Science Fiction
"Ready Player One": Flucht in digitale Welten
Wenn die Welt so trostlos geworden ist, dass nur noch die Flucht in digitale Welten zu helfen scheint: Steven Spielberg hat den Roman "Ready Player One" verfilmt.
Mi, 4. Apr 2018, 18:30 Uhr
Kino
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Die Menschheit der Zukunft hat hier aufgehört, die Probleme der Welt lösen zu wollen und sich mit Umweltverschmutzung, Überbevölkerung und grassierender Armut abgefunden. In Columbus, Ohio, stapeln sich die Wohnwagen der Ghetto-Bewohner auf riesigen Stahlgerüsten in den Himmel hinein. In dieser Welt gibt es weder Hoffnung noch Lebensziele und so streifen die Menschen die VR-Brille über, um sich in die virtuelle Realität zu flüchten.
OASIS nennt sich das gigantische Digitaluniversum, in das sich jeder einloggen kann, um zu sein und zu tun, was ihm im wirklichen Leben verwehrt bleibt. Es ist ein gesamtgesellschaftlicher Sieg des Eskapismus’, der sich hier mit geballter medialer Verführungskraft entfaltet. Für den jugendlichen Waisenjungen Wade Watts (Tye Sheridan) hat das Leben in der echten Welt nichts zu bieten, aber in OASIS hat er sich eine eigene, neue Identität aufgebaut. Hier heißt er Parzival und trifft seinen besten Kumpel Aech, der über beträchtliche körperliche Kräfte und eine riesige Hi-Tech-Werkstatt verfügt, sowie die coole Motorradfahrerin Ar3mis. Jeden Tag nehmen die drei an einem rasanten Rennen teil, bei dem niemand an den Dinosauriern, King Kongs und anderen mörderischen Hindernissen vorbei zum Ziel zu gelangen scheint.
Dort wartet als Belohnung einer der drei Schlüssel, die der kürzlich verstorbene Erschaffer von OASIS, James Halliday (Mark Rylance), in seinem Reich versteckt hat. Die Schlüssel führen zu einem "Easteregg", das dem Gewinner die kompletten Rechte an OASIS überträgt und ihn damit zum Multimilliardär macht. Neben den Einzelkämpfern ist auch das Unternehmen "IOI" hinter der Macht über das Spieluniversum her und wirft eine ganze Armee von Gamern ins Rennen.
Aber um Hallidays Rätsel zu lösen, muss man nicht nur mit der Biographie des Schöpfers vertraut sein, sondern auch über profunde Kenntnisse der Popkultur verfügen. Hiermit eröffnet Spielberg die Tür in einem wilden Dschungel an cineastischen und musikalischen Referenzen, deren Höhepunkt ein Ausflug in die Welt von Stanley Kubricks "Shining" ist, wo die Spieler sich im Gruselhotel neuen und alten Herausforderungen stellen müssen.
Randvoll hat Spielberg die fantastische OASIS-Welt mit popkulturellen Verweisen aus den 70er- und 80er-Jahren gefüllt und schreckt dabei auch vor Selbstzitaten nicht zurück. Der Nostalgietrip wird in eine digitale Wunderwelt mit State-of-the-Art-Effekten verlegt, was dem filmischen Gesamtkunstwerk eine interessante Grundspannung verleiht und gleichzeitig generationsübergreifend nach einem breiten Zielpublikum greift. Höhepunkt ist eine Rebellion der Gamer, die sich gegen die feindliche Übernahme ihrer Spielwelt durch habgierige Konzerne zur Wehr setzen und am Ende den Wert der echten Realität wieder zu schätzen lernen.
Auch wenn Spielbergs Film im Vergleich zum Buch den gesellschaftskritischen Kontext etwas heruntergefahren hat und auch nicht die Komplexität vergleichbarer Werke wie etwa "Inception" erreicht, entwickelt die Angelegenheit als kreatives Dauerfeuerwerk auf der Leinwand dennoch eine ungeheuer unterhaltsame Wirkung.
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