Jugend und Beruf
Planlos nach der Schule
Verlagsthema Ausschlafen, ausgehen, Abenteuer erleben: Wer die Schule beendet, will womöglich nichts lieber als das. Doch bei späteren Bewerbungen taucht dann eine Lücke im Lebenslauf auf – so erklärt man sie.
Jessica Kliem
Di, 28. Jan 2025, 9:08 Uhr
Verlagsthema
Thema: Jugend und Beruf
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Doch wenn aus Monaten Jahre werden, stellt sich irgendwann die Frage: Wie geht man eigentlich mit dieser Phase des beruflichen Leerlaufs um, wenn es schließlich doch um Bewerbungen geht, etwa für einen Ausbildungsplatz? Zunächst einmal: am besten ohne Furcht. Die Lage sei für junge Menschen, die sich für eine Ausbildung interessieren, derzeit sehr gut, ermutigt der Berliner Karrierecoach Jürgen Hesse. Und: Nahtlose Lebensläufe seien bei Arbeitgebern längst nicht mehr so gefragt wie früher.
Ehrlich erklären
Dennoch: Ganz ohne Erklärung geht es nicht. Wichtig sei, potenziellen Ausbildungsbetrieben oder Arbeitgebern etwas über diese Zeit berichten zu können, so Hesse. Der Hamburger Karrierecoach Volker Klärchen rät hier zu Ehrlichkeit. "Ich finde, man darf ruhig angeben, dass man ein Jahr oder sogar zwei, etwas anderes gemacht hat und ehrlich darüber schreiben, was man getan hat."
Positives herausstellen
Wer viel gereist ist oder eine Weile im Ausland gelebt hat, dem dürfte das leichter fallen. Hier kann man das Erlernen einer Sprache, die kulturellen Erfahrungen, vielleicht auch den Nebenjob, mit dem man sich den Aufenthalt finanziert hat, anführen. Aber auch Heimweh oder andere Erfahrungen, aus denen man etwas mitgenommen hat. Wichtig sei es, die "positiven Ergebnisse dieser Erfahrung darzustellen, schriftlich wie auch im Gespräch", so Hesse. "Wenn Sie darüber Auskunft geben können, dann können Sie Ihren Aufenthalt auch über ein Jahr hinaus positiv rechtfertigen."
Und auch mehrere Nebenjobs lassen sich gut anbringen. "Wenn Sie sagen können, warum Sie das gemacht haben, dass Sie das gereizt hat, dass Sie nachgedacht haben, dass Sie jetzt umso besser wissen, warum Sie im öffentlichen Dienst oder bei der Versicherung arbeiten wollen, dann ist das etwas sehr Positives", so Hesse.
Solche Erfahrungen sollte man dem Karrierecoach zufolge im Lebenslauf dann am besten recht weit oben unterbringen – direkt unter dem Namen, der Anschrift und dem Schulabschluss. Oder alternativ ganz unten – unter den Interessen, vor der Unterschrift.
Orientierungsphase statt Leerlauf
Doch was, wenn man weder im Ausland war, noch Nebenjobs ausprobiert hat, die sich gut angeben lassen? Dann müsse man das Beste aus der Situation machen, rät Hesse. Wie das aussehen kann, dafür gibt es keine allgemeingültige Antwort. Fragen kann man sich aber: Was hat man tatsächlich gemacht in dieser Zeit?
Wer sich etwa intensiv mit Sport oder Musik beschäftigt hat, kann das aufgreifen. "Sie können aber auch sagen, dass Sie einen anderen Menschen, der in einer sehr schwierigen seelischen Situation war, begleitet haben, dass Sie die Hauptansprechperson waren", so Hesse. Hier gilt: "Es kommt darauf an, wie Sie das vermitteln."
Von einem rät Karrierecoach Klärchen in jedem Fall ab: Sich einfach Auslandsaufenthalte, Nebenjobs oder andere Dinge auszudenken, nur um die Zeit, die man gar nicht mit besonderen Aktivitäten gefüllt hat, besser erklären zu können. Er empfiehlt, die Phase zwischen Schulabschluss und Bewerbung im Lebenslauf dann besser mit einem Oberbegriff zu versehen, sie als Orientierungsphase zu bezeichnen. "Und im Anschreiben anzubieten, dass man das dann im persönlichen Gespräch gerne genauer erklären wird."
Das habe den Effekt, dass man Firmen, für die eine Zeit ohne Job, ohne Ausbildung, ohne Auslandserfahrung und Co ein "unüberbrückbares Problem" wäre, schon einmal aussortiert. Unternehmen, die einen dennoch einladen, seien hingegen eher "offen dafür, dass in den zwei Jahren gar nicht das Tollste der Welt passiert ist. Dann kann ich da auch offener darüber reden." Wer nach dem Abschluss in ein Loch gefallen ist, müsse im Gespräch nicht über die angeblich wertvolle Zeit reden, in der man neue Hobbys entwickelt habe. "Sondern man kann notfalls auch darüber reden, dass man erst gar nicht wusste, was man will und man diese Zeit gebraucht hat, um sich zu orientieren", so Klärchen.
Antwort vorab üben
Ob man die Zeit nun mit Aushilfsjobs, Auslandsreisen oder mal mit diesem, mal mit jenem gefüllt hat: Bewerbungscoach Hesse empfiehlt, vor einem Bewerbungsgespräch unbedingt zu üben, was man sagen wolle. Liegt eine recht lange Zeitspanne zwischen Schulabschluss und Bewerbung, ist die Frage danach nahezu gesetzt.
"Persönlich würde ich jedem erstmal raten, sich hinzusetzen und sich Stichpunkte aufzuschreiben: Was will ich erzählen?", so Hesse. Anschließend kann man dann Freunde oder Verwandte bitten, das Überlegte anzuhören und Feedback zu geben. Ist das nicht möglich, könne man sich mit dem Smartphone auch einfach selbst aufnehmen. "Und dann merkt man schon, das klingt jetzt nicht so elegant." Oder aber, wie man es besser erzählen kann.
Wichtig: Diese Phase im Leben nicht mit einem schlechten Gewissen im Kopf vortragen. "Jeder Lebensweg hat irgendwo früher oder später so seine Knicke", sagt Klärchen.