"Mir macht es einfach unheimlich viel Spaß zu gewinnen"
ZISCH-INTERVIEW mit dem mehrfachen Florettweltmeister Peter Joppich über den Charme des Fechtens, seinen Ehrgeiz und große internationale Turniere.
Max Maletz, Klasse 4a & Grundschule Lahr-Sulz
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Max Maletz, Zisch-Reporter aus der Klasse 4a der Grundschule Lahr-Sulz, selbst Fechter des TV Lahr, hat den fünffachen Weltmeister Peter Joppich interviewt. Joppich befindet sich derzeit zur WM-Vorbereitung im Trainingslager in der Sportschule Hennef. Max durfte ihn dort besuchen.
Joppich: Ich komme aus Koblenz, dort gibt es sehr viele Burgen. Ritter und Musketiere haben mich also schon damals fasziniert. Aber ausschlaggebend waren 1988 die Olympischen Spiele in Seoul, da habe ich als Fünfjähriger frühmorgens, ohne das Wissen meiner Eltern, die Fechtwettkämpfe im Fernsehen verfolgt. Anja Fichtel gewann damals Gold, das hat mir so gut gefallen, dass ich meine Eltern geweckt habe und sagte, dass ich gerne mit Fechten anfangen würde. Sie haben mich dann im Fechtverein angemeldet.
Zisch: Wo sind Sie aufgewachsen, und wie hieß Ihr erster Verein?
Joppich: Ich wurde 1982 in Koblenz geboren und wohne dort heute noch. Mein erster Verein war der KSC Koblenz, mittlerweile fechte ich aber für die CTG Koblenz.
Zisch: Was fasziniert Sie am Fechten?
Joppich: Ich liebe die Schnelligkeit, die Dynamik, den Nervenkitzel, welchen man in den Wettkämpfen hat, und natürlich auch den Kampf Mann gegen Mann.
Zisch: Haben Sie auch andere Waffen ausprobiert? Degen oder Säbel?
Joppich: Ich bin direkt mit dem Florett groß geworden, habe aber auch noch ab und zu Degen gefochten. Mit dem Florett hat es mir immer mehr Spaß gemacht, daher bin ich dabei geblieben. Säbel habe ich nur ein-, zweimal aus Spaß gefochten.
Zisch: Was finden Sie so besonders am Florett?
Joppich: Das Florett ist eine tolle Waffe für mich. Da ist viel Dynamik drinnen, man hat aber auch die taktischen Aspekte: Dass du nicht nur komplett nach vorne rennen musst, sondern auch überlegen musst, was du als Nächstes machen musst. Natürlich musst du auch genau zielen, da die Trefferfläche nicht groß ist. Dies macht mir dabei am meisten Spaß.
Zisch: Welche Voraussetzungen muss man für das Fechten mitbringen; was macht einen guten Fechter aus?
Joppich: Das ist eine schwierige Frage. Wir haben große Fechter, kleine Fechter, dünne Fechter, kräftigere Fechter – das verteilt sich meiner Meinung nach etwas auf die Waffen. Wenn man groß ist, hat man einen Vorteil in der Reichweite, aber wenn man klein ist, bietet man weniger Trefferfläche. Dennoch: Wenn man groß ist, geht man eher zum Degen, wenn man so eine Statur wie ich hat, ist man eher Florettfechter. Säbelfechten ist sehr dynamisch, das machen auch eher Größere.
Zisch: Wie oft und wo trainieren Sie in der Woche? Bleibt Ihnen da noch Zeit für andere Hobbys?
Joppich: Das kommt darauf an, in welchem Teil der Saison wir uns befinden. In der Vorbereitung machen wir viel Konditions- und Athletiktraining. Während der Saison hat man viele Turniere, da fechten wir unheimlich viel. Da haben wir viele Freigefechte, Lektionen, Beinarbeit. Bei den vielen Wettbewerben braucht man dann natürlich auch wieder Regenerationspausen. Jetzt vor der WM frischen wir natürlich unsere Kondition und Athletik auf, gepaart mit Fechteinheiten. In der Regel kann man sagen, dass ich sechs Tage in der Woche trainiere. Fünf Tage davon bin ich in Bonn im Olympiastützpunkt. Der Bundestrainer Ulrich Schreck ist dort, er ist auch mein persönlicher Trainer. Und meine Trainingsgruppe ist dort. Einen Tag habe ich immer frei. Meine Hobbys sind dann Fußball, Skifahren und Formel 1.
Zisch: Sie sind fünfmaliger Weltmeister. Was haben Sie noch für Ziele?
Joppich: Es haben mich schon viele gefragt, wo die Motivation herkommt, aber der Sport macht mir einfach so viel Spaß! Mir macht auch das Gewinnen Spaß und mich mit anderen Sportlern zu messen. Außerdem fahre ich gern zu den großen Sportereignissen – zu den Olympischen Spielen, den Weltmeisterschaften und so weiter.
Zisch: Im Juli findet die WM in Leipzig statt. Was haben Sie sich vorgenommen?
Joppich: Die WM ist natürlich das Highlight in diesem Jahr, und dass diese auch in Deutschland ist, ist unheimlich toll. Bei der letzten WM in Deutschland, 2005, auch in Leipzig, bin ich mit einer Medaille nach Hause gekommen. Es wäre natürlich super, wenn es nochmal klappen würde. Mein Ziel ist es, immer so weit nach vorne zu kommen wie möglich, um Medaillen zu gewinnen.
Zisch: Was ist das für ein Gefühl, bei so einem großen Turnier zu starten?
Joppich: Das ist für mich immer ein ganz großes Gefühl. Ich mag diese großen Turniere. Es ist natürlich immer viel Druck dabei, vor allem wenn man schon viel gewonnen hat, aber über die Jahre habe ich gelernt, damit umzugehen, und am Ende muss ich immer mit mir selber zufrieden sein.
Zisch: Was wollen Sie nach dem Sport machen? Haben Sie einen Beruf erlernt?
Joppich: Momentan bin ich ja noch Sportler, bin auch bei der Bundeswehr in der Sportfördergruppe. Im Januar dieses Jahres habe ich mein BWL-Studium abgeschlossen, dies war für mich sehr wichtig, damit ich noch ein zweites Standbein habe. Aber wie gesagt, noch fechte ich, alles Weitere werden wir dann sehen …
Zisch: Denken Sie, dass man Fechten weiterhin bei Olympia sehen wird?
Joppich: Ja, natürlich denke ich das. Fechten ist eine der traditionellsten Sportarten überhaupt, und die Fechter sind von Anfang an dabei. Durch den aktuellen Entschluss, dass bei den nächsten Olympischen Spielen zwei Fechtmannschaften mehr mit dabei sein dürfen, gehe ich nicht davon aus, dass das Fechten gestrichen wird.
Zisch: Kann ich Ihnen 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio wieder die Daumen drücken?
Joppich: Jetzt kommt erstmal die WM in Leipzig. Aber klar, Tokio ist ein Ziel!
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