Baumfällung

Mit der alten Erle am Hertener Mattenbach verschwindet ein Stück Ortsgeschichte

Die alte Erle am Brückli des Hertener Mattenbachs musste aus Sicherheitsgründen weichen. Der Hertener Martin Koschmieder erzählt, wie eng der Baum mit der Ortsgeschichte verknüpft ist.  

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Mit kräftigen Maschinen war die Erle rasch zerlegt.  | Foto: Martin Koschmieder
Mit kräftigen Maschinen war die Erle rasch zerlegt. Foto: Martin Koschmieder

Die alte Erle am Brückli des Hertener Mattenbachs ist gefällt worden. Dies sei aus Sicherheitsgründen notwendig gewesen. "Genaue Beobachter wussten schon länger, dass sie bald fällig sein wird", schreibt Martin Koschmieder. Der Baum, der aus einem Wurzelstock mit drei Stämmen bestand und eine mächtige Krone bildete, sei "ein Stück Hertener Geschichte" gewesen, erzählt der Hertener Einwohner.

Die Erle sei damals gezielt an einer besonderen Stelle gepflanzt worden. Wahrscheinlich sollte sie Schatten spenden und gleichzeitig den Mattenbach stauen, damit die Bauern Wasser auf ihre Felder leiten konnten. Der Mattenbach, der als Bewässerungsgraben genutzt wurde, sei von Hand ausgeschaufelt und an den Dorfbach in Degerfelden angeschlossen worden.

Aufgrund des geringen Gefälles hätten die Bauern im Winter "Bachpflegearbeiten" durchführen müssen. Im Sommer sei "genossenschaftlich genau geregelt" worden, wann und wie lange jemand aus dem Mattenbach Wasser ableiten durfte, erklärt Koschmieder. Um die Arbeit zu erleichtern, habe man eine Brücke gebaut.

Das romantische Brückli am Mattenbach.  | Foto: Martin Koschmieder
Das romantische Brückli am Mattenbach. Foto: Martin Koschmieder     

Die Erle war ein Orientierungspunkt

Die Erle habe sich schnell zu einem Orientierungspunkt entwickelt, der vom Aussichtspunkt "Grabbestei" aus sichtbar war. "Direkt hinterm Wasserhüsli war sie zu sehen. Dort war dann auch der Mattenbach und die Stellfalle auszumachen", so Koschmieder. Vom "Grabbestei", kann man auch die namensgebenden Raben in Schwärmen auf den Feldern im Tal sehen.

Ausblick vom Grabbestei Ende 1950.  | Foto: Martin Koschmieder
Ausblick vom Grabbestei Ende 1950. Foto: Martin Koschmieder     

Die Erlen und Pappeln am Bachufer hätten ideale Nist- und Aussichtsplätze für die Raben geboten. Die Stellfallen für den Mattenbach seien im freien Feld platziert worden. "Der Trampelpfad und das Brückli wurden von den Hertenern gerne als Abkürzung zum Oberdorf genutzt", erklärt Koschmieder. Mit der Zeit sei der Boden dann von den Landwirten an die Firma Ciba Geigy verkauft worden, die dort Wohnungen für ihre Mitarbeiter errichten wollte. "Unaufhaltsam sind Häuser von beiden Seiten zum Brückli hingewachsen", so Koschmieder.

Der Pfad sei zu einem geteerten Weg geworden, und die Eisenrahmen der Stellfalle seien aus Sicherheitsgründen entfernt worden. Das "romantische Brückli" wurde wegen der Abnutzung durch eine Brücke mit Stahlgeländer ersetzt. Eisvögel und Stichlinge wurden immer seltener. Und "jetzt ist die alte Erle am Brückli weg", sagt Koschmieder. Innerhalb einer Stunde hätten Maschinen den Baum "in verarbeitbare Einzelteile" zerlegt. Immerhin: Der Mattenbach ist noch da. "Jetzt bleibt nur die Frage, wie wir mit dem Wissen, dass der Mattenbach kein Bach, sondern ein Bewässerungsgraben ist, ökologisch sinnvoll umgehen", sagt Koschmieder.

Schlagworte: Martin Koschmieder
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