Kehrt Donald Trump ins Weiße Haus zurück, würde er auf die Ukraine keine Rücksicht nehmen, sagt der Politologe Herfried Münkler im Interview. Europa werde so oder so deutlich mehr Verantwortung übernehmen müssen.
BZ: Herr Münkler, die US-Präsidentschaftswahl bleibt auch nach dem Ausscheiden von Joe Biden ein enges Rennen. Ist Europa auf eine Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus vorbereitet?
Nein. Das muss man ganz eindeutig so sagen. Europa hat eine fatale Neigung vor möglichen Worst-Case-Szenarien die Augen zu verschließen. Man setzt vielleicht nicht unbedingt auf den Best Case, aber kalkuliert stets knapp unterhalb davon, anstatt sich auch auf andere Szenarien einzustellen. Es fehlt so etwas wie eine strategische Varianz. Plan B, C und D existieren schlichtweg nicht – auch nicht im Falle der US-Präsidentschaftswahl. Es wurde in den vergangenen Jahren in Europa zwar viel über strategische Autonomie ...