Marit Kaldhols Jugendroman „Zweet“ erzählt von jungen Außenseitern
Die junge Heldin Lill-Miriam tickt etwas anders als ihre Schulkameraden. Kommunikation mit der Außenwelt fällt ihr schwer. Sie lebt in ihrer eigenen Welt und wenn sie erzählt auch in ihrer eigenen Sprache.
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Es ist nur so, dass die junge Heldin Lill-Miriam etwas anders tickt als ihre Schulkameraden – das heißt, wenn sie Kameraden hätte. Kommunikation mit der Außenwelt fällt ihr schwer. Sie lebt in ihrer eigenen Welt und wenn sie erzählt auch in ihrer eigenen Sprache. Deshalb das ungewöhnliche Schriftbild. Und auch der ungewöhnliche Titel, der weder holländisch noch ein Eigenname ist, wird am Schluss aufgeklärt.
Lill-Miriams Welt setzt sich aus einfachen Hauptsätzen zusammen. Der Kosmos, der daraus entsteht, ist aber deswegen nicht etwa zurückgeblieben. Man kann ihn sich vielleicht eher so vorstellen, wie ein komplexer Bienenstock aus den Aktivitäten einfacher Arbeitsbienen entsteht. Jedenfalls sind Bienen und überhaupt Insekten für Miriams Welt der Hauptbezugspunkt. Und das ist alles andere als dumm. Schließlich kommen statistisch gesehen auf einen Menschen 150 000 000 Insekten. Doch dann passiert etwas Bedrohliches. In der Schule werden alle Kinder zusammengetrieben. Miriam ist das unheimlich. Sie will sich auf keinen Fall wie die anderen von weiß vermummten Gestalten in Bussen abtransportieren lassen, flüchtet auf den Dachboden und sinniert, ob jetzt die große Katastrophe da ist, die sich durch das Bienensterben bereits angekündigt hat.
Für ihre Mitschülerinnen ist Miriam schlicht gestört – und so wird sie gemobbt. Schwer gemobbt. So schwer, dass sie einmal beinahe ertrunken wäre. Mitschülerin Susan merkt, dass sie an dem Tag, als sie Miriam beim Schwimmen nicht auftauchen ließen, eine Grenze überschritten haben. Täterin geworden zu sein, nagt an ihr. Als die Schule wegen austretender giftiger Gase einer Fabrik in Schulnähe evakuiert wird und Susan bemerkt, dass Miriam sich abgesetzt hat, ringt sie mit sich: Erträgt sie es, möglicherweise noch einmal am möglichen Tod Miriams mit Schuld zu sein?
Die dritte Stimme im Roman gehört Ruben. Er ist wie Lill-Miriam Außenseiter, aber aus anderen Gründen. Er kommt aus Kuba und will nicht lügen. Die Mitschüler empfinden das als Petzen und schließen ihn aus der Klassengemeinschaft aus. Für Miriam ist Ruben ein Glück. Ohne ihn wäre sie bei der Mobbingaktion im Wasser ertrunken. Ganz sacht nähern sich die beiden Außenseiter an.
Drei subjektive Sichten, nie den Sack zugemacht, den Lesenden immer genügend Platz gelassen, sich selbst einzuklinken – ein starkes Buch.
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