Kirchenstreit

Pontifikalamt am Silvesterabend in Freiburg mit stillem Protest gegen Domkapellmeister-Rauswurf

Nach dem Eklat um Domkapellmeister Böhmann beklagt der Freiburger Erzbischof Burger eine belastende Situation für alle. Im Pontifikalamt am Silvesterabend bleibt der Protest still.  

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Erzbischof Burger  | Foto: Rita Eggstein
Erzbischof Burger Foto: Rita Eggstein

Die Geschehnisse um die Freistellung von Domkapellmeister Boris Böhmann haben nach den Worten des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger zu einer "belastenden Situation" für alle Beteiligten geführt. Der öffentliche Schaden sei enorm, sagte er am Silvesterabend beim Pontifikalamt im Freiburger Münster. Er appellierte an alle in der Kirchenmusik engagierte Menschen, nun nach vorne zu schauen und einen neuen Anfang zu ermöglichen. "Wir brauchen Sie alle", betonte er. Mit dieser Hoffnung gehe er ins neue Jahr.

Stiller Protest vor und im Münster

Vor dem Münster hatte es zuvor einen stillen Protest gegeben. Über 20 Teilnehmer hatten Kerzen angezündet. Im Münster drehten ein paar Besucher dem Erzbischof bei seiner Ansprache den Rücken zu. Größere Vorfälle gab es nicht. Zuvor hatte ein Kirchensprecher angekündigt, dass die Kirche gegebenenfalls ihr Hausrecht durchsetzen werde.

Polizeipräsenz vor dem Münster während des Pontifikalamts zum Jahresabschluss  | Foto: Maximo-Hans Musielik
Polizeipräsenz vor dem Münster während des Pontifikalamts zum Jahresabschluss Foto: Maximo-Hans Musielik

Eklat am Heiligabend

Bei der Christmette am Heiligabend war es im Freiburger Münster zum Eklat gekommen: Weit über die Grenzen Freiburgs hinaus sorgte langanhaltender Applaus für einen Auftritt Böhmanns und der Domsingknaben in der Christmette für Aufsehen. Burger hatte den Gottesdienst im Münster unterbrechen und erst später mit dem Segen weitermachen können. Auch eine Liveübertragung im Internet über den katholischen Sender k-tv wurde abgebrochen.

Nach Vorfall freigestellt

Nach den Vorfällen in der Christmette und beim Weihnachtsgottesdienst war Böhmann als Leiter der Freiburger Domsingschule mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Er war zuvor zum Ende Februar 2025 - nach 22 Jahren im Amt - gekündigt worden. Das und die Art und Weise, wie die Erzdiözese die Entscheidung kommuniziert hatte, lösten Protest unter anderem von Eltern der Domsingknaben aus.

Kontinuierlicher Protest vor der Domsingschule  | Foto: Maximo-Hans Musielik
Kontinuierlicher Protest vor der Domsingschule Foto: Maximo-Hans Musielik

Künstlerische Qualität außer Frage

Burger hatte in einer Stellungnahme betont, die Kündigung Böhmanns sei nach Jahren des internen Streits der letzte Ausweg gewesen. Die künstlerischen Qualitäten des Domkapellmeisters stünden außer Frage. Rechtliche Voraussetzungen würden unterbinden, dass die Gründe für die Kündigung öffentlich benannt werden könnten. Die Elternvertretung der Domsingknaben zeigte sich tief enttäuscht und forderten die Verantwortlichen des Erzbistums auf, die Entscheidung zu überdenken.

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Kommentare (53)

Jürgen Naujoks

317 seit 15. Mai 2020

Ich hoffe, der Anwalt von Herrn Böhmann bleibt dran, damit sein Mandant das Recht bekommt das er verdient. Dass man so gegen die Kirche vorgehen muss ist schon traurig. Aber so ists halt, die einen sagen "lasset die Kindlein zu mir kommen, die anderen wollten einen Polizeiwagen vor dem Eingang.
Ob die BZ hier tiefschürfend dran bleibt? Allein mir fehlt der (hier nicht religiöse) Glaube.

Andreas Gut

7 seit 12. Mär 2010

Der Fall hat 2 Komponenten.
1. Eventuell berechtigte Kündigungsgründe gegen Herrn Böhmann könnten vorliegen, obwohl für mich derzeit unvorstellbar.
Die Willkür der Oberen und deren unwürdigen Umgang muss von Herrn Böhmann leider hingenommen werden.
Ich hoffe, dass sein Anwalt noch eine angemessene Abfindung rausholen kann.
Man sollte bedenken, dass die künstlerische Leistung nur durch einen enormen Arbeitseinsatz des DKM möglich war. Verglichen mit einem VW Mitarbeiter nach Jahresarbeitsstunden war er vermutlich dann min. 26 Jahre bei dem Kleinbetrieb beschäftigt. Allein diese Überstunden stellen einen beträchtlichen Wert dar.

2. Der Umgang der Oberen mit den Ehrenamtlichen, insbesondere die Polizeiaktion und Einschüchterungspatroulien von Security und Neubrand persönlich an Silvester war für mich als unbeteiligter lächerlich und für die Chormitglieder mindestens kränkend.
Hier müssen die Anführer nach Wegen für eine Entschuldigung suchen.
Bin gespannt wann die BZ die Lust verliert und die Kommentarfunktion schließt.
Sollten nach Beendigung des Vertragsverhältnis Details bekannt werden, muss dann halt die FAZ helfen.
Als Nächstes zählen wir jetzt die Tage, bis die Entschuldigung bei den Chormitgliedern eingeht.
Abschließend nochmal klargestellt: Ich bin total unbeteiligt und unabhängig. Ich versuche die verfügbaren Informationen zu bewerten.
Die diesjährige Weihnachtszeit wurde mir jedenfalls von 2 nach B8 und B4 besoldeten Herren aus der Schoferst. gründlich vermasselt.


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