Debatte
"Querdenker" – Sprachforscher fordert mehr Reflexion von Begriffen
Der Sprachwissenschaftler Peter Schlobinski warnt davor, Begriffe von Corona-Skeptikern wie "Spaziergang" oder "Querdenken" unreflektiert zu übernehmen. Das sei schon ein Erfolg der Gruppen.
Mo, 17. Jan 2022, 13:34 Uhr
Kultur
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Der Professor lehrt Germanistische Linguistik an der Universität Hannover und ist Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache, die seit 1977 das "Wort des Jahres" auswählt. Beispielsweise sei es ein Erfolg der selbsternannten "Querdenker", dass diese heterogene Gruppe auch von anderen so bezeichnet werde, sagte Schlobinski.
Er selbst verwende den Begriff für die Protestbewegung nicht: "Denn wer schräg denkt, wer auch aus begründeten Ängsten heraus rationalen Gründen nicht zugänglich ist, wer ideologisch verblendet ist oder gar eine rechtsradikale Gesinnung hat, der ist kein Querdenker." Gleichwohl gehöre das "Kapern" von positiv besetzten Begriffen im Kampf um Deutungshoheiten zum Alltag im politischen Diskurs und sei auch bei Begriffen wie "Respektrente" zu beobachten.
Nach Ansicht des Sprachwissenschaftlers werden die ursprünglichen Bedeutungen von Begriffen wie "spazieren gehen" auch als Hauptbedeutungen der umgedeuteten Begriffe bestehen bleiben. "Die Nebenbedeutungen werden, wenn sie überleben, marginal sein."
Auch im Corona-Kontext neu entstandene Wörter und Redewendungen werden Schlobinski zufolge weitestgehend wieder aus dem Wortschatz verschwinden, wenn die Pandemie im Alltag und in den Medien an Bedeutung verliert. Denn der Corona-Wortschatz "reflektiert die Relevanz der Pandemie für die Gesellschaft".
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