"Nichts fühlen, nur operieren"

Anisim Moisenko aus dem ukrainischen Lemberg war Militärarzt bei der Roten Armee. Heute gelten Veteranen wie er nicht mehr viel.  

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Der frühere Militärarzt Anisim Moisenk...lebt die Sowjetunion  ruhmreich fort.   | Foto: Till Mayer/dpa
Der frühere Militärarzt Anisim Moisenko. In seinem Wohnzimmer lebt die Sowjetunion ruhmreich fort. Foto: Till Mayer/dpa

und 700 000 Menschen hat die Schlacht von Stalingrad 1943 das Leben gekostet: Zivilisten, Rotarmisten und Landser. Anisim Moisenko, heute 92 Jahre alt, versuchte, die Zahl niedrig zu halten. Als Militärarzt operierte er im Akkord. Dass ein Menschenleben scheinbar wertlos ist, wollte er nie akzeptieren. Orden gab es für den Stalingrad-Veteranen viele. Doch sind in seiner westukrainischen Heimatstadt Lemberg (Lviv) heute, im 70. Jahr nach dem Beginn der Kesselschlacht von Stalingrad, andere Helden gefragt. Nationalisten verherrlichen die zweifelhaften Taten der Partisanen. Eine Geschichte aus dem EM-Spielort Lemberg.

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Januar 1943: Anisim Moisenko hat jedes Zeitgefühl verloren. Unter seinen Füßen gefriert Blut. Es verbindet sich mit der festgetretenen Erde der drei mal vier Meter großen Grube, die die Rotarmisten mit Spaten aus der vereisten Landschaft gehackt haben. 1,5 Meter tief. Dann gaben sie das Graben auf und warfen Balken und Wellblech über die Grube.
Die Grube ist der Operationssaal. Aus Patronenhülsen qualmt und flackert es als Funzelersatz. Moisenko hat gerade wieder ein Bein abgenommen, von Schrapnellen zerfetztes Fleisch. Vor ihm liegt ein Soldat mit dem Gesicht eines Kindes. Schreit sich die Seele aus dem Leib. Bald wird die Ohnmacht kommen, das weiß Moisenko. Weil er es unzählige Male bei anderen Amputationen zuvor erlebt hat. Morphium kann er schon lange niemandem mehr spritzen. ...

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