Jugend und Beruf
Passion versus Pay
Verlagsthema Was ist besser: Im Beruf auf Geld oder Leidenschaft setzen? Das ist auch eine Frage der persönlichen Lebensumstände – auf was man achten sollte.
Anke Dankers
Mi, 18. Sep 2024, 12:08 Uhr
Verlagsthema
Thema: Jugend und Beruf
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Cornelia Zeidler vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung sagt: "Man muss die Gesamtsituation der Person betrachten." Es sei schließlich ein Unterschied, ob jemand alleinerziehend für die Kosten von Kita und Co. aufkommen müsse oder als Berufsanfänger noch bei den Eltern wohne. "Man muss sich fragen, was es für Möglichkeiten und Spielräume gibt, sowohl finanzieller als auch zeitlicher Art. Und: Wie nachhaltig ist der Wunsch, sich zu verändern?"
Dass Erfolg nicht gleich Erfüllung ist, weiß auch Judith Mangelsdorf, Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie: "Wir sind gesellschaftlich darauf geprägt, beruflich nach Erfolg zu streben. Das wird häufig gleichgesetzt mit einem höheren Einkommen und einer einflussreicheren Position." Dieses Streben könne dazu führen, dass man am Ende ein oberflächliches Leben führe. Erfüllung sei hingegen, etwas wirklich Sinnvolles zu tun. Daher rät auch Mangelsdorf, "sich zu fragen, was wertvoller ist: Ein höheres Einkommen und das, was es ermöglicht, oder ein wirklich beflügelnder Job".
Dabei ist es hilfreich, zu hinterfragen, warum man diese oder jene Tätigkeit eigentlich ausüben will. Kommt die Begeisterung für den Job aus einem selbst, kann es sinnvoll sein, daran festzuhalten. Lösen sollte man sich hingegen von den Erwartungen anderer. "Es gibt einen Hype darüber, dass jeder seine Berufung finden müsse und einen Traumjob brauche. Das baut einen unheimlichen Druck auf die Menschen auf", sagt Zeidler.
Während der Beruf früher ausschließlich dem Verdienst diente, geht es heute oft darum, auch im Job Erfüllung zu finden. "Davon muss man sich ein Stück verabschieden. Es ist völlig okay, wenn man einen Job hat, der einfach dem Broterwerb dient."
Hat man dann noch nette Kollegen und eine wertschätzende Führungskraft, ist der Inhalt des Jobs vielleicht gar nicht so entscheidend: "Man kann mehr Energien für das einbringen, was einem am Herzen liegt – ehrenamtlich oder in der Freizeit", so Zeidler.
Nicht jeder muss in seinem Traumberuf Fuß fassen, um glücklich zu sein, sagt auch Mangelsdorf: "Viele ziehen Erfüllung aus anderen Lebensbereichen wie Partnerschaft, Familie, Ehrenamt oder Hobbys." Und so könne es der Psychologin zufolge hilfreich sein, die Bedeutung der Arbeit niedriger aufzuhängen und sich stattdessen die Frage zu stellen: Wo finde ich als Mensch Erfüllung?
Werden die eigenen beruflichen Träume nicht erreicht, kann das aber auch schmerzhaft sein. Mangelsdorf rät dann, sich zu fragen: "Worum geht es hier eigentlich?" Oft könne das, was tiefer liegt, aber auch auf andere Weise verfolgt und mitunter sogar erreicht werden. "So ist ein geplatzter Traum nicht mehr das Ende der Welt, sondern nur ein weiteres Hindernis, mit dem es einen Umgang braucht."
Bleibt die Frage der Fragen: Was macht denn nun wirklich glücklicher – Geld oder Leidenschaft? Kommt darauf an. Geld mache glücklich, sagt Mangelsdorf, "aber nur bis zu einem bestimmten Punkt". Für Geringverdiener, die regelmäßig darum bangen müssen ihre Rechnungen bezahlen zu können, könne ein höheres Gehalt durchaus ein glücklicheres und sorgenfreies Leben bringen.
"Der Zusammenhang zwischen finanziellen Mitteln und Glück löst sich aber fast auf, wenn genügend Mittel zur Verfügung stehen, um die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu decken", sagt Mangelsdorf. Am Ende mache ein Job mit mehr Geld also nur dann auch glücklicher, wenn man ein sehr geringes Einkommen habe. "Jenseits dessen ist der Weg zu mehr Glück nicht mit Geld, sondern mit Leidenschaft und Sinn gepflastert."
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