SOS für ein Spielzeugschiff
Plastikboot droht nach Atlantiküberquerung zu verschwinden
Schiffscrews suchen im Atlantik vor Guyana nach einem Spielzeugboot, das bereits eine 4000 Kilometer lange Fahrt hinter sich hat. Zwei schottische Jungs hatten es auf die Reise geschickt.
So, 29. Apr 2018, 20:18 Uhr
Panorama
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Dass ausgewachsene Seeleute allen Ernstes nach einem Spielzeugschiff suchen, hat seine Gründe. Zum einen hat die Adventure in den letzten Monaten fast den gesamten Atlantik überquert – eine stolze Leistung. Außerdem haben die Schiffseigentümer, zwei schottische Brüder, der achtjährige Ollie und der fünfjährige Harry Ferguson aus Turriff in der Grafschaft Aberdeenshire, SOS-Rufe an Schiffsbesatzungen im weiteren Umfeld ihres Piratenschiffs gerichtet. Dringende Hilfe wird benötigt, bevor das Abenteuer der Adventure ein vorzeitiges Ende findet und der Kontakt zu Ollie und Harry für immer abreißt.
Begonnen hatte die Fahrt im vorigen November, als das Piratenschiff von einer norwegischen Crew vor der Westküste Afrikas ausgesetzt wurde, um Kurs auf Amerika zu nehmen. Dort ist es nun, rund 150 Kilometer vor Guyana, angelangt. Statt in Guyana einen ruhigen Hafen anzusteuern, hat die Adventure allerdings vor wenigen Tagen ihren Kurs geändert. Sie hält nun offenbar zum Leid ihrer Besitzer auf die etwas weiter entfernte Karibik zu. Und weil die Batterien, die ihr GPS-Ortungsgerät bedienen, auf dieser Extra-Etappe leer zu laufen drohen, suchen die Jungen dringend jemanden, der ihr Schiff birgt und die Batterien neu auflädt.
Prompt hat sich die 160-köpfige Besatzung des Offshore-Riesen Stena Carron bereit erklärt, nach dem Piratenschiff Ausschau zu halten und es wenn möglich aufzufischen. "Wir haben auch anderen Schiffen hier in diesen Gewässern Bescheid gegeben", hat Stuart Green erklärt, der für die Carron verantwortliche Direktor der Firma Stena-Drilling.
Der Vater der Jungen, MacNeill Ferguson, findet es unterdessen "erstaunlich, dass das Spielzeugschiff es auf 20 Meter hohen Wellen" und über eine Strecke von mehr als 4000 Kilometern geschafft hat, und dass "Tausende von Menschen unsere Bootsreise verfolgen". Regelmäßige Pings des Peilsenders an Bord geben die aktuellen Koordinaten des Seeräuber-Schiffchens durch.
Um die Adventure seetüchtig zu machen, hatten Ollie und Harry das ursprüngliche Modell etwas aufgebessert. Sie legten im Rumpf ein Gewicht ein, um es aufrecht zu halten, und kleideten es mit Schaumstoff aus, damit es nicht unterging. Private Testresultate hatten den Eignern des Piratenschiffs gezeigt, dass diese Maßnahmen nötig waren. "Wenn man mit diesen Dingern im Bad spielt", erklärte MacNeill Ferguson britischen Reportern, "kippen sie normalerweise um und sinken ganz schnell".
Die Fergusons schickten ihre Adventure voriges Jahr zunächst auf Probefahrt, nämlich von Schottland nach Dänemark hinüber. Eine dänische Familie, die das Schiff fand, entsprach dem beigefügten Wunsch, informierte die Absender und setzte es neu aus, diesmal auf dem Kattegat. An der schwedischen Küste soll das Schiff in einem Baum aufgefunden worden sein – etwas lädiert, aber nach kurzer Zeit im Trockendock und nach Ausbesserung seiner Segel schnell wieder flott. Und erstmals auch in den Medien – so wurde die Crew des norwegische Schiffs Christian Radich aufmerksam und bot Ollie und Harry an, ihr Boot vor der Küste Afrikas auszusetzen. Mit der Reise nach Amerika und den SOS-Rufen ihrer Besitzer ist die Adventure nun endgültig prominent geworden. Nun muss sie nur noch gefunden werden, bevor ihr die Energie ausgeht. Im Anschluss planen die Fergusons für ihr Piratenschiff schon das nächste Abenteuer: eine Pazifikfahrt.