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Studium

Norwegen gründet Hochschule für das "Wikinger-Sein"

Sie waren gefürchtete Piraten und begnadete Seefahrer. Doch Vieles über die Wikinger ist noch unbekannt. In Norwegen wurde nun eine staatliche Hochschule für das "Wikinger-Sein" eröffnet.  

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Über Jahrhunderte machten die Wikinger die Weltmeere unsicher.   | Foto: khosrork (fotolia.com)
Über Jahrhunderte machten die Wikinger die Weltmeere unsicher. Foto: khosrork (fotolia.com)

SELJORD/STOCKHOLM. Sie waren gefürchtete Piraten und begnadete Seefahrer, doch Vieles über das Leben der Wikinger liegt noch im Dunklen. Um dem abzuhelfen, wurde in Norwegen nun die erste staatliche Hochschule für das "Wikinger-Sein" gegründet. Das Interesse ist enorm.

Vieles von dem, was man heute über die Wikingerzeit weiß, ist kaum oder nur schlecht historisch belegt. Doch Legenden gibt es viele. Einst waren die durch ihr kaltes Heimatklima gestählten Seefahrer bis hin nach Vorderasien berühmt-berüchtigt. Es wird angenommen, dass einige von ihnen sogar lange vor Columbus nach Amerika kamen. Oft ermordeten sie bei ihren Raubzügen die Männer und entführten Frauen und Kinder in ihre dünnbesiedelten skandinavischen Heimatorte.

Doch ganz so brutal soll die erste staatliche Hochschulausbildung im Wikinger-Sein in Norwegen an der weiterführenden Schule von Seljord, 150 Kilometer westlich von Oslo, nicht verlaufen. Vor einer guten Woche begann sie. Entgegen norwegischen Zeitungsberichten, betont Schulrektor Husby gegenüber der Badischen Zeitung, dass die Wikingerschüler zwar auch das Waffenhandwerk und alte Zeremonien erlernen werden, aber "Opferrituale, etwa mit Tieren, wird es entgegen diesen Gerüchten nicht geben", verspricht er.

Der Ansturm war groß auf das ein Schuljahr laufende Studienprogramm. Rektor Husby denkt bereits über eine Ausweitung der Studienplätze im kommenden Herbstsemester nach. "Einige bewerben sich, weil sie durch in Mode gekommene Fernsehserien wie Game of Thrones fasziniert sind. Andere, weil sie vor allem die handwerklichen Techniken der Wikinger erlernen wollen," sagt Husby. "Im Studium geht es unter anderem darum zu lernen, wie die Wikinger damals ihre Mahlzeiten zubereiten, ihre Kleidung und Schuhe herstellten, ihre Häuser und Boote bauten und ihre Waffen und ihren Schmuck schmiedeten", erklärt Husby. Allerdings ist auch ein kleiner Raubzug im Stundenplan eingeplant.

Die britische Hafenstadt York, einst Stützpunkt der Wikinger, soll von den angehenden Wikingern besucht werden. "Die fahren aber nicht im Schiff hin, sondern mit dem Flugzeug", so der Schulrektor. Leiten werden das Programm der laut eigenen Angaben "erste Wikingerschullehrer der Welt" Jeppe Nordmann Garly und seine Frau Linnea. Während sie vor allem die Herstellung von Kleidern und Mahlzeiten unterrichtet, wird Jeppe andere Bereiche betreuen, hinzu kommen externe Lehrkräfte mit Spezialkenntnissen in unterschiedlichen Disziplinen.

Dass die Schule ein Anziehungsort für Neonazis wird, die sich immer wieder von den nordischen Kriegern und ihren Symbolen angezogen fühlen, glaubt Husby nicht. "Sollte sich ein Rechtsextremer hierhin verirren, klären wir ihn darüber auf, dass die Wikinger mit der Nazi-Gedankenwelt um Rasse und so weiter gar nichts zu tun hatten", sagt er.

In der Tat. Entführte Frauen und Kinder ferner Kulturen gingen immer wieder in den Volksstamm der Wikinger mit ein. So wurde im American Journal of Physical Anthropology im Jahr 2010 eine Studie veröffentlicht, derzufolge Gene bei Isländern gefunden wurden, die von der indigenen amerikanischen Urbevölkerung stammen. Auch waren die Wikingerfrauen anscheinend sehr emanzipiert. Sie sollen viel mehr Freiheiten und Macht verfügt haben als in anderen Kulturen. Weil ihre Männer ständig weit weg auf See waren, herrschten sie über Haus und Hof. Sie durften Handel und Handwerk betreiben und Scheidungen sollen für die Frauen möglich gewesen sein. Auch die männlichen Wikinger sollen nicht nur böse gewesen sein. Sie sollen weitab der Heimat auch als zuverlässige Handelsleute bekannt gewesen sein.

Die insgesamt 14 zugelassenen Wikingerschülerinnen und -Schüler, es sind auch fünf Mädchen dabei, die meisten frischgebackene Abiturienten, sollen sowohl Theoretisches, aber vor allem auch Praktisches aus jener Zeit erlernen. Auch einen Arbeitsmarkt soll es für Absolventen geben. Mittelalterfestivals wie auch Events an historischen Orten und in Museen erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Vergangenheit mit richtigen Menschen aufleben zu lassen, ist derzeit in Mode.

Ressort: Panorama

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