"Nur was man kennt, lernt man schätzen"
BZ-INTERVIEW mit Tierfotograf Klaus Echle, der bei seinem Mundologia-Vortrag im Müllheimer Bürgerhaus die Wildnis vor der Türe präsentiert.
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MÜLLHEIM. Wer spektakuläre Natur erleben will, muss nicht weit reisen. Den Beweis dafür liefert Klaus Echle. Der mehrfach ausgezeichnete Hobbyfotograf zeigt auf seinen Bildern, die er am Dienstag im Müllheimer Bürgerhaus präsentiert, die "Wildnis vor der Türe". Mit ihm sprach Julia Jacob über die Fotopirsch im Schwarzwald.
Echle: Gar keins. Ich trenne das immer sehr strikt. Das eine ist Beruf, das andere ein Hobby, deswegen habe ich auch keine Kamera dabei, wenn ich als Förster unterwegs bin.
BZ: Ärgert es Sie nicht, wenn Ihnen dadurch tolle Motive entgehen?
Echle: Nein. Das habe ich mir vor langer Zeit abgewöhnt. Ich versuche eigentlich, die Natur so zu genießen, wie sie ist. Wenn man sich immer nur darüber ärgert, was man verpasst, dann genießt man nicht mehr und sieht die Welt nur noch durch die fotografische Brille.
BZ: Was ist für Sie das Spannende daran, die heimische Tierwelt zu fotografieren und nicht etwa in Afrika auf Fotosafari zu gehen?
Echle: Das war eine ganz bewusste Entscheidung vor 13 Jahren. Wenn man im Berufsleben steht und man hat vier Wochen Jahresurlaub, dann soll dabei auch was Spektakuläres rauskommen. Dabei braucht es Zeit und Kenntnis für die Tierfotografie. Die Skandinavier beispielsweise fotografieren nicht ohne Grund so gut wie nur in Skandinavien. So habe ich das für mich auch gesehen. Ich arbeite am liebsten zuhause. Da weiß ich was passiert und kann mich darauf einstellen. Außerdem will ich meinen ökologischen Fußabdruck klein halten.
BZ: Sind Sie nur in Ihrem Forst in Günterstal mit der Kamera unterwegs, oder gehen Sie auch in der weiteren Region auf Fotopirsch?
Echle: Ich bin viel rund um Freiburg unterwegs, aber der Einzugsradius umfasst auch andere Teile Baden-Württembergs. Gerade arbeite ich an einem Band über den Nationalpark, dafür musste ich dann eben auch in den Nordschwarzwald fahren.
BZ: Wenn man also wirklich wilde Natur fotografieren will, muss man den dicht besiedelten Raum verlassen.
Echle: Nein. Auch mitten im Stadtkreis in dem ich Förster bin, gibt es relativ viele Bereiche, die unberührt sind. Wir haben etwa zehn Prozent der Fläche unter Schutz gestellt. Aber auch mitten im urbanen Bereich sind seltene Arten heimisch.
BZ: Können Sie ein Beispiel aus Freiburg nennen?
Echle: Die Wimpernfledermaus etwa. Die kommt mitten in der Stadt in Herdern vor. Auch Metropolen wie Berlin oder Hamburg sind sehr artenreich. Landwirtschaftlich genutzte Gebiete schneiden da viel schlechter ab.
BZ: Wenn man Ihre Bilder betrachtet, hat man das Gefühl, dass Sie den Tieren sehr Nahe kommen. Wie schaffen sie das?
Echle: Ich arbeite sehr viel mit ferngesteuerten Kameras oder mit Lichtschrankentechnik. Und natürlich kommen auch Teleobjektive zum Einsatz. Ansonsten genieße ich es aber auch, wenn Tiere vertraut sind und man eine Beziehung aufbaut, die zulässt, dass man näher an sie herankommt. So entstehen Bilder, die intimer sind und mehr Geschichten erzählen.
BZ: Ausdauer und Geduld – sind das die ausschlaggebenden Tugenden des Tierfotografen?
Echle: Vor allem muss man eine Macke haben. Das ist durchaus positiv gemeint. Ein Spitzensportler geht an seine Disziplin vermutlich ähnlich heran. Für mich bedeutet das: Immer wieder raus gehen und versuchen neue Ansätze zu finden.
BZ: Wie viel Zufall steckt in Ihren Bildern?
Echle: Es kommt eher selten vor, dass ich durch Zufall auf ein Motiv stoße. Einen Großteil meiner Bilder plane ich. Dafür stimme ich mich mit Biologen, Wissenschaftlern und Spezialisten ab, die mich auf bestimmte Begebenheiten aufmerksam machen.
BZ: Verfolgen Sie bei Ihren Vorträgen auch den Ansatz, Naturschutz vermitteln zu wollen?
Echle: Das ist eigentlich das primäre Ziel. Aufzuklären und zu zeigen, was für eine schöne Natur wir haben. Man muss nicht nach Nordamerika reisen, um eine tolle Landschaft zu erleben. Die haben wir hier allemal. Ich denke, Fotografie ist ein ganz wichtiger Schlüssel für den Naturschutz, weil sie die Emotion anspricht. Nur das, was man kennt, lernt man auch zu schützen und wertzuschätzen.
BZ: Natur ist nun aber nicht nur süß und niedlich, sondern mitunter auch brutal. Spiegelt sich das auch in Ihren Bilden?
Echle: Ich habe ein Bild im Vortrag von einer Meise, die Haare im Schnabel hat und auf einem toten Eichhörnchen sitzt. Wenn ich das zeige, geht meist ein Raunen durch den Raum. Für mich ist aber klar, dass solche Bilder dazugehören. So ist die Natur.
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