Account/Login

Interview

Oliver Leki: "Schnell wieder hochkommen!"

Oliver Leki, Vorstandsmitglied beim SC Freiburg, über die Finanzen in der zweiten Liga und darüber, wie es mit den Plänen fürs neue Stadion weitergeht. Ein Interview.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
OIlver Leki sagt: „Es ist kein G...ga finanziell wenig Spaß macht.“  | Foto: Thomas Kunz
OIlver Leki sagt: „Es ist kein Geheimnis, dass die zweite Liga finanziell wenig Spaß macht.“ Foto: Thomas Kunz

Der schnelle Wiederaufstieg müsse das Ziel des SC Freiburg sein, sagt Oliver Leki, der Vorstand Finanzen. Er sieht den Verein nach dem Abstieg solide aufgestellt trotz abgespeckten Etats. Ziel sei eine schwarze Null. Wie es mit den Plänen fürs neue Stadion weitergeht, was an der Schwarzwaldstraße passiert, das verrät der 42-jährige Vereinsmanager im Interview mit Joachim Röderer.

BZ: Herr Leki, die neue Saison ist ja schon ein paar Tage alt. Haben Sie sich schon an die zweite Liga gewöhnt?
Leki: Natürlich würde ich jetzt hier lieber sitzen und mit Ihnen über die erste Liga reden. Aber es ist schon mal wahnsinnig wichtig, dass wir einen guten Start erwischt haben. Zwei Botschaften gibt es aus meiner Sicht: Die Mannschaft kann richtig guten Fußball spielen, das hat sie gegen Nürnberg gezeigt. Und die Mannschaft kann auch in einem Spiel wie gegen Sechzig, das nicht so gut läuft, den Sieg nach Hause bringen. Insgesamt zeigt sich auch, dass wir nach dem Frusterlebnis Abstieg den Hebel in allen Bereichen schnell umgelegt haben. Es macht auch keinen Sinn, sich lange zu bemitleiden. Du musst das Thema annehmen und das hat der Verein schnell hinbekommen.

BZ: Wie war es für Sie am Tag der Entscheidung: Rechnet man dann als Vorstand Finanzen gleich im Kopf aus, was der Abstieg finanziell bedeutet?
Leki: Dieses Szenario haben wir immer in der Hinterhand, deswegen hat mich das von den Zahlen her jetzt nicht überrascht. Mir war natürlich klar, welche finanziellen Konsequenzen der Abstieg hat. Aber in dem Moment, in dem du absteigst, sind es erst einmal die emotionalen Dinge, die einen bewegen und weniger der schnöde Mammon. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass die zweite Liga finanziell wenig Spaß macht.

BZ: Kann man das in Euro beziffern?
Leki: Der Etat geht von 75 Millionen auf rund 40 Millionen Euro herunter. Das ist schon eine Menge und muss zwangsläufig zu Einsparungen führen. Gleichzeitig muss es aber unser Ziel sein – gerade wenn man sechs Jahre erste Liga gespielt hat – in einen leistungsfähigen Kader zu investieren, der die Chance hat, gleich wieder aufzusteigen. Ich denke, wir haben diese Balance ganz gut gefunden. Wir haben eine wirklich gute Transferbilanz und in den Bereichen Ticketing und Sponsoring zwar Einbußen, aber insgesamt eine hohe Loyalität. Das erste Spiel gegen Nürnberg war fast ausverkauft, jetzt gegen Bochum gehen wir auch von 23 000 aus. Diese Stabilität ist natürlich auch für die Finanzen ganz wichtig. Auch bei den Sponsoren hatten wir praktisch keinen, der abgesprungen ist.

BZ: Die Transferbilanz ist ein gutes Stichwort: Geht der Überschuss auf das Festgeldkonto "Neues Stadion"?
Leki: Fürs Festgeldkonto bleibt da nichts. Wenn wir es schaffen, als Absteiger mit Aufstiegsambitionen in der zweiten Liga einen ausgeglichenen Etat hinzukriegen, haben wir einen guten Job gemacht. Wir müssen schon auch investieren und das haben wir auch gemacht. Am Ende wollen wir mit einer schwarzen Null aus der Saison gehen. Wenn man so in die Liga schaut, ist das nicht an der Tagesordnung. Aber genau diese Denke passt zum Sportclub: Trotz des Abstiegs sinnvoll investieren, aber dabei nicht unvernünftig werden. Im Bereich Nachwuchs werden wir gar nichts einsparen, sondern mit dem gleichen Etat wie in der ersten Liga, und der ist da, gemessen am Gesamtetat, schon relativ hoch, ins Rennen gehen. Das ist ein Teil der Identität und der Philosophie. Wir stehen heute insgesamt solide da. Eines ist aber auch klar: Würden weitere Zweitligajahre folgen, wird es sportlich und wirtschaftlich schwieriger. Es spricht schon alles dafür, schnell wieder hochzukommen.

BZ: Nach dem letzten Abstieg folgten vier Zweitligaspielzeiten. Da war es zwischendurch auch etwas schwieriger, die Zuschauer zu halten.
Leki: Ein normales Phänomen! Da verliert man dann Zuschauer und mit der Zeit auch einige Sponsoren. Und du verlierst Fernsehgelder, was die größte Hausnummer beim Umsatz ist.

BZ: Trauen Sie das dem neuen SC-Team den sofortigen Wiederaufstieg zu?
Leki: Der Kader ist stark genug, sowohl spielerisch als charakterlich, um ganz vorne dabei zu sein. Garantien hat man in dem Geschäft natürlich nicht. Und ich finde, dass Christian Streich und sein Trainerteam es einfach richtig gut machen. Innerhalb kurzer Zeit und nach extrem kurzer Vorbereitung hat er schnell Konturen reingebracht. Ich habe in meiner Zeit im Fußball schon viele Trainer kennengelernt, aber das macht Christian Streich wirklich außergewöhnlich gut.

BZ: Um einen Spieler hat der SC lange gekämpft und auch das Portemonnaie ein bisschen weiter aufgemacht: Nils Petersen hat jetzt acht Toren in drei Spielen erzielt. Traumstart, oder?
Leki: (lacht) Offensichtlich eine gute Investition! Ein toller Spieler, der eine individuelle Qualität hat, die uns gut zu Gesicht steht. Dazu ist er vom Typ ein echter Teamplayer, das ist vorbildlich.

BZ: Ist es für Sie schwieriger, das Thema "Neues Stadion" in einer Zweitligasaison voranzutreiben?
Leki: Der Verein hat ja immer transparent dargestellt, dass die Stadionplanung unabhängig von der Liga zu sehen ist. Wir betrachten das Thema mittel- bis langfristig. Der SC braucht das neue Stadion für erste oder zweite Liga. An unserer Intensität, mit der wir uns mit dem neuen Stadion beschäftigen, hat sich überhaupt nichts geändert. Erfreulicherweise sind auch ganz wenige Stimmen aufgekommen, die das Thema in Frage gestellt haben.

BZ: Wie schwer ist es für einen Verein wie den SC gegenzuhalten gegen Vereine, die wie Aufstiegskonkurrent RB Leipzig Großsponsoren im Rücken haben?
Leki: Das ist eine der größten Herausforderung für den Club in den nächsten zehn Jahren. Wie gehen wir mit einem sich veränderten Branchenumfeld um? Darauf werden wir Antworten finden müssen und der Stadionneubau ist eine davon. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es bald noch ein paar Leipzigs mehr gibt. Darauf werden wir uns einstellen müssen. Bisher ist uns das gut gelungen.

BZ: Wenn wir auf das neue Stadion schauen. Die Stadtverwaltung arbeitet an den baurechtlichen Voraussetzungen. Was macht der SC? Schauen Sie sich Stadien weltweit an? Reden Sie mit Architekten? Liegt schon ein Plan in der Schublade?
Leki: Es laufen ganz viele Prozesse parallel und die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung ist sehr eng. Die Gründung der Objektträgergesellschaft steht mit Beginn 2016 bevor. Unser Schwerpunkt liegt beim Thema Funktionalität: Was soll das Stadion können? Was sind die Kriterien? Wie sollen Nutzungs-, Energie- oder Vermarktungskonzept aussehen? Diese Dinge müssen präzise entwickelt werden und gehen dann auch in die Ausschreibung ein.

BZ: Wie läuft die Ausschreibung?
Leki: Wir werden einen Totalunternehmer suchen, der das gesamte Paket erfüllt – von der Planung- bis zur Bauleistung. So erreichen wir eine maximale Kostensicherheit und sorgen gleichzeitig dafür, dass durch den Zusammenschluss verschiedener Bauunternehmer und Architekten, auch ein gestalterischer Wettbewerb entsteht.

BZ: Es gibt nun schon Ideen fürs Stadion. Die Grünen im Gemeinderat wollen möglichst viel Holz im Stadion verbaut haben. Wie gefällt Ihnen die Idee?
Leki: Ich finde erst einmal gut, dass sich so viele Leute mit dem Stadion beschäftigen. Wenn wir von einem Stadion reden, das zur Region passt, kann das Thema Holz eine Rolle spielen und wird es wahrscheinlich auch. Es ist aber unnötig, das Thema jetzt mit diesem Druck und auf diese Art und Weise einzubringen. Ein komplettes Holzstadion halte ich für ausgeschlossen. Wenn man aber Teile aus Holz gestalten kann, dies architektonisch passt und auch noch finanzierbar ist, dann sind wir total offen. Nur dieses etwas Zwanghafte finde ich etwas irritierend im Moment. Im Vordergrund steht das Ziel, ein tolles Bundesliga-Stadion zu bauen, das zum SC und der Region passt und das den Menschen große Emotionen gibt. Und das alles mit dem passenden finanziellen Rahmen, was wir den Freiburgerinnen und Freiburgern beim Bürgerentscheid im Übrigen auch versprochen haben.

BZ: Auch die Fans haben ihre Vorstellungen präsentiert. Hauptidee: Die Stehplatzränge sollen sich auf drei Tribünen verteilen. Was halten Sie davon?
Leki: Es ist toll, was Teile unserer Anhängerinnen und Anhänger da erarbeitet haben. Die Fans fahren zu jedem Auswärtsspiel, und haben ein gutes Gespür dafür, was gut ist und was nicht. Wir wären schlecht beraten, da nicht hinzuhören. Natürlich ist auch klar, dass sich nicht alle Wünsche und Vorschläge am Ende umsetzen lassen. Die Stehplätze zu verteilen, ist erst mal kein schlechter Gedanke und wird abschließend zu bewerten sein. Wir haben verschiedene Arbeitsgruppen eingesetzt, die sich damit beschäftigen, welchen Charakter das Stadion haben soll. Da steht die Freiburger Idee des Ein-bisschen-anders-Seins auch schon im Fokus.

BZ: Der Verein zieht ja um nach Westen. Wissen Sie schon, was mit dem Mösle und vor allem was mit dem Schwarzwaldstadion passiert?
Leki: Das ist schon eine logistische Herausforderung. Wir sind größtenteils an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen, deswegen werden wir in Zukunft alle drei Standorte brauchen, auch die Schwarzwaldstraße. Die genaue Zuteilung müssen wir noch festlegen. Man kann die Situation am Mösle entzerren, in dem man die eine oder andere Mannschaft hier an der Schwarzwaldstraße trainieren lässt – das U23-Regionalligateam, zum Beispiel. Die Frauenbundesliga könnte hier ihre Spiele austragen. Das sind alles Überlegungen. Es ist gut, dass der Verein seine infrastrukturellen Möglichkeiten verbessern kann.

BZ: Das heißt, das Schwarzwaldstadion bleibt als Spielstätte erhalten?
Leki: So ist es geplant. Wie das Konzept konkret aussehen soll, wird mit der Stadt zu besprechen sein. Ob man alle vier Tribünen braucht oder ob man einen Teil abträgt, werden wir sehen. Vielleicht gibt es auch Baumaßnahmen, die vorne an der Schwarzwaldstraße Sinn machen oder es könnten auch andere Sportinstitutionen eingebunden werden. Grundsätzlich soll sich an der Sportachse nach meinem Kenntnisstand nichts ändern.

BZ: Wann wird der SC im neuen Stadion im Westen spielen?
Leki: Wir wollen in der Saison 2019/20 im neuen Stadion spielen. Es ist wichtig, sich auch hier ambitionierte Ziele zu setzen. Daran arbeiten wir jeden Tag. Natürlich beschäftigen wir uns auch mit etwaigen Verzögerungen. Ich bin guter Hoffnung, dass die verbleibenden Stadiongegner in weiten Teilen anerkannt haben, dass die Entscheidung für den Stadionneubau in einem hochdemokratischen Prozess zustande gekommen ist.

BZ: Gibt es schon Signale von den künftigen Nachbarn?
Leki: Ich habe nach dem Bürgerentscheid viele Gespräche mit Leuten aus dem Westen geführt, die davor gegen das Stadion gekämpft haben und es auch kritisch sehen, die aber das Ergebnis anerkennen. Wir werden jetzt zeitnah auch die Nachbarschafts-Arbeitsgruppe ins Leben rufen, in der transparent informiert wird. Das Schwarzwaldstadion ist das ideale Beispiel: Am Anfang gab es hier auch viele Konflikte mit den Nachbarn. Diese konnten am Ende aber nahezu alle aufgelöst werden. Ich denke, dass uns dies im Westen auch gelingen wird.
Zur Person: Oliver Leki

Oliver Leki, 42, geboren in Worms, studierte an der Uni Mannheim Betriebswirtschaftslehre mit Abschluss Diplom-Kaufmann. Er arbeitete bis 2003 als Unternehmensberater und wechselte dann zum 1. FC Köln, zunächst als kaufmännischer Leiter. Später trat er in die Geschäftsleitung ein und war unter anderem für die Finanzen zuständig. Im Oktober 2013 kam Leki als Geschäftsführer zum SC Freiburg. Seit November 2014 amtiert er als Vorstand Finanzen. Oliver Leki ist verheiratet und Vater eines Kindes.

Ressort: SC Freiburg

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel