Account/Login

Südbadener in Rio (8)

Nils Petersen – ein Vollblutstürmer wie Trainer Hrubesch

Mit seiner Olympia-Nominierung hat Nils Petersen nicht gerechnet. Im Gespräch mit René Kübler verrät der 27-Jährige, warum die Wahl auf ihn gefallen sein könnte.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Bald in Brasilien auf Torejagd: Nils Petersen  | Foto: meinrad schön
Bald in Brasilien auf Torejagd: Nils Petersen Foto: meinrad schön
BZ: Herr Petersen, sind Sie jetzt eigentlich Fußball-Nationalspieler?
Petersen: Nein, so sehe ich mich nicht. Es ist ja auch eine U-23-Mannschaft und keine, die der Trainer aus den Besten Deutschlands zusammenstellt. Es sind nur Spieler dabei, die von ihren Vereinen freigestellt werden. Stolz macht es mich schon, aber ich denke jetzt nicht, dass ich als Nationalspieler angesehen werde. Olympiateilnehmer für Deutschland – das genügt mir.

BZ: Wie haben Sie von Ihrer Olympia-Nominierung erfahren?
Petersen: Während meines Sommerurlaubs habe ich einen Anruf von SC-Trainer Christian Streich bekommen. Er hat mich darüber informiert, dass die Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nachgefragt haben, ob ich grundsätzlich zur Verfügung stehen würde. Irgendwann kam dann auch der Anruf vom DFB. Ich habe kurz um Bedenkzeit gebeten, um alles abzuwägen. Es war ja noch nicht klar, dass das erste Training mit der Olympiamannschaft erst am 28. Juli sein würde. So fehle ich im schlimmsten Fall drei Wochen, kann sogar mit ins Trainingslager des SC nach Schruns. Das ist überschaubar.

"Streich wusste es vor mir. Das war auch gut so. Und fair. Hätte man mich direkt gefragt, ich hätte vor lauter Überwältigung womöglich sofort zugesagt."

BZ: Dann wusste Christian Streich vor Ihnen Bescheid?
Petersen: Ja, er wusste es vor mir. Das war auch gut so. Und fair. Hätte man mich direkt gefragt, ich hätte vor lauter Überwältigung womöglich sofort zugesagt – und hinterher hätte es Stress mit dem Verein gegeben.

BZ: War es schwierig, die Entscheidung für Olympia zu treffen?
Petersen: Schon. Christian Streich hätte ja vermutlich – oder hoffentlich – lieber die komplette Vorbereitung mit mir bestritten. Aber er hat mir von Anfang an gesagt, dass er sich für mich freut und die Entscheidung mir überlässt. Mir war wichtig, dass der Trainer und ich wegen dieser Entscheidung keinen Stress miteinander bekommen.

BZ: Mit dem DFB haben Sie inzwischen aber auch regelmäßig Kontakt, oder?
Petersen: Klar. Sie melden sich immer wieder, schicken mir Pläne. Es gibt ja einiges abzuklären mit Impfungen und solchen Dingen.

BZ: Hatten Sie auch Kontakt mit Trainer Horst Hrubesch?
Petersen: Bis jetzt noch nicht.

"Vielleicht hat unser Aufstieg mit dem SC eine Rolle gespielt. Es kann ja nicht schaden, wenn da jemand mit positiven Erlebnissen dabei ist."

BZ: Das ist aber ungewöhnlich. Dann wissen Sie gar nicht, warum Sie dabei sind.
Petersen: DFB-Sportdirektor Hansi Flick hat mich angerufen. Er hat mir mitgeteilt, dass der Trainer und er mich gerne dabei hätten. Das hat mir genügt. Vermutlich hat man sich für jeden Mannschaftsteil einen älteren Spieler dazu geholt. Vielleicht hat unser Aufstieg mit dem SC eine Rolle gespielt. Es kann ja nicht schaden, wenn da jemand mit positiven Erlebnissen dabei ist. Möglicherweise will man auch die Erwartungshaltung und den Druck in Grenzen halten. Hätte man Spieler wie Philipp Lahm oder Miroslav Klose mitgenommen, wäre das Gefälle innerhalb des Teams sehr groß – nicht nur, was das Alter angeht.

BZ: Vielleicht wurden Sie auch nominiert, weil Sie einer Spezies angehören, die auszusterben drohte, die nun aber wieder gefragt ist. Stichwort Stoßstürmer.
Petersen: Mir war schon zu Beginn dieser Diskussion klar, dass es so kommen würde. Ich habe in Bremen seinerzeit auf der falschen Neun gespielt, oder mal auf der rechten Seite, weil es hieß: Neue Systeme braucht das Land. Und plötzlich wird wieder nach deutschen Mittelstürmern geschrien. Ich habe das kommen sehen. Horst Hrubesch war ja ebenfalls ein Vollblutstürmer. Vielleicht hat das bei meiner Nominierung auch eine Rolle gespielt.

BZ: Hätten Sie gedacht, jemals mal an Olympischen Spielen teilzunehmen?
Petersen: Nie. Es gab aus meinem privaten Umfeld schon immer mal die Frage: Warum nicht doch mal Nationalmannschaft? Da habe ich immer gesagt: Leute, ich bin zu alt. Und außerdem zu klein im Sinne von Zweitligaspieler beim SC Freiburg. Mein Traum war, wieder Bundesliga zu spielen. Mit Olympia habe ich überhaupt nicht gerechnet.

BZ: Das Erlebnis, mit anderen Sportlern im olympischen Dorf zu leben, sich auszutauschen, ist den Fußballern nicht vergönnt. Sie spielen zunächst in Salvador und Belo Horizonte. Finden Sie das schade?
Petersen: Wenn wir weit kommen im Turnier, können wir das vielleicht auch noch miterleben. Das wird aber sehr schwierig. Gegner wie Mexiko und Südkorea sind schon wer. Ich freue mich jetzt einfach auf das Erlebnis als Fußballer. Natürlich wäre es für mich als Sportfan schön, Olympia als solches erleben zu können. Aber ich bin auch so schon ganz schön aufgeregt.

Mehr zum Thema:

Ressort: SC Freiburg

Dossier: Südbadener in Rio

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel