Politisches Signal
Putin will russisches Erdgas nur noch gegen Rubel verkaufen
Als Reaktion auf die Sanktionen des Westens will Putin, dass einige Länder nur noch mit der russischen Währung für den wichtigen Energieträger zahlen. So soll die Inflation gemindert werden.
Björn Hartmann, Bernd Kramer & dpa
Mi, 23. Mär 2022, 20:56 Uhr
Wirtschaft
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Eine Zahlung für russische Waren in Devisen habe ihren Sinn verloren, sagte Putin. Betroffen sind demnach die von Russland auf einer schwarzen Liste festgehaltenen "unfreundlichen Staaten". Dazu gehören Deutschland und alle anderen EU-Staaten, aber etwa auch die USA, Kanada, Großbritannien und die Schweiz. Die Zentralbank und die russische Regierung hätten nun eine Woche Zeit, die Modalitäten für die Umstellung von Devisen- auf Rubelzahlungen festzulegen, sagte Putin.
Ausländische Devisen wie Euro und Dollar, die sich im russischen Besitz befinden, können wegen der vom Westen verhängten Sanktionen nur in sehr geringem Umfang genutzt werden. Als Reaktion auf diese Beschränkungen hatte die russische Regierung bereits beschlossen, dass eigene finanzielle Verpflichtungen bei "unfreundlichen Staaten" nur noch in Rubel beglichen werden. Allerdings wurden fällige Zinszahlungen auf russische Staatsanleihen zuletzt in Devisen getätigt.
Wenn Gaslieferungen in Rubel beglichen werden, steigt die Nachfrage nach der russischen Währung. Dies treibt den Wechselkurs des Rubel zum Euro in die Höhe. Es müssen mehr Euro für einen Rubel bezahlt werden. Der Rubel-Kurs hat bereits angezogen. Für 100 Rubel mussten am Mittwochmorgen noch 0,79 Euro entrichtet werden, am Abend waren es bereits 0,93 Euro.
Wird eine Währung im Vergleich zu anderen härter, nimmt ihre Kaufkraft zu. Es können also mit den Rubel nach einem Tausch in Fremdwährungen mehr ausländische Güter gekauft werden – vorausgesetzt, solch ein Tausch kann trotz Sanktionen überhaupt stattfinden. Das würde den starken Inflationsdruck in Russland mindern. Unter der Geldentwertung leiden breite Bevölkerungsschichten.
Der emeritierte Freiburger Ökonomie-Professor Oliver Landmann sprach von einer "Stützung des Rubelkurses". Der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Tim Krieger sagte, mit den Rubel-Zahlungen komme die russische Notenbank wieder ins Spiel. Sie sollte eigentlich keinen Zugang mehr zum westlichen Finanzsystem haben. "Wenn wir nun aber Rubel brauchen und diese nur bei der russischen Notenbank bekommen, hätten wir ein Problem, denn dann müssten wir (insbesondere Deutschland) ja unsere eigenen Sanktionen unterlaufen. Ich könnte mir vorstellen, dass Putin daraus eine gewisse Befriedigung ziehen würde", sagte Krieger.
Der Energiekonzern Uniper, einer der größten deutschen Gasimporteure, wollte sich zu der Entscheidung nicht äußern. "Wir kommentieren das nicht". Der südbadische Sanitärarmaturenhersteller Hansgrohe hat angekündigt, wegen des Kriegs keine Produkte mehr nach Russland zu liefern und keine Bestellungen mehr anzunehmen.
- Fragen und Antworten: Was ein Lieferstopp für russisches Gas bedeuten würde
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ