Prorussischer Autokorso in Lörrach
Hunderte bei Gegenaktionen / Laut Polizei gab es lediglich vereinzelte verbale Provokationen / Strobl: Nicht spalten lassen.
Jonas Hirt, dpa & epd
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. 120 Fahrzeuge beteiligten sich am Sonntag an einem prorussischen Autokorso in Lörrach. Parallel dazu fanden zwei Gegendemos statt; eine auf dem Marktplatz; dort zählte die Polizei 350 Teilnehmer. Die andere Gegenkundgebung fand unterhalb einer Autobahnbrücke statt, an der Straße fuhr auch der Korso vorbei. Es gab laut der Polizei lediglich verbale Provokationen – vor allem Gehupe, obwohl dies untersagt war. Die Kundgebung "Gegen die Gräuel von Butscha und den prorussischen Autokorso" wurde von der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft initiiert. Rund 150 Menschen nahmen daran teil.
Die meisten Fahrzeuge bei dem prorussischen Korso hatten ein Lörracher Kennzeichen, aber auch Schweizer und Franzosen fuhren mit. Zudem waren Autos aus den Kreisen Waldshut, Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen und der Stadt Lahr zu sehen. Wie viele Teilnehmer es waren, ist schwer zu sagen; in einigen Autos saßen fünf Menschen, in anderen nur der Fahrer.
Die Anmelderin des Korsos wollte gegenüber der BZ ihren Namen nicht nennen. Der Protest ziele nur auf die "Diskriminierung, Demütigung und Beleidigung" von russischstämmigen Menschen in Deutschland, sagte sie. Es gehe ihr nicht um das, was in der Ukraine passiere. Zum russischen Angriffskrieg wollte sie sich auch auf Nachfrage nicht äußern. Dass es auch einen Gegenprotest gebe, damit habe sie kein Problem.
Die Versammlungsleiterin des Lörracher Gegenprotests, Stefaniia Yakubovych, kritisierte die fehlende Distanzierung des prorussischen Korsos vom Krieg. "Das tut weh." Sie bestreitet nicht, dass mache Russen angefeindet werden, dies werde aber durch den Korso instrumentalisiert. Autofahrer hätten nicht nur gehupt, sondern den Mittelfinger gezeigt, auch beleidigende Worte sind ihren Angaben zufolge gefallen. Für Yakubovych steht daher fest: "Es war eine reine Provokation."
Auch durch Stuttgart rollte eine Autokolonne mit russischen Fahnen auf den Motorhauben. Bevor sich am Samstag die Kolonne mit 190 angemeldeten Autos in Bewegung setzte, wurden die russische und die deutsche Nationalhymne abgespielt und zu den Klängen des russischen Volkslieds "Kalinka" getanzt und gesungen. Die Initiatoren bezeichneten sich als Russischsprechende. Das Motto der Demo lautete: "Gegen die Diskriminierung russischsprechender Menschen". Zwei Dutzend Menschen versammelten sich zu einer Pro-Ukraine-Gegendemo. Zwischenfälle registrierte die Polizei nicht.
Die prorussischen Autokorsos fanden unter strengen Auflagen statt: Mit Blick auf den Krieg war das Zeigen oder Tragen bestimmter Symbole und Abzeichen untersagt – etwa die Abbildung des Buchstabens Z, der für die russischen Kriegsaktivitäten in der Ukraine steht.
Indes sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU), der Überfall auf die Ukraine dürfe keinen Riss durch die deutsche Gesellschaft, Familien- und Freundeskreise ziehen. "In unserem Land leben russisch-stämmige Menschen, die mit Putins Krieg nichts am Hut haben und die deshalb nicht unter Generalverdacht gestellt, diskriminiert oder ausgegrenzt werden dürfen", sagte er bei einem Treffen mit Vertretern russlanddeutscher Organisationen laut Ministerium. Schon gar nicht dürfe der Krieg auf "unseren Straßen und Plätzen seine Fortsetzung finde n".
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