Normalerweise arbeitet er auf der Rettungswache in Bad Krozingen – bald aber wird er im Westen Afrikas Zelte aufbauen, Müll trennen und für Hygiene sorgen: Rainer Haak packt im Ebola-Krisengebiet an.
Steffen Bonhoff
Do, 9. Okt 2014, 20:06 Uhr
Ehrenkirchen
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Der 50-jährige Rettungsassistent arbeitet auf der Rettungswache in Bad Krozingen. Er ist gerade von einer Einweisung zur Ebola-Krise aus Würzburg zurückgekehrt, wo er von Ärzten aus den Krisenregionen unterwiesen wurde. Doch die Behandlung von Patienten wird nicht vorrangig seine Aufgabe sein. Neben der medizinischen Versorgung sind technische Hilfen unerlässlich: Haak wird Behandlungszentren und Zelte errichten, Wasseraufbereitungsanlagen installieren und nicht zuletzt durch Mülltrennung und Abwasserkanäle für die nötigen hygienischen Verhältnisse sorgen, damit das Virus eingedämmt werden kann.
Insgesamt fünf Wochen soll er auf diese Weise für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Sierra Leone arbeiten und helfen, wo er nur kann. "Vieles lässt sich allerdings nicht planen", sagt der Ehrenstetter. So ist seine Abreise zwar auf den 27. Oktober datiert, doch erst am Mittwoch, 8. Oktober, ist ein Erkundungstrupp abgereist, der mit seinen neuen Informationen zur Krise in Sierra Leone Dauer und Ort des Einsatzes verändern kann. Bei einem Briefing am 27. Oktober in Berlin wird Rainer Haak über das Wie und Wo auf den neusten Stand gebracht.
Der 50-jährige Familienvater engagiert sich seit langem im Auslands-Team des DRK und kann einige Erfahrungen vorweisen. Fünfmal war er bereits für die Organisation in Ländern der sogenannten Dritten Welt; zuvor, in den 90er Jahren, hatte er eine zehnmonatige Reise mit dem Geländewagen durch Afrika gemacht. Ob ihm das Land besonders am Herzen liege? Ja, sagt Haak, doch sein Einsatz gelte der Bekämpfung der Epidemie, egal in welchem Land. So musste er nicht lange nachdenken, als er von der Bundeszentrale des DRK in Berlin für den Einsatz als technischer Helfer angefragt wurde.
Ob er Angst hat? "Respekt ja, Angst nein", sagt Haak. Für seine Familie sei dies allerdings viel schwieriger, räumt er ein. Dennoch haben seine Frau und seine zwei Kinder, 15 und 17 Jahre, allein ihm die Entscheidung überlassen. "Ich muss nur meinen Alukoffer packen, habe meine übliche Checkliste und dann ab in den Flieger", führt er aus. Das seien gewohnte Abläufe. Und dann im Krisengebiet angekommen, habe er gar keine Zeit mehr, seine Entscheidung zu hinterfragen.
"Uns geht es im Westen doch ohnehin viel zu gut", mahnt Haak an. Und dass selbst nach dem Hilferuf der Organisation Ärzte ohne Grenzen im Juni die Industrieländer sich erst langsam der Sache angenommen hätten, sei sicherlich nicht förderlich zur Eindämmung der Epidemie gewesen. Dennoch möchte er sich nicht in die Politik einmischen – er tue seinen Teil, ergänzt er bescheiden. So sei "der Wille zum Helfen" auch eindeutig größer als sämtliche Sorgen. Nach dem fünfwöchigen Einsatz muss Haak erst mal seine Arbeit in Bad Krozingen für drei Wochen ruhen lassen – wegen der Inkubationszeit. "Es fällt mir nicht schwer, das Vertraute zurückzulassen", so Haak abschließend. Dafür sei die Aufgabe zu wichtig.
Das Ebola-Virus ist bei direktem Flüssigkeitsaustausch (Blut, Fäkalien, Speichel) höchst ansteckend und endet zumeist tödlich. Momentan beläuft sich die Zahl der Toten auf 3857. Außerdem sind 8011 Menschen offiziell als infiziert gemeldet. Der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung Walter Lindner vermag kein Ende der humanitären Katastrophe zu prognostizieren, die nach UN-Angaben den Weltfrieden bedrohe. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten dann bis Ende November 20 000 Menschen mit dem tödlichen Virus infiziert sein.
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