Betroffeneninitiative Süddeutschland
Neuer Verein kämpft für Missbrauchsopfer der katholischen Kirche
Von Betroffenen gegründet: Opfer sexuellen Missbrauchs der katholischen Kirche können sich nun an einen eingetragenen Verein wenden – die "Betroffeneninitiative Süddeutschland".
Do, 13. Jan 2022, 10:10 Uhr
Südwest
Thema: Missbrauchsbericht Freiburg
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Bisherige Erfahrungen hätten gezeigt, dass Opfer, die sich zur Anerkennung erlittenen Leids an die Kirche wendeten, eine Retraumatisierung durchlebten. "Von Traumasensibilisierung kann in allen Fällen keine Rede sein", sagte einer von drei Vorständen, eine aus Freiburg stammende Journalistin, die aus Angst vor Stigmatisierung namentlich nicht genannt werden will, am Mittwochabend in einem Pressegespräch. Sie kenne etliche Betroffene, die gar keinen Antrag für die Anerkennung ihres erlittenen Leids stellen wollten, auch wenn es um 50.000 Euro gehe. Die Hürden seien zu hoch, das fange schon beim Erstgespräch mit einer wenig einfühlsamen Juristin an.
Der neue Verein setzt auf Spenden, ebenso auf die finanzielle Unterstützung durch die katholische Kirche. Deshalb fühle sich der Verein in seiner Unabhängigkeit aber nicht eingeschränkt. Eine Mitgliedschaft – jährlich 5 Euro – ist keine Voraussetzung, um sich Rat und Hilfe bei der Betroffeneninitiative zu holen.
Wich beschrieb die Situation für Betroffene als "sehr schwierig", in München seien viele "abgetaucht". Sie selbst habe sich anfangs im Betroffenenbeirat des Bistums München-Freising engagiert – als einzige Frau. Sie habe ihr Amt als Beirätin nach enttäuschenden und "zum Teil sehr schmerzvollen Erfahrungen" aber wieder niedergelegt. Auch Vereinsvorstand Bernhard Rasche trat in Würzburg aus dem Betroffenenbeirat enttäuscht wieder aus. Seiner Meinung nach wächst die Zahl der frustrierten Missbrauchsopfer. "Wir haben es offenbar nicht geschafft, uns zu verbünden und zu vereinen." Es gebe Betroffene, die den eigenen Bischof über den grünen Klee lobten, und andere, die von ihm im übertragenen Sinne "in den Magen getreten worden" seien.
Den Unterschied zu den die Bistümer beratenden Betroffenenbeiräten machte der Freiburger Vereinsvorstand deutlich: "Es ist wichtig, dass wir unabhängig arbeiten. Einen Remissionierungsgedanken lehnen wir ab." Wich sieht viele Betroffenenbeiräte in einer Art "Feigenblattfunktion" für die Institution Kirche – ohne Mitbestimmungsrechte. Kritisiert wird an den Beiräten, dass ihnen die Struktur vorgegeben werde und die Betroffenen ihre Vertreter für den Beirat nicht selbst auswählen könnten, sondern sich beim Bistum bewerben müssen.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ